Alle drei von Hölderlin begonnenen Dramenfassungen zum fünfaktigen Trauerspiel DER TOD DES EMPEDOKLES (1798/99) blieben Fragment und setzen sich dennoch zu einer hochphilosophischen, poetischen und zugleich fesselnden Geschichte zusammen: Empedokles ist ein Liebling der Götter, fühlt sich den Kräften der Natur eng verbunden und verführt das Volk von Agrigent durch seine charismatische Ausstrahlung. Von den Bürgern von Agrigent wird er verehrt wie ein heutiger Popstar. Da er jede politische Herrschaft ablehnt und in der ihn umgebenden Kultur einen Abfall vom Göttlichen sieht, predigt er eine höhere Verbindung zwischen Göttern und Menschen. Wie Prometheus offenbart er den Menschen göttliche Wahrheiten und setzt sich den Göttern gleich. Doch seine Hybris zerstört die ursprüngliche Einigkeit mit der Natur. Nach der antiken Legende soll er in den Krater des Ätna gesprungen sein, um im Freitod wieder eins zu werden mit der Natur. Im Opfertod, im eigenen Untergang sucht er Erneuerung.
Wann kippt Erkenntnis in Hybris? Wann in Zerstörung? Wie ist zu begreifen, dass man deutschen Soldaten auf ihrem Weg an die Front Hölderlin als Lektüre mit in den Tornister gegeben hat? Als heutiges Individuum fällt es schwer, sich mit einer Figur von der Größe eines Empedokles zu identifizieren. Wie kann man sich einer Gestalt von solch heroischem Format und einem so genialen Dichter wie Hölderlin dennoch nähern? Gemeinsam mit fünf jungen SchauspielerInnen wird sich Regisseur Christian Schlüter auf die Suche begeben – “Looking for Empedokles”.
Regie: Christian Schlüter / Ausstattung: Jürgen Höth
Mit: Katja Bramm / Danny Exnar / Dorothee Föllmer /Gunnar Kolb / Johannes Schön