Der offensichtliche Sieger der diesjährigen Umfrage ist das Ballett der Deutschen Oper am Rhein. Mit seinem neuen Chef Martin Schläpfer steht es eindeutig an der Spitze der nordrhein-westfälischen Tanztheater. Der kreative Ballettchef hat nicht nur das Publikum, sondern auch die Kollegen überzeugen können. Innerhalb von zehn Monaten – seiner ersten Saison als Ballettdirektor und Chefchoreograph an der Deutschen Oper am Rhein – hat Martin Schläpfer seine Compagnie an die Spitze in NRW geführt. Neben der Gesamtleistung als „Beste Compagnie“ überzeugten die Choreographien der vier ersten Ballettabende b.01 bis b.04 ebenso wie die Leistung der Tänzerinnen und Tänzer, von denen nicht nur Marlúcia do Amaral, Yuko Kato, Bogdan Nicula, Pontus Sundset und Jörg Weinöhl explizit hervorgehoben werden. „Die Deutsche Oper am Rhein gewinnt durch Ballettdirektor und Chefchoreograph Martin Schläpfer an Profil und ist plötzlich wieder auf internationalem Niveau“, beschreibt Michael-Georg Müller (NRZ, Westfälische Rundschau) das „Ballettwunder am Rhein“. Auch Bettina Trouwborst (WZ) lobt den „fulminanten Neustart in Düsseldorf/Duisburg“.
Beim Schauspiel gibt es einen eindeutigen Sieger. Karin Beier und das Schauspiel Köln führen die Liste der Sprechtheater an. Die junge Intendantin hat das Theater Köln zu einer wahren Musterbühne gemacht. Karin Beier steuert mit „Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen“ auch die beste Inszenierung im Sprechtheater bei.
Ihr folgt mit einigem Abstand das Schauspiel Essen mit seinem scheidenden Intendanten Anselm Weber. Auch er hat in den fünf Jahren seiner Amtszeit aus dem bis dahin kaum erwähnten Essen eine richtige Theaterstadt gemacht. Auf dem dritten Platz schob sich das Schauspielhaus Bochum. Elmar Goerden verabschiedet sich also mit einem Achtungserfolg. Alle anderen Bühnen folgen ziemlich abgeschlagen.
Beim Musiktheater ist es so eindeutig, dass man es kaum glauben mag. Das Essener Aalto-Musiktheater steht einsam an der Spitze. Trotz weniger Produktionen scheinen die Kritiker von der Leistung nach wie vor begeistert zu sein. Auf dem zweiten Platz folgt die Deutsche Oper am Rhein, von der man aber eigentlich mehr erwartet hatte. Bei dem Kampf um Platz drei entschied dann ein Punkt, mit dem Wuppertal diesen Platz für sich in Anspruch nehmen konnte. Die bergische Metropole konnte mit Raritäten viele Kollegen überzeugen.
Auf Platz zwei sehen die Kritiker die Deutsche Oper am Rhein im Bereich Musiktheater. Generalintendant Christoph Meyer punktet in seiner ersten Spielzeit an der Deutschen Oper am Rhein vor allem mit jungen Regisseuren und zeitgenössischen Werken. So gab es Nominierungen für die Regisseure Immo Karaman (Britten „Peter Grimes“), Tatjana Gürbaca (Strauss „Salome“) und Arila Siegert (Rameau „Les Paladins“), für „Das Gesicht im Spiegel“ von Jörg Widmann und die Kinderoper „Robin Hood“. Zahlreiche Nominierungen auch für Solisten und den Chor der Deutschen Oper am Rhein: Morenike Fadayomi und Nicola Beller Carbone überzeugten als Salome, Anna Virovlansky und Olesya Golovneva als Gilda, Anett Fritsch als Justine in „Das Gesicht im Spiegel“. Hervorgehoben werden auch Andrej Dunaev als Herzog (Verdi „Rigoletto“), Hans-Peter König als König Marke (Wagner „Tristan und Isolde“), Will Hartmann als Graf Danilo (Lehár „Die lustige Witwe“) und Adrian Sâmpetrean in Rameaus „Les Paladins“.
Das THEATER BONN wird in der Sparte Musiktheater gleich mit 26 lobenden Erwähnungen bedacht. 16 Musiktheaterkritiker nannten ihre Favoriten in den Kategorien: Bestes Musiktheater, Bester Dirigent, Beste Regie, Beste Ausstattung, Wichtigste UA/ Wiederentdeckung, Beste/r Sänger/in, Bester Chor und Beste/r Nachwuchssänger/in. Die Oper DER GOLEM erhielt acht Nennungen als wichtigste UA/Wiederentdeckung. Tansel Akzeybek wurde für seine Interpretationen in DER GOLEM, LIEBESTRANK und DIE LIEBE ZU DEN DREI ORANGEN jeweils als Bester Nachwuchssänger ausgezeichnet. Für zwei Kritiker ist die Oper Bonn das beste Musiktheater. Ebenfalls zwei Nominierungen erhielten Stefan Blunier als Bester Dirigent und der Chor der Oper Bonn als Bester Chor. Jeweils eine Stimme bekam Will Humburg als Bester Dirigent, Vera Nemirova, Andrea Schwalbach und Phillip Himmelmann in der Kategorie Beste Regie, Hermann Feuchter und Katherina Knopp für die Beste Ausstattung, DIE SCHWARZE SPINNE als wichtigste UA/Wiederentdeckung, Ingeborg Greiner als Beste Sängerin und Nachwuchssängerin, Alfred Reiter als Bester Sänger und Diana Tomsche als Beste Nachwuchssängerin.
Der von den Kollegen am meisten geschätzte Dirigent ist und bleibt Stefan Soltesz vom Aalto-Musiktheater Essen. Obwohl es in NRW nun wirklich kein Mangel an ausgezeichneten Dirigenten gibt, führt der Essener Theaterleiter die Liste seit Jahren mit ungewöhnlichem Abstand an.
Ein Merkmal der jährlichen Umfrage ist es, dass fast jedes Theater, von Aachen bis Bielefeld oder von Münster bis Bonn mit einzelnen guten Leistungen bei den Kollegen Erwähnung finden. Das auch kleinere Theater und freie Bühnen wie in Bochum, Düsseldorf, Köln und Münster ihren Niederschlag in der Umfrage gefunden haben, zeigt wie gut, dicht und gewachsen unsere Kulturregion ist.
theater pur - Das Magazin für NRW
Alfredstraße 58
45130 Essen
Postfach 34 01 25
45073 Essen
Telefon 0201-8567254
Telefax 0201-8567255