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"Die Staatssicherheit in Dresden" - Zwei Spurensuchen von Rimini Protokoll und von Clemens Bechtel - Staatsschauspiel Dresden

26. und 28. April 2013. ----

Im April 2013 widmen sich zwei Theaterprojekte dem Thema Überwachungsstaat und forschen auf unterschiedliche Weise nach den Spuren, die die Stasi in der Stadt Dresden und in den Köpfen und Herzen der Bürger hinterlassen hat.

Den Anfang macht Rimini Protokoll mit Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden. In diesem begehbaren Hörspiel, einem audiogestützten Stadtrundgang, wird das Publikum Erinnerungen an Dresdner Orte und Geschichten lauschen können, die von Erlebnissen mit der Staatssicherheit handeln. Der vertraute Stadtraum wird – indem er sich mit bislang unerhörten Geschichten verbindet – zum historischen Erinnerungsraum jüngster deutscher Geschichte.

 

Der Regisseur Clemens Bechtel versammelt zwei Tage später in seiner Inszenierung Meine Akte und ich Menschen, die für die Stasi gearbeitet haben und solche, die von ihr observiert wurden. Gemeinsam steigen sie im Kleinen Haus 3 in das seltsame Reich der Geheimdienstakten hinab, um das archivierte Leben mit der eigenen Realität abzugleichen.

 

So widmen sich beide Projekte dem unheimlichen Apparat der Stasi und seinem verwalterischen Wahn – und exzerpieren auf ganz eigene Weise aus dem Wust der vergessenen Akten die privaten und persönlichen Geschichten und Schicksale der Menschen.

 

1. "Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden"

Ein begehbares Stasi-Hörspiel von Rimini Protokoll

Uraufführung am 26. April

Start der Tour und Ausleihe Handys im Kleinen Haus

 

Die Besucher des Hörspiels „Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden“ werden mit einem Stadtplan und einem GPS-Handy durch die Dresdner Alt- und Neustadt laufen. Auf den Spuren der Vergangenheit steuern sie selbständig auf dem Stadtplan verzeichnete Orte an, werden dort per GPS geortet und empfangen automatisch die Hörspielaufnahmen. Die Stadt wird so zum unsichtbaren Museum, zum hörbaren, höchst subjektiven Archiv, das jeden einzelnen Besucher fordert, sich Geschichte(n) zu erlaufen und sich selbst zu positionieren.

 

Über zehn Aktenkilometer lagern im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde in der ehemaligen Bezirkshauptstadt Dresden. Die Künstlergruppe Rimini Protokoll macht die Akten zugänglich: aus der Perspektive der Betroffenen, an den Orten ihrer Entstehung. An die 50 Dresdner wurden befragt, wie sie die Überwachung durch die Staatssicherheit erlebten. Sie rekonstruieren die Situation und stellen ihre Geschichte den Stasi-Akten entgegen.

 

„Radioortung“ ist ein Format von Deutschlandradio Kultur

 

Eine Produktion von Rimini Apparat in Koproduktion mit dem Staatsschauspiel Dresden und dem Sächsischen Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen

 

Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Mit beratender Unterstützung der BStU Berlin und Außenstelle Dresden sowie der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. Mit freundlicher Unterstützung von Sony Mobile

 

Ein Projekt von Helgard Haug, Daniel Wetzel, Sebastian Brünger (Rimini ­Protokoll)

Konzept: Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel

Mitarbeit Recherche und Schnitt: Michael Hoh

Produktionsleitung und Mitarbeit ­Recherche: Ute Meckbach

Projektsteuerung: Heidrun Schlegel

Stimme: Sonja Beißwenger

Entwicklung Applikation und interaktive Karte: Udo Noll (Radio Aporee)

 

***

 

2. "Meine Akte und ich"

Eine Recherche über die Staatssicherheit in Dresden

Die Bürgerbühne

Uraufführung am 28. April im Kleinen Haus 3

 

Die Staatssicherheit der ehemaligen DDR zeichnete sich im Vergleich zu anderen Geheimdiensten vor allem durch die Akribie aus, mit der Menschen und ihre Lebensgeschichten beobachtet wurden. Der Regisseur Clemens Bechtel untersucht zusammen mit seinem Ensemble von neun Bürgern, von Tätern und Opfern, ob die Dokumente wirklich eine relevante Auskunft über das Leben der Menschen geben und sich anhand dieser Protokolle Geschichte rekonstruieren lässt. Die Akte fungiert als Reiseführer in eine vergangene Zeit und gewährt spannende Einblicke in unsere deutsch-deutsche Geschichte.

 

Clemens Bechtel, der erstmals am Staatsschauspiel Dresden arbeitet, wurde für seine Inszenierung „Staatssicherheiten“ am Hans Otto Theater Potsdam, in der fünfzehn ehemalige Häftlinge über die Gefängnisse der Staatssicherheit berichten, mit dem Friedrich-Luft-Preis 2009 ausgezeichnet.

 

Im Rahmen des Projektes „Parallel Lives – das 20. Jahrhundert durch die Augen der Geheimdienste“, eine Initiative des Internationalen Theaterfestivals Divadelná Nitra. „Parallel Lives“ wird unterstützt von der Allianz Kulturstiftung und der ERSTE Stiftung.

 

Mit: Gottfried Dutschke, Max Fischer, Jürgen Gottschalk, Catharina Laube, Evelin Ledig-Adam, Ilona Rau, Michael Schlosser, Peter Wachs, Andreas Warschau

 

Regie: Clemens Bechtel

Bühne und Kostüm: Matthias Schaller

Musik: Sven Kaiser

Dramaturgie: Julia Weinreich

 

 

 

 

 

 

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