Überall, wo er erscheint, sorgt er für eine angespannte und elektrisierte Atmosphäre. Niemand vermag genau zu erklären, worin seine Anziehungskraft besteht. Auch Mozarts (1756 – 1791) Don Giovanni entzieht sich einer greifbaren Charakterisierung. Er taucht im nächtlichen Dunkel auf, um in das Zimmer von Donna Anna einzudringen, er tötet ihren Vater, den Komtur, im Affekt, er täuscht seine Ehegefährtin Donna Elvira und verführt das Bauernmädchen Zerlina. Tausendunddrei Abenteuer verzeichnet sein Diener Leporello in einem Register, mit dem er die unglückliche Donna Elvira verspottet. Später wird Don Giovanni dem toten Komtur auf dem Friedhof wiederbegegnen und
ihn als steinernen Gast zu einem Abendessen einladen, das mit einer Höllenfahrt endet.
Eros und Tod sind die existenziellen Themen dieser Geschichte, Freigeistigkeit, Ausschweifung und
Unaufhaltsamkeit ihre inneren Triebkräfte. Was höllische Verdammnis und moralische Ächtung nicht
vermochten, Mozart und da Ponte haben es gar nicht erst versucht: Don Giovanni als Sünder zu ächten. Ein trotziges „No!“ ist sein letztes Wort, bevor er mit Theaterdonner und Höllenqualm für seine Unbeugsamkeit und Reuelosigkeit bestraft wird und diejenigen, die darüber scheinbar Genugtuung empfinden, in der Leere und Fadheit ihres Alltagslebens zurücklässt. Don Juan ist ein anderer, einer, der Energien erzeugt, sie aufsaugt und sich darin verzehrt, denn sein dramatisches Ende ist unausweichlich, will er in der Fantasie der Nachwelt weiter fortleben.
Mehrere Kritiker, die im Juni, kurz vor Abschluss der vergangenen Spielzeit, die Premiere in Duisburg
miterlebten, sahen in Karoline Grubers „Don Giovanni“ die beste Inszenierung des Jahres und vergaben
Nominierungen für die beste Regie, die Kostüme von Mechthild Seipel und den Auftritt von Adam Palka als Leporello. Die Frankfurter Allgemeine schrieb: „Don Giovanni ist für Karoline Gruber eine Urkraft, ein erotischer Multiplikator, der in allen Menschen seiner Umgebung Begierden weckt und verborgenste Wünsche ans Licht bringt. Er selbst, des ewig gleichen Spiels der Lüste müde, muss gar nicht mehr den Verführer mimen; die Triebversehrten reißen sich ohnehin um ihn. So verschiebt Gruber den Fokus auf die Frauenfiguren, und so hat Donna Anna mehr als einen Flirt mit dem Womanizer.“
Die zweite Produktion im jüngsten Mozart-da Ponte-Zyklus der Deutschen Oper am Rhein entstand in
Kooperation mit der Tokyo Nikikai Opera Foundation und fand in Tokio wie in Duisburg ein begeistertes
Publikum. In Düsseldorf kann es nun eine ganz neue Sängerbesetzung entdecken. Für die musikalische
Leitung kehrt Friedemann Layer, langjähriger Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein, ans Opernhaus zurück. Schon am Samstag, 1. Dezember, um 9.30 Uhr, gewährt er interessierten Besuchern Einblick in die Proben: Der Eintritt zur Opernwerkstatt ist frei.
Dramma giocoso in zwei Akten KV 527
Libretto von Lorenzo da Ponte
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Friedemann Layer
Inszenierung: Karoline Gruber
Bühne: Roy Spahn
Kostüme: Mechthild Seipel
Chorleitung: Gerhard Michalski
Licht: Franz-Xaver Schaffer
Dramaturgie: Alexander Meier-Dörzenbach
Don Giovanni: Richard Šveda
Donna Elvira: Brigitta Kele
Donna Anna: Liana Aleksanyan
Leporello: Günes Gürle
Don Ottavio: Jussi Myllys
Masetto: David Jerusalem
Komtur: Hans-Peter König
Zerlina: Iulia Elena Surdu
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Orchester Duisburger Philharmoniker
Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf: Fr 07.12.2012 | Mi 12.12.2012 – 19.30 Uhr |
Sa 15.12.2012 – 19.30 Uhr | Di 18.12.2012 – 19.30 Uhr | Do 20.12.2012 – 19.30 Uhr |
So 23.12.2012 – 15.00 Uhr | Mi 26.12.2012 – 18.30 Uhr | Sa 29.12.2012 – 19.30 Uhr |
Fr 04.01.2013 – 19.30 Uhr | So 06.01.2013 – 15.00 Uhr | Sa 12.01.2013 – 19.30 Uhr |
Sa 19.01.2013 – 19.30 Uhr | Sa 23.02.2013 – 19.30 Uhr | So 28.04.2013 – 18.30 Uhr
Karten für die Premiere und die weiteren Vorstellungen sind erhältlich in den Opernshops Düsseldorf und
Duisburg, Telefon 0211.89 25 211, und online über www.operamrhein.de.