Hier debütierten in den 1960er und 1970er Jahren John Neumeier, Jiří Kylián, William Forsythe und Uwe Scholz als Choreographen, in den 1980er und 1990er Jahren zeigten unter anderem Daniela Kurz, Marco Santi, John Alleyne und Christian Spuck ihre ersten Ballette bei den "Jungen Choreographen". 2001 erregte Marco Goecke mit seiner ersten Noverre-Kreation Aufsehen – nur wenige Jahre später sind seine Ballette weltweit zu sehen.
Zur jüngsten Generation der Noverre-Entdeckungen gehören auch der Brite Douglas Lee, die Amerikanerin Bridget Breiner und der Argentinier Demis Volpi, alle drei sind Tänzer des Stuttgarter Balletts. Douglas Lee, Erster Solist seit 2002, debütierte bereits 1999 als Choreograph und hat mittlerweile sieben weitere Ballette für das Ensemble geschaffen, außerdem Auftragswerke für das Königliche Ballett von Flandern, das Norwegische Nationalballett und das New York City Ballet.
Bridget Breiner, ebenfalls Erste Solistin der Compagnie, trat 2005 erstmals als
Choreographin in Erscheinung und erregte 2007 Aufsehen mit der ortspezifischen choreographischen Arbeit Zeitsprünge für 32 junge Tänzer der John Cranko Schule im Kunstmuseum Stuttgart.
Demis Volpi ist die jüngste choreographische Entdeckung aus den Reihen des Ensembles und zeigt nach vier Noverre-Produktionen nun seine erste Auftragsarbeit für das Stuttgarter Ballett. Letters of Others von Bridget Breiner wurde inspiriert von der populären amerikanischen Radiosendung "This American Life". In einigen Folgen dieses Programms lasen Hörer Briefe vor, wobei für die Auswahl dieser Briefe keinerlei thematische oder inhaltliche Vorgaben gemacht wurden. Die unvermittelte, oft intime aber stets anonyme Einsicht in ein anderes, fremdes Leben bildet den Hintergrund der Choreographie, die ihre Bewegungsimpulse aus Musik, Sprachrhythmus und Stimmung der Texte ableitet, ohne damit eine Handlung oder einen Kommentar zu formulieren.
Handlungslos im engeren Sinne sind auch die neuen Ballette von Douglas Lee und Demis Volpi. Für Big Blur beauftragte Demis Volpi den Schlagzeuger Philippe Ohl mit einer Komposition für Percussion-Instrumente. Seine charakteristische Handschrift fortentwickelnd, stellt sich der junge Choreograph die Frage, wie aus gelebtem Leben Erinnerung wird. Dabei verliert sich die Choreographie nicht im Erzählerischen, sondern formuliert abstrakte Bilder von Mechanismen des Erinnerns. Douglas Lee versetzt mit Nightlight Tänzer und Publikum in den schwebenden Zustand zwischen Wachen und Träumen, wie ihn etwa ein Kind erlebt, das beim Einschlafen einem Märchen lauscht: Die Grenzen zwischen Realität, Phantasie und Traumwelt verschwimmen und beginnen sich
schließlich in der Dunkelheit gänzlich aufzulösen.
BREINER / LEE / VOLPI
Nightlight
Choreographie: Douglas Lee
Musik: Hildur Gudnadóttir, Zoë Keating, Frank Henne
Kostüme und Bühne: Ines Alda
Licht: Bonnie Beecher
Uraufführung: 31. März 2010, Stuttgarter Ballett
Alicia Amatriain, Laura O'Malley, Hyo-Jung Kang, Alexander Zaitsev, Evan McKie,
Sébastien Galtier, Özkan Ayik, Petros Terteryan, Matthew Crockard-Villa, Lee
Fennel, Doruk Demirdirek
Big Blur
Choreographie: Demis Volpi
Musik: Philippe Ohl
Kostüme und Bühne: Michaela Springer
Licht: Bonnie Beecher
Uraufführung: 31. März 2010, Stuttgarter Ballett
Katja Wünsche, Oihane Herrero, Angelina Zuccarini, Elizabeth Wisenberg, Elisa
Badenes, Francesca Berruto, Christina Burnell, Nathalie Guth, Daniela Lanzetti,
Julie Marquet, Renee Wright, Jelena Bushuyeva, Katja Wünsche, Oihane Herrero, Angelina Zuccarini, Elizabeth Wisenberg, Elisa Badenes, Francesca Berruto, Christina Burnell, Nathalie Guth, Daniela Lanzetti, Julie Marquet, Renee Wright und Jelena Bushuyeva außerdem die 3 Tänzer David Moore, William Moore und Arman Zazyan.
Letters of Others
Choreographie: Bridget Breiner
Musik: Jean Françaix, Henry Purcell
Toncollage: Frank Bürger
Kostüme und Bühne: Jürgen Kirner
Licht: Bonnie Beecher
Uraufführung: 31. März 2010, Stuttgarter Ballett
Jason Reilly, Marijn Rademaker, Alexander Jones, Laurent Guilbaud, Roland
Havlica, Brent Parolin, Tomas Danhel, Daniel Camargo