Sie studierten am renommierten Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeiten seit 4 Jahren kontinuierlich an künstlerischen Projekten mit internationaler Ausstrahlung. Ihre Arbeiten sind schwerpunktmäßig im Genre 'Tanz' angesiedelt und schlagen immer wieder Brücken zu den angrenzenden Gattungen Sprechtheater, der bildenden Kunst oder dem Hörspiel. Die längerfristige Recherche befasst sich mit dem Rückgriff auf historische Inszenierungen und Performances und setzt sich zum Ziel einen Raum für aktuelle Auseinandersetzungen zu schaffen. Dazu werden die vormaligen Aufführungen partiell rekonstruiert und mit eigenen, zeitgenössischen Fragestellungen konfrontiert, so dass es zu kontrastreichen Wechselverh.ltnissen von verschiedenen Prozessen auf der Bühne und ihren Zeitlichkeiten kommt. Ein weiteres Ziel dieser Arbeitsweise besteht darin, genormte Seh- und Hörgewohnheiten aufzubrechen: Konventionen von Darstellung und Narration werden aufgerufen,
um sie vor dem Hintergrund aktueller gesellschafts-politischer Prozesse neu zu justieren.
Die bisherigen Arbeiten, darunter APPROPRIATION. PARASITEN. KRAPP'S LAST TAPE (2009/10), Present Continuous Past(s) (2011) und WOYZECK .BERSCHREIBEN (2012) erreichten nationale wie internationale Ausstrahlung und wurden im theoretisch-wissenschaftlichen Kontext rezipiert.
In ihrem aktuellen Projekt "ERASING CAFÉ M" setzen sich die beiden Theaterkünstler nun erstmals mit
einer sehr prominenten Choreografie auseinander: Pina Bauschs "Café Müller" von 1978. Als stilbildendes Beispiel für die Tanztheaterkunst in Deutschland wurde das Stück über viele Jahre von
Pina Bausch selbst getanzt und war weltweit auf Tourneen sowie in Spiel- und Dokumentarfilmen zu
sehen.
Sebastian Blasius und Daniel Franz fragen in "ERASING CAFÉ M" nach den (Un)Möglichkeiten des
Erinnerns dieser Choreografie: Was bleibt, wenn wir uns die Bewegungen versuchen vorzustellen und
nachzutanzen? Welche Lücken, welche Löschungen nehmen Gedächtnis und Körper ungefragt vor? Und
was erzählen uns die verbliebenen Erinnerungen über unser eigenes Verhältnis zu Vergangenem? Was
bleibt bestehen und was ist vielleicht schon immer oder für immer verschwunden?
Gemeinsam mit Ihrem Team aus den TänzerInnen Yaara Dolev, Joris Camelin und Maya Weinberg, dem
Zeichner und bildenden Künstler Ralph Ziervogel und dem Hörspielmacher Christoph Korn, wollen
Sebastian Blasius und Daniel Franz das Archiv "Café Müller" durchqueren und behaupten, dass das Archiv allem voran eine Aufgabe hat: Das zu Archivierende durch eine ständige Neuperspektivierung porös zu machen, um es für neue Betrachtungsweisen zugänglich zu machen, was in erster Linie bedeutet, weit über eine bloße Reproduktion "hinaustanzen" zu müssen.
Choreografie: Sebastian Blasius // Dramaturgie: Daniel Franz // Tanz: Joris Camelin, Yaara Dolev,
Maya Weinberg // Bühnenbild: Ralph Ziervogel // Ton und Komposition: Christoph Korn
„Erasing Café M“ ist eine Produktion von Sebastian Blasius in Kooperation mit Sophiensaele Berlin.
Die Produktion wird durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Bezirksregierung Köln, Rudolf Augstein Stiftung, KunstSalon Stiftung und Bezirksregierung Oberbayern gefördert.
Die Premiere findet mit freundlicher Unterstützung durch i-camp/neues theater münchen statt.
Choreografie: Sebastian Blasius
Dramaturgie: Daniel Franz
Tanz: Joris Camelin, Yaara Dolev, Maya Weinberg
Bühnenbild: Ralf Ziervogel
Ton und Komposition: Christoph Korn