Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Eric Gauthier nimmt seinen Abschied als Solist mit Itzik Galilis „The Gift“ - Theaterhaus Stuttgart Eric Gauthier nimmt seinen Abschied als Solist mit Itzik Galilis „The Gift“... Eric Gauthier nimmt...

Eric Gauthier nimmt seinen Abschied als Solist mit Itzik Galilis „The Gift“ - Theaterhaus Stuttgart

Uraufführung am Mittwoch, 21. März 2018 um 20:00 Uhr, Theaterhaus Stuttgart T2

Der Tanz und die Bühne. Solange er denken kann, galt diesen beiden Eric Gauthiers ganz große Liebe. Eine Leidenschaft für immer, wie es schien. Selbstverständlich wie die Luft zum Atmen. Eine absolute Gewissheit, die sich im Lauf der letzten Jahre dennoch gewandelt hat, so wie sich auch Eric Gauthiers Leben verändert hat. Als Chef von Gauthier Dance trägt er nicht nur die Verantwortung für die 16 Tänzerinnen und Tänzer der Theaterhaus-Company. Das Wichtigste ist nun die eigene Familie, seine Frau und seine drei Kinder.

 

Copyright: Rainhardt Albrecht-Herz

So hat Eric Gauthier jetzt, mit Anfang 40, beschlossen, dieser Veränderung aktiv zu begegnen – um zu neuen künstlerischen Ufern aufzubrechen. Seinen Abschied als Solist feiert er folgerichtig auf der Bühne. Dem Stück, das ihm der renommierte Choreograph und gute Freund Itzik Galili dazu auf den Leib schneidert, haben er und Gauthier bewusst einen vieldeutigen Titel gegeben. Im Englischen bedeutet The Gift Geschenk oder Gabe im Sinne von Talent. Im Deutschen denkt man bei Gift sofort an tödliche Konsequenzen. Und genau zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die neue Produktion. Denn wenn das Leben im Rampenlicht eines lehrt, dann das: Wie leicht kann aus einem vermeintlichen Segen ein Fluch werden! Auch weil sich die Talente gegenseitig in die Quere kommen. Als Gauthier Mitte 20 war, konkurrierte seine neu gegründete Band mit seiner Arbeit als Tänzer am Stuttgarter Ballett. Als er mit 30 Jahren plötzlich die Chance erhielt, selbst eine Company zu leiten, fehlte ihm mehr und mehr die Zeit zum Tanzen. Und seit er mit Mitte 30 Vater wurde, muss er den Spagat zwischen der Familie und seinem außerordentlich vereinnahmenden Beruf bewältigen. Einen Spagat, der durch den rasant wachsenden internationalen Erfolg von Gauthier Dance jedes Jahr spürbarer wird.

Mit der neuen Produktion will Eric Gauthier innehalten und der Frage nachgehen, was ihn wirklich ausmacht. Ist es der Tänzer? Der Choreograph? Der Singer-Songwriter? Der Company-Chef? Der Moderator und Tanz-Animateur? Auf diesem Weg der Fragen steht Gauthier ein Künstler zur Seite, der sein vollstes Vertrauen genießt. Mit seiner messerscharfen psychologischen Beobachtungsgabe ist Itzik Galili, der „Regisseur unter den Choreographen“, dazu befähigt wie kein anderer. Gemeinsam begeben sie sich auf eine innere Reise, die definitiv kein Spaziergang wird. Denn Eric Gauthier ist entschlossen, hinter die eigene Fassade zu blicken, und stellt sich einem Verhör, das die Wahrheit mit Hilfe eines Lügendetektors ans Licht bringen will. Die Zuschauer werden Zeugen einer Selbstbefragung, durch die ein unsicherer, von Zweifeln gequälter Mensch hervortritt. Ein Suchender, der nichts gemeinsam hat mit dem Sonnyboy, den viele in Eric Gauthier sehen.

Doch bei aller Reflexion: Gauthier und Galili sind eingefleischte Entertainer, das können und wollen sie nicht verbergen. Und so formt sich das abendfüllende Stück mit Choreographien, viel Musik und Schauspiel-Szenen zu einem farbenfrohen Kaleidoskop. Wenn Eric Gauthier seine ereignisreiche Bühnenkarriere Revue passieren lässt, dann – führt er diese Erinnerungen vor. Er tanzt, erzählt, singt und spielt Gitarre. Denn als Solist seinen Abschied nehmen kann er nur, indem er noch einmal all seinen künstlerischen Facetten nachspürt.

The Gift ist eine Danksagung an die Kunst, an das Leben und die Liebe. Und wenn sich der Darsteller Eric Gauthier am Schluss ein letztes Mal verbeugt, wird das sicherlich ein sehr emotionaler Moment. Dass Eric Gauthier mit der Bühne noch lange nicht fertig ist – darauf kann sein Publikum trotzdem fest vertrauen. Denn es verbleiben ihm viele Rollen: als Künstlerischer Leiter von Gauthier Dance und als Musiker, als Choreograph und als passionierter Tanzvermittler.

Für Itzik Galili und Eric Gauthier beginnt nun der Endspurt. Und schon jetzt lässt sich sagen: Die gemeinsame Probenzeit seit vergangenem Herbst hat The Gift zu einem selten eindringlichen Solo gemacht. Im Laufe dieser (Selbst-)Erkundung haben sich die beiden vielen Fragen gestellt: Was bedeutet es für einen Künstler auf der Bühne zu stehen und nicht nur seine Werke sprechen zu lassen? Wie formt dieses öffentliche Ich den Charakter und umgekehrt? Und wie wird der Abschied von seinem alten Leben Gauthier verändern? Die Antworten darauf sind sehr persönlich ausgefallen. Gauthier und Galili sind entsprechend gespannt auf die Begegnung mit dem Publikum.

The Gift
Ein Soloabend getanzt von Eric Gauthier

Choreographie, Inszenierung & Text: Itzik Galili
Bühne, Kostüm & Licht: Itzik Galili
Musik: Claude Debussy, Jonny Greenwood, Peter Sculthorpe, Aaron J. Kernis, Stephan M. Boehme, Eric Gauthier und andere
Sounddesign, Komposition & Video: Stephan M. Boehme
Dramaturgie: Esther Dreesen-Schaback
Kamera: Rainhardt Albrecht-Herz
Choreographische Assistenz: Elisabeth Gibiat
Künstlerischer Coach: Egon Madsen
Produktionsleitung: Lisa Beck
Künstlerische Leitung Bühne & Kostüme: Gudrun Schretzmeier
Anfertigung Kostüm: Horst Weichhold, Kerry Rees (Ltg. Kostüme Tanz)
Requisite: Beate Mergel, David Fitzgerald, Johanna Kessler

Eine Produktion von Theaterhaus Stuttgart

Uraufführung am Mittwoch, 21. März 2018 um 20:00 Uhr,

O Donnerstag, 22. März 2018 um 20:00 Uhr
O Freitag, 23. März 2018 um 20:00 Uhr
O Samstag, 24. März 2018 um 20:00 Uhr
O Sonntag, 25. März 2018 um 19:30 Uhr
O Freitag, 27. April 2018 um 20:15 Uhr
O Samstag, 28. April 2018 um 20:15 Uhr
O Sonntag, 29. April 2018 um 19:15 Uhr
O Montag, 30. April 2018 um 20:15 Uhr
O Mittwoch, 9. Mai 2018 um 20:15 Uhr
O Donnerstag, 10. Mai 2018 um 20:15 Uhr
O Freitag, 11. Mai 2018 um 20:15 Uhr
O Samstag, 12. Mai 2018 um 20:15 Uhr
O Sonntag, 13. Mai 2018 um 19:00 Uhr

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 27 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑