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Gaetano Donizettis „La Favorite” - Bayerische Staatsoper München

Premiere Sonntag, 23. Oktober 2016, 19.00 Uhr, Nationaltheater. -----

Zahlreiche Mythen umranken die historische Figur der Léonor de Guzman, Mätresse des Königs Alfons XI. von Kastilien, die im Ränkespiel um Macht im Staate zerrieben wird. Ein wahrer Opernstoff, den Gaetano Donizetti nur allzu gerne aufgriff und 1840 in eine französische Grand Opéra für Paris formte - und so kompromisslos traurig und pessimistisch sollte Donizetti keinen weiteren Stoff mehr verarbeiten.

Mit der historischen Figur hat die Titelfigur der Oper jedoch nur noch wenig zu tun. Die Liebe Léonores zum König entpuppt sich in der Oper als Farce. Sie zögert nicht lange, um sich für den jungen Fernand zu entscheiden, der ihretwegen dem Klosterleben in Santiago de Compostela entflohen ist. Doch er weiß nicht um ihre Identität als Mätresse, so dass er und sie nur allzu leicht Opfer im intriganten Machtkampf zwischen Kirche und Staat werden. Am Ende bleibt den beiden nicht einmal mehr die Hoffnung auf eine gemeinsame bessere Zukunft nach dem Tod. Léonore stirbt, Fernand bleibt zwar im Kloster zurück, doch die Idee von Gott und Erlösung bleibt das Werk den beiden schuldig.

Donizetti schrieb La Favorite in nur acht Wochen für die Pariser Oper. Er übernahm den Großteil des Werks aus seiner fast fertiggestellten Oper L’Ange de Nisida, veränderte jedoch Gesangslinien und einzelne Tonfolgen. Er komponierte zwei neue Arien für Alphonse und zwei weitere Arien für Léonor, darunter die berühmte „O mon Fernand“. Obwohl der Komponist all diese Modifikationen und Neuordnungen vornahm, gelang es ihm, eine Oper von stilistischer Einheit zu kreieren. Von der Dramaturgie her gleicht La Favorite vielen französischen Opern jener Epoche: leidenschaftliche Helden geraten in ungünstige Situationen, auf die sie selbst keinen Einfluss mehr nehmen können. Die musikalische Qualität der Oper hebt sich jedoch deutlich von diesen ab. Die Ouvertüre, die Stimmungsbilder, das Spektrum an klanglicher Raffinesse und die Kreativität der gesamten Partitur zeigen den Komponisten auf der Höhe seiner Kunstfertigkeit.

Die letzte Neuinszenierung von Gaetano Donizettis La Favorite an der Bayerischen Staatsoper liegt mehr als 100 Jahre zurück. Regisseurin Amélie Niermeyer gibt mit dieser Premiere ihr Hausdebüt.

Libretto von Alphonse Ryoyer, Gustav Vaëz und Eugène Scribe

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln | Neuproduktion

Musikalische Leitung

Karel Mark Chichon

Inszenierung

Amélie Niermeyer

Bühne

Alexander Müller-Elmau

Kostüme

Kirsten Dephoff

Licht

Michael Bauer

Choreographische Mitarbeit

Ramses Sigl

Dramaturgie

Rainer Karlitschek

Chor

Sören Eckhoff

Léonor de Guzman

Elīna Garanča

Fernand

Matthew Polenzani

Alphonse XI

Mariusz Kwiecien

Balthazar

Mika Kares

Don Gaspard

Joshua Owen Mills

Inès

Elsa Benoit

Bayerisches Staatsorchester

Chor der Bayerischen Staatsoper

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