Adel und Klerus sind entmachtet, die gemäßigten revolutionären Gruppen ausgeschaltet, die Grabenkämpfe unter den Jakobinern haben begonnen. Im Zentrum der Auseinandersetzungen steht die Frage, welche sozialen und politischen Ziele der Revolution bleiben, wenn die Eliminierung der Gegner abgeschlossen ist. Während die Gruppe um George Danton sich der Dynamik des Mordens zu verweigern beginnt, opfern die Parteigänger von Maximilien de Robespierre einem atavististischen Kult immer mehr Menschen auf der Suche nach immer neuen „Feinden der Republik“. Ihr Leitbild ist ein Abstraktum: die Tugend, die zugleich die Rechtfertigung für den Schrecken liefert. Diese neue Opferreligion legitimiert die „terreur“ und den „Despotismus der Gewalt“. Danton weiß, dass die Revolution ihrer eigenen Logik folgt. Ihrer Entwicklung gegenüber nehmen er und seine Anhänger eine illusionslose Perspektive ein. Ihre chronische Handlungsverweigerung ist das Resultat dieses Reflexionsprozesses. Dennoch vermögen sie nicht, das von ihnen erkannte Übel aufzuhalten; ihr Tod gerät zu einer sinnlosen Geste.
Wohl kein Wort ist seit 1789 auf dem Grabbeltisch der politischen Begriffsgeschichte so oft aufgegriffen und wieder weggelegt worden, wie das Wort "Revolution".
Büchners Stück ist für Sebastian Baumgarten die Vorlage, um die Schichten, die sich an diesen Begriff angelagert haben, zu überprüfen. Büchners alter Text ruft nach ungewöhnlichen Formen: Er ist selbst Revolte gegen eine stringente Dramaturgie und psychologische Figurenkonstellationen. In seiner Inszenierung für das Maxim Gorki Theater geht Baumgarten dieser Spur nach.
Es spielen: Kathi Angerer, Anne Müller, Anja Schneider, Ursula Werner; Wilhelm Eilers, Philipp Hauß, Johann Jürgens, Michael Klammer
Regie: Sebastian Baumgarten, Bühne: Thilo Reuther, Kostüme: Tabea Braun, Video: Stefan Bischoff, Musik: Andrew Pekler, Dramaturgie: Carmen Wolfram
Weitere Vorstellungen am 22.4. und 8.5.2010