Ein bis dahin völlig unbescholtener Bankkassierer flieht mit einer großen Summe: sechzigtausend – fünfzig Mille Papier – zehn Mille Gold. Das Überraschende ist, er strebt gar nicht nach Besitz, er will sein Kapital ausgeben. Er nimmt die Zweideutigkeiten und Andeutungen »der Herren« über die fremde Dame, kostbarer Pelz, knisternde Seide, ernst. Für die Herren und auch für ihn macht Geld den Menschen. Der Kassierer denkt sich das Leben und die Menschen nur als Tausch, Geld für Zärtlichkeit, für Erregung und Intensität. So macht er erst gar nicht den Versuch, sich der Dame als Person zu nähern. Das geht schief, die Dame spielt nicht mit, sie verweigert ihre Mitwirkung an der Komödie. Statt in den Tod, der ihm als ein menschliches Gerippe mit grinsenden Kiefern begegnet, flieht der Kassierer in die Welt.
Die Waren, die er kauft, sind die Emotion der Masse, die Gier nach Geld, die Liebe als Prostitution des Körpers und die Prostitution der Seele. Mit einer Notiz Walter Benjamins über Kapitalismus als Religion von 1921 lässt sich sagen:
Darin liegt das historisch Unerhörte des Kapitalismus, dass Religion
nicht mehr Reform des Seins, sondern dessen Zertrümmerung ist.
Mit Gabi Geist Juliane Köhler Anne Schäfer Lambert Hamel
Dennis Herrmann Wolfgang Menardi Oliver Nägele
Regie Tina Lanik Bühne Stefan Hageneier
Kostüme Su Sigmund Musik Eva Jantschitsch