Dieses auf einem mathematisch-architektonischen Grundriss errichtete Kunstwerk hat Johann Sebastian Bach für den russischen Gesandten am Dresdner Hof geschrieben: Hermann Carl von Keyserlingk war mit der Familie Bach befreundet und litt an Schlaflosigkeit. Er bat Bach um ein paar Klavierstücke, „die so sanftem und etwas muntern Charakters wären, dass er dadurch in seinen schlaflosen Nächten ein wenig aufgeheitert werden könnte.“ Der in Keyserlingks Diensten stehende Cembalist Johann Gottlieb Goldberg sollte dem Grafen daraus vorspielen. Längst gelten die «Goldberg-Variationen» als eine der größten Herausforderungen für den Interpreten, als ein unerschöpflich tiefsinniger musikalischer Kosmos. Bei Sergei Vanaev kommen sie nicht vom Band, sondern werden live gespielt, um eine lebendige Beziehung zwischen Tänzern und Pianistin entstehen zu lassen.
Vanaev wird sich der Bachschen Komposition nicht inhaltlich, sondern eher abstrakt nähern und dabei der sensitiven Herangehensweise der Tänzerinnen und Tänzer an die Musik vertrauen. Ihre natürliche Emotionalität soll als ganz wesentlicher Bestandteil in seine Choreographie mit einfließen. Zum ersten Mal wird Vanaev bei den «Goldberg-Variationen» mit einer Drehbühne arbeiten, was die Bewegungsflüsse mal harmonisch, organisch wirken lässt, um sie dann wieder asymmetrisch mit dem sich ständig ändernden Raumgefüge zu brechen.
Neben dem in dieser Spielzeit mit dem Herzlieb-Kohut-Preis ausgezeichneten Ballettensemble des Stadttheaters ist Esther Birringer als Gast am Flügel zu erleben: Die als „sanfte Klavierpoetin“, „kraftvolles Energiebündel“ und „kongeniale Interpretin“ bejubelt junge Pianistin bereichert die Produktion mit ihrem sensiblen und gleichermaßen packenden Spiel. Nach ihrem 2012 mit dem Konzertexamen beendeten Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und zahlreichen Gastengagements u.a. in der Kölner Philharmonie, im Konzerthaus Berlin und der Laeiszhalle Hamburg sowie Einladungen zu renommierten Festivals gibt Esther Birringer parallel zur künstlerischen Tätigkeit regelmäßig Meisterkurse. Sie war unter anderem als Dozentin in Polen, Mittel- und Südamerika zu Gast und sammelte außerdem Erfahrung als Jurorin in Klavierwettbewerben. Zurzeit unterrichtet sie an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und am Zentrum für Musik und Sprache Hannover.
Goldberg-Variationen
Ballett von Sergei Vanaev / Musik von Johann Sebastian Bach
Choreographie & Inszenierung: Sergei Vanaev
Bühne: Sergei Vanaev / Johannes Bluth
Kostüm: Sergei Vanaev
Choreographische Assistenz: Wen-Hua Chang
Dramaturgie: Juliane Piontek
Inspizienz: Diana Berrett
Mit: Jessica De Fanti Teoli, Lidia Melnikova, Eileih Muir, Ting-Yu Tsai; Lorenzo Cimarelli, Volodymyr Fomenko, Ilario Frigione, Jacopo Grabar, Oleksandr Shyryayev
Klavier: Esther Birringer
Weitere Termine: 19. und 31. März / 8., 13. und 22. April 2017