1919 ist das Osmanische Reich am Ende und die dort lebenden Griechen - seit 1453 von den Osmanen beherrscht - proben den Aufstand. Doch Kemal Pascha („Atatürk“) hält dagegen: Zehntausende sterben und Millionen von Griechen und Türken verlieren ihr Heimat. In einem kleinen Dorf ist die Welt noch in Ordnung: man feiert Ostern, die Darsteller des Passionsspiels werden ausgewählt - da steht eine Gruppe von hungernden und erschöpften Griechen auf dem Dorfplatz, Bewohner eines von Türken zerstörten Dorfes. Doch die gemeinsame Religion eint nicht. Man jagt die Flüchtlinge aus dem Dorf. Aber unter der Führung von Manolios, dem Christusdarsteller, formiert sich, beseelt von der urchristlichen Botschaft, Widerstand von innen.
Bohuslav Martinů traf Nikos Kazantzakis in den 50er Jahren in dessen zeitweiliger Wahlheimat Antibes an der Côte d’Azur. Martinů war lange auf der Suche nach einer tragischen und gleichzeitig zeitgenössischen Geschichte und er fand sie in Kazantzakis‘ Roman Griechische Passion (in der wörtlichen Übersetzung: Christus wird wieder gekreuzigt). Das dort geschilderte Flüchtlingsdrama sprach Martinů unmittelbar an, denn in den USA der McCarthy-Ära galt der Tscheche als Kommunist, in der Tschechoslowakei als Renegat und Verräter.
1955 war das Libretto – nach einem Jahr gemeinsamer Arbeit von Autor und Komponist – fertig. Die europäischen Opernhäuser standen Schlange, um die Uraufführung zu ergattern; Martinů entschied sich für London und Covent Garden, wo sein Landsmann, der Dirigent Rafael Kubelik die konkretesten Pläne hatte. Das Direktorium des Royal Opera House war zunächst positiv eingestellt, doch kurz vor Produktionsbeginn kam das negative Votum: zu unklare Charaktere, zu wirre Geschichte. Der eigentliche Grund, so vermutete der Komponist, könnten die zu dieser Zeit gespannten Beziehungen zwischen Griechenland und Großbritannien aufgrund des Zypernkonflikts gewesen sein. Martinů arbeitete die Oper um, textete ein deutsches Libretto und bot es dem Opernhaus Zürich an, das die Oper 1961 in der zweiten Fassung herausbrachte, zwei Jahre nach Martinus Tod.
Die Wuppertaler Bühnen führen erstmalig die erste Fassung der Oper (die weitaus dramatischer, packender und fesselnder ist) in deutscher Sprache auf (Übersetzung: Chefdirigent Hilary Griffiths).
CONSTANZE KREUSCH (REGIE)
wurde 1972 in Hamburg geboren. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an der FU Berlin, war Regieassistentin am Staatsschauspiel Dresden und arbeitete u. a. mit Hasko Weber, Hans Kresnik und Holk Freytag zusammen. Von 2003-2006 war sie als Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden engagiert, danach folgten Regiearbeiten am Schauspielhaus Graz, am Staatstheater Mainz und am Staatstheater Braunschweig, am
Theater Lübeck und am Theater Erlangen.
Musikalische Leitung: Hilary Griffiths
Inszenierung: Constanze Kreusch
Bühnenbild: Jürgen Lier
Kostüme: Claus Stump
Choreinstudierung: Jens Bingert
Dramaturgie: Johannes Blum
Mit: Dominik Wortig, Juri Batukov, Joslyn Rechter, Thomas Schobert, Christian Sturm, Miljan Milović, Boris
Leisenheimer, Peter König, Dorothea Brandt, Dariusz Machej, Miriam Scholz, Delphine Guevar, Nathan
Northrup, Tomasz Kwiatkowski, Andreas Heichlinger, Jochen Bauer, Dorothee Fischer
Chor, Extrachöre und Kinderchor der Wuppertaler Bühnen
Wuppertaler Kurrende (Leitung: Martin Lehmann)
Sinfonieorchester Wuppertal
Die nächsten Vorstellungen sind am 10. / 18. und 29. April 2010 im OPERNHAUS.