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HEIM.SPIELE - EINE KOOPERATION MIT DEM ENSEMBLE MODERN - Oper Frankfurt

Samstag, 3. Dezember 2016 bis Donnerstag, 5. Januar 2017 im Bockenheimer Depot. ---

Erstaufführung / Uraufführung / Wiederaufnahme.

 

heim.spiele für das Ensemble Modern: Der Klangkörper präsentiert sich im Rahmen einer Residenz in Kooperation mit der Oper Frankfurt im Bockenheimer Depot in seiner Heimatstadt. Zu erleben sind die Wiederaufnahme von Peter Eötvös’ Musiktheater Der goldene Drache (siehe Seite 3 f.) sowie zwei Erfolgsstücke des Komponisten Steve Reich, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte: Music for 18 Musicians sowie – erstmals in der Region Frankfurt Rhein-Main – die Video-Oper The Cave. Das Varietéprogramm Spectacle Spaces lässt die Musik Mauricio Kagels und Martin Matalons auf spektakuläre moderne Zirkuskunst treffen.

 

Freitag, 16. Dezember 2016, um 19.30 Uhr im Bockenheimer Depot

Frankfurter Erstaufführung

THE CAVE

Multimediales Oratorium in drei Teilen (1990-93) von Steve Reich (*1936) und Beryl Korot (*1945)

Mit Übertiteln

Musikalische Leitung: Brad Lubman; Filmprojektion: BIG cinema; Lichtdesign: Jürgen Koß; Klangregie: Norbert Ommer

Mitwirkende: Synergy Vocals, Ensemble Modern

Weitere Vorstellungen: 17., 18., 20., 21. Dezember 2016, jeweils um 19.30 Uhr

 

Die Höhle Machpela, auch Höhle der Patriarchen, in Hebron ist Ruhestätte des Erzvaters Abraham und seiner Nachkommen. Sowohl für Juden als auch für Muslime hat die Stätte eine enorme religiöse Bedeutung, führen doch beide ihre Abstammung auf Abraham zurück. Die dokumentarische Video-Oper The Cave des Komponisten Steve Reich (*1936) und der Videokünstlerin Beryl Korot (*1945) folgt den Spuren der Beziehung zwischen Juden und Muslimen und vergegenwärtigt damit die 4000 Jahre alte biblische Geschichte von Abraham, seinen Frauen Sara und Hagar sowie den Söhnen Ismael und Isaak. Grundlage für The Cave bilden Interview-Aufnahmen mit Israelis, Palästinensern und Amerikanern. Die Antworten auf die stets gleichen fünf Fragen „Wer war Abraham? Wer war Sara? Hagar? Ismael? Und Isaak?“ spiegeln die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Kulturkreise wider und entwerfen ein Kaleidoskop an Erinnerungen und Reflexionen. Mit der Video-Oper, die Musik mit multiplen Videos dokumentarischen Charakters kombiniert, begründeten Steve Reich und Beryl Korot eine „neue Art des Musiktheaters“. Auf fünf großen Videoleinwänden erscheinen die Bildsequenzen der Interviews – angereichert mit Bibel- und Koranzitaten –, vervielfältigt, simultan überlagert und zeitversetzt geschachtelt. Diese Bilder und Sprechmelodien nimmt Steve Reich als Ausgangsmaterial für seine Musik, verdoppelt und harmonisiert sie vielfältig.

 

Sonntag, 25. Dezember 2016, um 18.00 Uhr im Bockenheimer Depot

MUSIC FOR 18 MUSICIANS

von Steve Reich (*1936)

Mit Übertiteln

Klangregie: Norbert Ommer

Mitwirkende: Synergy Vocals, Ensemble Modern

Weitere Vorstellung: 26. Dezember 2016 um 18.00 Uhr

 

Der amerikanische Komponist Steve Reich (*1936) gilt als einer der Pioniere der Minimal Music. Die zwischen 1974 und 1976 entstandene Komposition Music for 18 Musicians zählt zu den Schlüsselwerken in seinem OEuvre. Ein Mikrokosmos aus rhythmischen Klängen und repetitiven Mustern, der das Phänomen der Wiederholung und Veränderung auslotet und in seinem kontinuierlich an- und abschwellenden Gestus einen faszinierender Sog auslöst, in den einzutauchen dem Publikum ebenso freisteht wie das genaue Dechiffrieren der technischen Konstruktion: Elf Sektionen sind durch jeweils einen eigenen Akkord grundiert, aus dem das Material für die Instrumentalisten und vier Sängerinnen gewonnen wird. In ihrem Umfang einer Kammersinfonie gleich, kommt Music for 18 Musicians dabei ohne einen Dirigenten aus – eine Aufführungspraxis, zu der sich Steve Reich sowohl von der westafrikanischen Musik als auch von indonesischen Gamelan-Trommlern inspirieren ließ. Die Uraufführung von Music for 18 Musicians 1976 in New York mit seinem eigenen Ensemble „Steve Reich and Musicians“ machte Steve Reich einem breiteren Publikum bekannt. Erst zwanzig Jahre später fand die Komposition ihren Weg nach Europa, nach Frankfurt am Main, wo das Ensemble Modern das Werk einstudierte. Ein Vorhaben, das ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten nicht zu realisieren gewesen wäre. Denn Reich hatte für seine Musicians keine Partitur ausformuliert, auch lagen die Stimmen nur in einer Art privater Kurzschrift vor. Eine Partitur und ausgeschriebene Stimmen entstanden, und überdies eine bis heute anhaltende Künstlerbeziehung zwischen Steve Reich und dem Ensemble Modern sowie zahlreiche gemeinsame Konzerte in der ganzen Welt.

 

Samstag, 31. Dezember 2016, um 21.00 Uhr im Bockenheimer Depot

SPECTACLE SPACES

Frankfurter Erstaufführungen

Morceau de Concours für eine oder zwei Trompeten (Fassung für Trompete und Horn, 1972)

Varieté. Concert-Spectacle für Artisten und Musiker (1976/77)

von Mauricio Kagel (1931-2008)

Uraufführung

Caravanserail (2016)

von Martin Matalon (*1958)

Musikalische Leitung: Franck Ollu; Konzeption: Knut Gminder und Robin Witt; Regie: Knut Gminder; Choreografie: Aleksei Uvarov; Beleuchtungskonzept und Lichttechnik: Wiglev von Wedel

Mitwirkende: Internationales Artistenensemble, Ensemble Modern

Weitere Vorstellungen: 1. (18.00 Uhr), 3., 4., 5. Januar 2017

Falls nicht anders angegeben, beginnen alle Vorstellungen um 19.30 Uhr

 

In einer düsteren, pessimistischen Welt wird ein nostalgischer Jahrmarkt, der die Vielfalt (Varieté) feiert, anstatt sie zu fürchten, zu Zuflucht und Ablenkung – oder gar zum Ausweg? Der Abend Spectacle Spaces mit dem Ensemble Modern und einer hochkarätig besetzten Gruppe internationaler Stars des Varietés und der Artistik lässt auf beeindruckende Weise zeitgenössische Musik auf moderne Zirkuskunst treffen. Ausgangspunkt ist das Concert-Spectacle für Artisten und Musiker von Mauricio Kagel (1931-2008), das die Regeln des klassischen Varietés umkehrt: Die Musik ist nicht mehr zufällige Begleitung szenischer Attraktionen, sondern sie selbst bedingt das Varietéprogramm nach musikalischen Gesichtspunkten. Daran anknüpfend hat der argentinische Komponist Martin Matalon (*1958) mit Caravanserail (2016) eine neue Komposition geschaffen, die an diesem Abend uraufgeführt wird. Wie Teile eines Puzzles unterschiedlicher Geometrie, Farbe, Form und Zeitlichkeit fügt sich seine Musik ineinander, mit der die Tänzer und Akrobaten als Kontrapunkt interagieren. In Spectacle Spaces werden die Musiker des Ensemble Modern auf der Basis der beiden Partituren zentraler und integraler Bestandteil des artistischen Gesamtkonzepts. Der Gegensatz zwischen zeitgenössischer Musik und bestaunenswerter und unterhaltender Artistik wird spielerisch aufgelöst, Grenzen zwischen Sparten und Formaten werden be- und hinterfragt: ein spektakulärer Abend voller bereichernder Kontraste.

 

Samstag, 3. Dezember 2016, um 19.30 Uhr im Bockenheimer Depot

Erste Wiederaufnahme

DER GOLDENE DRACHE

Musiktheater (2013/14) von Peter Eötvös

Musikalische Leitung: Nikolai Petersen; Inszenierung: Elisabeth Stöppler

Mitwirkende: Karen Vuong (Die junge Frau u.a.), Hedwig Fassbender (Die Frau über sechzig u.a.), Ingyu Hwang (Der junge Mann u.a.), Hans-Jürgen Lazar (Der Mann über sechzig u.a.),

Holger Falk (Der Mann u.a.), Ensemble Modern

Weitere Vorstellungen: 5., 7., 9., 10. Dezember 2016

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr

Kompositionsauftrag von Oper Frankfurt und Ensemble Modern

Koproduktion mit dem Ensemble Modern

 

Nachdem bekannt wurde, dass einer der meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatiker – Roland Schimmelpfennig (*1967) – die literarische Vorlage zur neuesten Oper eines der erfolgreichsten Komponisten unserer Zeit – Peter Eötvös (*1944) – liefern sollte, wurde die Uraufführung des Werks am 29. Juni 2014 im Bockenheimer Depot mit Spannung erwartet. 2010 war Schimmelpfennigs Goldener Drache zum Berliner Theatertreffen eingeladen und anlässlich der Kritikerumfrage des Fachmagazins Theater heute zum „Stück des Jahres“ gewählt worden. Eötvösʼ vorangegangene Oper Paradise reloaded (Lilith) hatte 2013 an der Neuen Oper Wien ihre Uraufführung gefeiert. Nun fanden beide Künstler in einem von der Oper Frankfurt in Koproduktion mit dem Ensemble Modern in Auftrag gegebenen Werk zusammen.

 

Der Erfolg bei Publikum und Presse ließ nichts zu wünschen übrig, und so sei an dieser Stelle aus den nach der Uraufführung erschienenen Kritiken zitiert: „Einhelliger Beifall im Bockenheimer Depot für eine fabelhafte Ensembleleistung, für Musik, die alles auf den Punkt bringt. (…) Unbedingt sehenswert!“ – „Grandioses Musiktheater, musikalisch und von Regisseurin Elisabeth Stöppler auch szenisch perfekt umgesetzt.“ – „Aber alles das wäre nichts, wenn nicht Peter Eötvös mit leichter souveräner Hand vertont hätte. Es geht ihm nicht um neue Klänge oder um Experimentaltheater. Am Anfang klingt es so lustig und prägnant wie in einer Kinderoper. Es gehört ja zu Eötvös' Stilprinzipien, den Text möglichst prägnant in Sprechgeschwindigkeit durchlaufen zu lassen, so dass sich die Schimmelpfennigschen Sprachskurrilitäten auch mitteilen. Das präzis spielende Ensemble Modern liefert nicht nur eine illustrative Klangtapete, sondern gibt dem Ganzen einen rhythmischen, vorwärtsdrängenden Puls und vor allem Farbigkeit und rhetorische Vielseitigkeit. Schräge Glissandi, Gongs, Choräle, Recitar cantando à la Monteverdi, alles das zaubert Eötvös hervor.“

 

Die Handlung erzählt – mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors und vor dem Hintergrund der Flüchtlingsthematik aktueller denn je – von den Schattenseiten der globalisierten Welt, von Ausbeutung, Gier und Brutalität: Einem jungen Chinesen wird im China-Vietnam-Thai-Schnellrestaurant „Der goldene Drache“ ein schmerzender Schneidezahn mit der Rohrzange gezogen, da er ohne Aufenthaltsgenehmigung nicht zum Arzt gehen kann. Der Zahn landet in einem Suppentopf und somit im Mund einer Stewardess, die zu den Stammkunden des Imbisses zählt. Empört wirft sie den Zahn in den Fluss, in den zuvor der bei der brutalen „Operation“ verblutete Junge geworfen wurde. Eingewickelt in einen großen Drachenteppich soll er den Weg zurück in seine Heimat finden. Ergänzt wird diese Geschichte durch die Fabel von der fleißigen Ameise und der lustigen, aber faulen Grille. Hier steht sie als Gleichnis für ein von Ausbeutung und Missbrauch geprägtes Schicksal.

 

Zu den Neubesetzungen anlässlich der ersten Wiederaufnahme dieser Uraufführungsproduktion aus der Spielzeit 2013/14 – mit der die Oper Frankfurt 2015 mit großem Erfolg bei den Bregenzer Festspielen gastierte – zählt vor allem Ensemblemitglied Karen Vuong (Die junge Frau u.a.). Die amerikanische Sopranistin machte in Frankfurt zuletzt 2015/16 mit ihrer Darstellung der Micaëla in Bizets Carmen auf sich aufmerksam; eine Partie, die sie u.a. neben der Donna Elvira in Mozarts Don Giovanni auch in der aktuellen Saison verkörpert. Der koreanische Tenor Ingyu Hwang (Der junge Mann u.a.) ist seit 2015/16 Mitglied des Opernstudios der Oper Frankfurt und hat vor allem in zahlreichen Foyerproduktionen der Reihe Oper für Kinder mitgewirkt. Die musikalische Leitung des Ensemble Modern liegt erstmals bei dieser Produktion bei Kapellmeister Nikolai Petersen. Zu seinen weiteren Aufgaben in der Saison 2016/17 gehören die Neuproduktion von Brittens Paul Bunyan im Bockenheimer Depot sowie Repertoirevorstellungen von Mozarts Die Zauberflöte und Don Giovanni im Opernhaus. Alle weiteren Partien sind erneut mit den Sängerinnen und Sängern der Uraufführungsserie besetzt.

 

Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei den bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.

 

Eine Kooperation mit dem Ensemble Modern auf Einladung der Oper Frankfurt.

Mit großzügiger Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Aventis Foundation, der Deutsche Bank Stiftung, der Crespo Foundation, der Dr. Marschner Stiftung, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, der Freunde des Ensemble Modern e.V. und der Stadt Frankfurt.

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