In weniger Monaten komponierte Mozart seine »Entführung«, ein deutsches Singspiel, seine »Türkenoper«, die – wie alle Opern des Komponisten – auch eine über die Liebe ist. Sie sollte neben der »Zauberflöte« sein größter Erfolg als Komponist werden. Dem ungeliebten Salzburger Fürstendienst entronnen, hatte sich der junge Komponist als selbstbewusster freier Künstler in Wien niedergelassen. Gegen den Willen des Vaters heiratete er dort Konstanze Weber, die Namensgeberin der weiblichen Hauptfigur der Oper wurde.
Konstanze, die Verlobte Belmontes, ist mit ihrer Zofe Blonde und mit Pedrillo, Belmontes Diener, von Piraten entführt worden. Den materiellen und personellen Besitz des Bassa Selim, der die drei als Sklaven gekauft hat, bewacht Osmin. Der misstrauische, türkische Choleriker, der jeden Fremden erst foltern und dann töten will, verliert seine Grobheit in der Nähe der selbstbewussten Blonde. Und Bassa Selim umwirbt Konstanze mit anhaltender, doch sanfter Beständigkeit, die bei ihr »Martern aller Arten« hervorruft. Belmonte, der die Vermissten endlich gefunden hat und mit Pedrillo Fluchtpläne schmiedet, versteigt sich eifersüchtig dazu, seiner Verlobten Vorwürfe zu machen. Auch Pedrillo unterstellt Blonde, Osmin zu ermutigen. Gleichzeitiges Gefangen- und Umworbensein, den Fremden ausgeliefert, die Macht der Gefangenen und die Machtlosigkeit der Mächtigen stürzt alle in ein leidenschaftliches Chaos widerstrebender Gefühle, voll Eifersucht, Verletztheit und Verzweiflung, Tränen, Ohrfeigen und Versöhnung.
Einzigartig in der Oper ist, dass ihre Zentralfigur Bassa Selim als Sprechrolle konzipiert ist. Der sich der Musik der Europäer verweigernde Orientale übertrifft am Ende diese an Großmut. Um ihn entsteht ein klangliches Geflecht von einzigartig differenzierter musikalischer Charakterisierungskunst und ergreifender Emotionalität, gewürzt mit Janitscharen-Chor und mehr als einer Prise Humor.
Mozarts Oper ist in der Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg bereits im Schlosstheater Potsdam, in Köln und in Sulamanya im Irak aufgeführt worden. Konrad Junghänel (Musikalische Leitung) und Carsten Kochan (Spielleitung) erarbeiten das Werk nun für Wiesbaden neu.
Heather Engebretson, die derzeit auch ihre erste Violetta singt, übernimmt alternierend mit Susanne Elmark, die gerade an der Deutschen Oper Berlin und am Liceu Barcelona gastierte, die Partie der Konstanze. Der für seine Mozart-Interpretationen hochgelobte Tenor Mirko Roschkowski gibt sein Wiesbaden-Debüt als Belmonte. Mit Gloria Rehm (Blonde), Wolf Matthias Friedrich (Osmin) und Benedikt Nawrath (Pedrillo) stehen weitere Sänger aus dem Wiesbadener Ensemble auf der Bühne. Die Besetzung des Bassa Selim mit dem kurdischen Schauspieler Ihsan Othmann gibt der Figur gleichermaßen Brisanz wie Authentizität.
Musikalische Leitung Konrad Junghänel
Inszenierung Uwe Eric Laufenberg
Spielleitung Carsten Kochan
Bühne Matthias Schaller
Kostüme Antje Sternberg
Licht Andreas Frank
Chor Albert Horne
Dramaturgie Regine Palmai
Konstanze Heather Engebretson, Susanne Elmark Belmonte Mirko Roschkowski Blonde Gloria Rehm Osmin Wolf Matthias Friedrich Pedrillo Benedikt Nawrath Bassa Selim Ihsan Othmann
Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
die beiden nächsten Vorstellungstermine sind am 31. März & am 4. April 2015 // jeweils um 19:30 Uhr