Die Liste der von John Bell einstudierten und dirigierten Werke ist umfangreich und beeindruckend: Jules Massenets „Don Quichote“, „Mignon“, Petruschka“, „Troubadour“, „Die Kavaliere von Ekebu“, „Rigoletto“, „Carmen“ und Eugen d’Alberts „Tiefland“ – um nur einige zu nennen. Am 21. Juni 1992 – kurz vor Eintritt in den Ruhestand – brachte Bell seine letzte Premiere heraus: Mozarts „Gärtnerin aus Liebe“ im damaligen Opernhaus Rheydt.
Aber nicht nur im Orchestergraben, auch auf den Konzertpodien stellte John Bell sein außerordentliches Können unter Beweis. So dirigierte er Sinfonie-, Jugend- und Chorkonzerte der Niederrheinischen Sinfoniker und leitete zudem seit 1983 nebenamtlich die Bayer-Symphoniker.
Zur Musik kam John Bell durch seinen Aufenthalt als Internatsschüler auf Schloss Windsor. Dort war er von acht bis 14 Jahren Sängerknabe und gestaltete unzählige Gottesdienste mit. Bevor er sein musikwissenschaftliches Studium in Cambridge begann, leistete er zunächst ab 1945 in Irland und Österreich seinen Militärdienst ab. Von Cambridge aus ging Bell dann nach London, wo er eine Kapellmeisterklasse besuchte.
Es folgten ein einjähriges Volontariat in Regensburg, fünf Jahre als Chorleiter und Kapellmeister bei einer privaten englischen Tourneetruppe und ein weiteres Studienjahr in München. Nach Engagements in Kaiserlautern (fünf Jahre) und Münster (drei Jahre) kam er 1967 schließlich an den Niederrhein.
Hier arbeitete er mit insgesamt fünf Generalmusikdirektoren zusammen: Romanus Hubertus, Robert Satanowski, Lothar Zagrosek, Reinhard Schwarz und Yakov Kreizberg.
Für seine enormen Verdienste wurde John Bell am 20. März 1996 zum Ehrenmitglied des Theaters Krefeld Mönchengladbach ernannt.
John Bell wusste um seine schwere Erkrankung und erfüllte sich Ende vergangenen Jahres noch einen Herzenswunsch: Er wollte noch einmal alle Orchester dirigieren, die in seinem Leben wichtig waren. So stand er auch am 7. Dezember 2005 noch einmal im Graben des Mönchengladbacher Theaters und leitete eine Vorstellung von Giacomo Puccinis „La bohème“. Im Anschluss dankte ihm das Publikum mit stehenden Ovationen.
Die letzten Jahre lebte John Bell im bayerischen Samersberg – er wurde 79 Jahre alt.