Oft macht sich Ratlosigkeit oder wildes „Draufloserziehen“ breit. Beides erweist sich als wenig hilfreich. Mit der Inszenierung von „Märtyrer“ möchte das Theater neben einer brisanten künstlerischen Arbeit auch ein Gesprächsangebot liefern. Der Schüler Benjamin Südel geht nicht mehr zum Schwimmunterricht. Auf Nachfrage der Mutter führt er schließlich religiöse Gründe an. Sein überraschendes Coming Out als Christ untermauert er fortan neben seinem Bibelzitaten auch mit Taten.
In der nächsten Schwimmstunde springt er in voller Montur ins Wasser, im Sexualkundeunterricht zieht er sich nackt aus, und die Ausführungen zur darwinschen Evolutionstheorie kommentiert er im Affenkostüm. Sein provokatives Verhalten führt ihn und die Biologielehrerin Frau Roth ein ums andere Mal vor den Rektor. Dieser wie auch der an der Schule unterrichtende Priester bringen jedoch Bennis verqueren Ansichten durchaus Verständnis entgegen und bald schon steht Frau Roth mit der Vermittlung dessen, was sie bisher für Konsenswerte hielt, allein auf weiter Flur.
Benjamin dagegen gewinnt in dem Außenseiter Georg einen ersten ihm ergebenen Jünger und auch seine Klassenkameradin Lydia, die ihn zunächst abblitzen lässt, ist mehr und mehr von ihm angezogen.
Marius von Mayenburgs( geb. 1972) neues Stück (UA 2012, Schaubühne Berlin) gelingt durch einen geschickten Perspektivwechsel, eine spannend geschriebene Geschichte und Figuren aus der Realität ein Diskursvorschlag zum Thema Fanatismus und Extremismus. In grotesker Zuspitzung entlarvt es die Angst vor dem "Anderen" schlechthin als unbewusste Konstante einer vermeintlich toleranten Gesellschaft..
Regie und Bühne: Michael Funke;
Kostüme: Katharina Lorenz a.G.;
Dramaturgie: Eveline Günther;
Darsteller: Jonas Lauenstein (Benjamin Südel)), Lilli Jung, Anna Marie Lehmann, Gabriele Rothmann, Rainer Gruß, Olaf Hais, Ralph Hensel und Anthony Mrosek a.G.
Weitere Termine: 24. Februar, 16. März, 19.30 Uhr