Auch die Mutter der sechzehnjährigen Lilja folgt einem Mann und den Verheißungen eines neuen Lebens in den USA. Sie überlässt ihre Tochter der vermeintlichen Obhut einer Tante und damit ihrem Schicksal. Als
Bezugspersonen bleiben Lilja die Kinder aus der Nachbarschaft, besonders der elfjährige Volodja. Bis sie dem charmanten Andrej begegnet, der sie nach Schweden zu bringen verspricht, in eine bessere Zukunft. Alle Warnungen Volodjas in den Wind schlagend bricht Lilja auf.
Die Erzählung von Lilja, der Hauptfigur des schwedischen Films „Lilja 4-ever“, ist angelehnt an das Schicksal der sechzehnjährigen Litauerin Danguole Rasalaite, die sich im Januar 2000 mit einem Sprung von einer Autobahnbrücke in Malmö das Leben nahm, nachdem sie monatelang zur Prostitution gezwungen worden war.
Lukas Moodysson hat mit seinem Film aus dem Jahr 2002 diese Randnotiz aus dem Grenzbereich der Wohlstandsgesellschaft mit einem präzisen Blick, der Empathie nicht mit Melodramatik verwechselt, ins Zentrum des Bewusstseins einer breiteren Öffentlichkeit gezogen. Er wirft einen genauen Blick auf unsere erkaltende Gesellschaft und ihre Kämpfe um immer ungleicher verteilte Ressourcen.
Im Gorki Studio Berlin inszeniert die Regisseurin Felicitas Brucker die Theaterfassung der Passionsgeschichte Liljas, deren Weg aus der Hoffnungslosigkeit des postsowjetischen Frühkapitalismus in die moderne
Leibeigenschaft im westlichen Sozialstaat führt.
Mit: Britta Hammelstein (Lilja), Julika Jenkins (Liljas Mutter/Freundin Natascha /Kassiererin/ Liljas Tante Anna/Frau vom Sozialamt), Max Simonischek (Volodja/Andrej/Freier 2), Ulrich Anschütz (Sergej/Nataschas Lehrer/Nataschas Vater/Mann 1-4/Ljubomir/Freier 2), Arthur Romanowski (Volodja/Kind)
Regie: Felicitas Brucker, Bühne: Ulrike Siegrist, Kostüme: Sara Schwartz, Dramaturgie: Andrea Koschwitz