Die Tragödie der vierzehnjährigen Schüler ist, dass sie wie Kinder behandelt werden, wenn es um die Liebe geht und wie Erwachsene, wenn es um Leistung geht. In diesem Zwiespalt der Forderungen an sich selbst kapitulieren sie. Einzig Melchior wird erleben, dass nach dem düsteren November ein Frühling kommen wird. Vor über 100 Jahren waren 14-Jährige unwissend und verwirrt, ob sexuelle Lust nicht doch eher eine Krankheit sei. Bis zur Uraufführung durch Max Reinhardt 1906 galt das Stück „Frühlings Erwachen“ als reine Pornographie. Als der Autor es 1890 schrieb, war er gerade 26 Jahre alt. Erst mit 42 sah Frank Wedekind es auf einer großen Bühne.
„Im Gegensatz zur Entstehungszeit von ‚Frühlings Erwachen‘ leben wir heute in Zeiten der Überaufgeklärtheit. Internet und globale Vernetzung ermöglichen uns den Zugang zu nahezu jeglichem theoretischen Wissen. Wir können Dinge erfahren, die wir kaum zu fragen wagten. Wie eine überirdische Kraft entwickeln unsere Körper in der Pubertät nach wie vor ein unberechenbares und individuelles Eigenleben - egal, wie sehr wir uns in selbstkreierte virtuelle Biosphären abgrenzen. Deshalb steht in meiner Adaption von ‚Frühlings Erwachen‘ der Poesie des gesprochenen Wortes die Sprache des Körpertheaters gegenüber.“ So umreißt Daniel Pfluger seine Handschrift.
Der Gewinner des „Körber Studios Junge Regie“ 2009 hieß Daniel Pfluger. Der Absolvent der Zürcher Theaterhochschule „löst“ nun in Schwerin seinen Preis ein und setzt seine junge Laufbahn als Regisseur mit Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ fort.
Inszenierung: Daniel Pfluger
Bühne und Kostüme: Flurin Borg Madsen
Musik: Victor Moser
Mit: Marcel Rodriguez, Jan Taubert, Isa Weiß, Brit C. Dehler, Johann Zürner,
Bernhard Meindl, Lucie Teisingerova, Jochen Fahr
Weitere Vorstellung: am 22. Mai 2011 um 19.30 Uhr im E-Werk
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de