Verdi verleiht in diesem frühen Werk der Schillerschen Sturm und Drang-Gedankenwelt mit ihrem Ruf nach Freiheit und Gleichheit eine neue - musikalische - Dimension. Im Gegensatz zu Verdis etwas reiferen Werken wie Rigoletto und La Traviata hört man hier noch deutlich der italienischen Operntradition verpflichteten Motive, die jedoch bereits mit weit voraus schreitendem Kompositionsmaterial verbunden sind. Eingängig melodiöse Arien, eindrucksvolle Chorszenen und eine anspruchsvolle Orchesterpartitur brachten Verdi schon frühzeitig Erfolg mit diesem Werk, das im Jahr 1847 uraufgeführt wurde. Im Mittelpunkt steht der Chor, der die Räuber verkörpert und damit die eigentliche Titelpartie trägt.
Für die Inszenierung kommt Thomas Wünsch ans Staatstheater am Gärtnerplatz, der seine erste Arbeit in München zeigt. Verdis Gedankenwelt präzisiert sich bei Wünsch nicht in den böhmischen Wäldern der Vorlage, sondern im Zerrbild einer zerstörten Metropole des Jahres 2056. Ganz im Sinne Verdis nimmt sich Wünsch gewissenhaft den menschlichen Motiven der Figuren an, und rückt ihre Ideale, Hoffnungen und Verletzungen, ihr Inneres in seiner ganzen Kompliziertheit und Widersprüchlichkeit in den Mittelpunkt. Erstellt sich damit ganz der ästhetischen Maxime Verdis, der 1876 schreibt: „Die Wirklichkeit nachahmen kann eine gute Sache sein; aber die Wirklichkeit erfinden ist besser, viel besser.“
Die musikalische Leitung hat Henrik Nánási, seit dieser Spielzeit erster Kapellmeister des Hauses.
I Masnadieri / Die Räuber
Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi
Text von Andrea Maffei nach dem Drama von Friedrich Schiller
- in italienischer Sprache mit deutschen Untertiteln -
Premiere am 15. März 2008, 19.00 Uhr
Musikalische Leitung: Henrik Nánási
Regie: Thomas Wünsch, Bühnenbild und Kostüme: Heiko Mönnich
Besetzung (in alphabetischer Reihenfolge):
Massimiliano, Graf von Moor Guido Jentjens / Jörg Simon
Carlo Harrie van der Plas / Zurab Zurabishvili
Francesco Mikael Babajanyan / Gregor Dalal
Amalia Elaine Ortiz Arandes / Sandra Moon
Arminio Tilmann Unger / Adrian Xhema
Moser Christian Hübner / Holger Ohlmann
Roller Mario Podrečnik / Florian Simson
Chor, Orchester und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Termine: 18., 23., 27. März, 10., 26., 28. April, 29. Mai, 4., 13., 18. Juni, 20. Juli 2008
Gäste und Solisten des Hauses teilen sich die großen Partien der Oper. Vom Staatstheater Darmstadt kommt der georgische Tenor Zurab Zurabishvili an den Gärtnerplatz und singt alternierend mit Harrie van der Plas die Partie des Carlo. Der in Armenien gebürtige Bariton Mikael Babayanyan übernimmt alternierend mit Gregor Dalal die Rolle des Francesco. Guido Jentjens alterniert als Gast mit Jörg Simon in der Rolle des Vaters Massimiliano. In der einzigen Frauenpartie: Elaine Ortiz Arandes und Sandra Moon als Amalia.
Mit I Masnadieri verlässt das Gärtnerplatztheater erstmals die strenge Linie ausschließlich deutsch gesungener Werke. I Masnadieri kommt in der Originalsprache italienisch mit deutschen Übertiteln auf die Bühne. Das Staatstheater am Gärtnerplatz wird in Zukunft weiterhin vorwiegend in deutscher Sprache singen. Wo das Werk jedoch die Interpretation in der Originalsprache deutlich nahe legt, sind Ausnahmen möglich.