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Opera stabile Hamburg: Händels Oratorium »Il Trionfo del Tempo e del Disinganno«

Premiere: Sonntag, 11. April, 20.00 Uhr

Opernaufführungen waren in Rom zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch päpstliches Dekret verboten. Denn die Kleriker betrachteten die sinnenfrohe Kunstform als lasterhaft.

Als sittenstrenge Oratorien getarnt, feierte das Musiktheater dennoch heimliche Triumphe. Und so debütierte ein talentierter junger Deutscher in der heiligen Stadt eben nicht mit einer Oper, sondern mit seinem ersten Oratorium: Georg Friedrich Händel komponierte »Il Trionfo del Tempo e del Disinganno«.

Die Vergänglichkeit allen Seins und die Erkenntnis, dass alles dem stetigen Wandel unterliegt, sind die zentralen Themen des Werks, das der damals 22-jährige in Rom anno 1707 schrieb.

Bis heute hat die Geschichte von der Demaskierung des äußerlichen Lebens und die Thematisierung subjektiver Begriffe wie Zeit, Schönheit und Erkenntnis nichts an Aktualität verloren. Händel malt ein Sittengemälde, das eine Gesellschaft auf der Suche zeigt. Matthias Engelmann, Absolvent des Studiengangs Regie Musiktheater, stellt diese Fragen in seiner Diplominszenierung.

Das Oratorium scheint sich zunächst gegen eine szenische Umsetzung zu sträuben, schließlich treten hier die Schönheit, das Vergnügen, die Erkenntnis und die Zeit auf. Keine Figuren, keine Rollen also, sondern Stimmen, die untereinander einen Disput austragen. Im Mittelpunkt steht die Schönheit. Das Vergnügen, ihre beste Freundin, ist die Feindin der Zeit, die wiederum mit der Erkenntnis kollaboriert. Zeit und Erkenntnis möchten, dass die Schönheit sich von der Busenfreundin Vergnügen lossagt, um sich den Freuden eines wahren, nicht den Eitelkeiten des Augenblicks verfallenen Glücks hinzugeben.

Matthias Engelmann hat einen Innenraum entworfen, in dem die Menschen, getrieben von einer diffusen Sehnsucht nach Glück, Liebe, Rollentausch, Zerstreuung, Macht und Einsamkeit, und ihre Partys Spuren hinterlassen haben. Er übersetzt die Stimmen nicht in eine Figuren- oder Rollentypologie. Vielmehr werden die einzelnen Stationen des Disputs durch Tänzerdarsteller angereichert und als situative Tableaus erzählt.

Musikalische Leitung: Henning Kaiser

Regie, Bühne, Kostüme: Matthias Engelmann

Vorstellungen: 13.,15., 17., 19., 21., jeweils 20.00 Uhr

Opera stabile, Staatsoper Hamburg

Eine Diplominszenierung der Theaterakademie Hamburg in Kooperation mit der Hamburgischen Staatsoper.

Karten zu 18 Euro (ermäßigt 12 Euro) sind erhältlich an der Tageskasse der Hamburgischen Staatsoper, unter der Telefonnummer 040 / 35 68 68, im Internet unter www.staatsoper-hamburg.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

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