Steht die breite Masse darum in einer Bringschuld gegenüber diesen Wenigen, so dass die Rechnung für das ‚immer höher, schneller, weiter‘ nur mit dem eigenen Leben beglichen werden kann? Diese Fragen stellt sich Rodion Raskolnikow, der wohl berühmteste Student der Literaturgeschichte. Er glaubt von sich, selbst Mitglied dieses erlesenen Zirkels zu sein, und ist der festen Überzeugung, sich außerhalb von Recht und Gesetz bewegen zu können. Da sein Tun allein auf einen höheren Sinn – als Profit für die Menschheit – ausgerichtet ist, sind Fragen nach Moral und Ethik des Handelns nicht zulässig.
Insofern ist jede Tat von vornherein legitimiert, auch Mord. Um seinen Größenwahn zu untermauern, erschlägt Raskolnikow eine Pfandleiherin und deren Tochter, weil er ihr Leben für nicht lebenswert erachtet. Er begreift seine Tat als einen Akt der Befreiung für ganze Familien aus der Geißel der Schuldenfalle. Was zunächst wie das perfekte Verbrechen anmutet, entwickelt sich zum „größten Kriminalroman aller Zeiten“, wie Thomas Mann Dostojewskis SCHULD UND SÜHNE bezeichnete.
Dostojewskis Roman ist die inhaltliche Weiterführung der kurz zuvor erschienenen AUFZEICHNUNGEN AUS DEM KELLERLOCH, denn Raskolnikow gelingt, was dem Kellerlochmenschen noch verwehrt bleibt: der Schritt von der Theorie zur Tat.
Michael Billenkamp
mit: Manolo Bertling, Edgar Eckert, Sebastian Grünewald, Ingolf Müller-Beck, Linda Pöppel, Birgit Unterweger
Regie: Martin Laberenz
Konzeptionelle Mitarbeit: Christoph Wirth
Ausstattung: Peter Schickart
Musik: Friederike Bernhardt
Dramaturgie: Michael Billenkamp