Ehebruch, illegitime Kinder, wirtschaftlicher Ruin, Prostitution, ein spektakulärer Beinahe-Inzest … In dem, was die „Personen“ eher bruchstückhaft von sich berichten, wittert der zunächst empörte Theaterdirektor rasch einen echten Kassenschlager mit „sex and crime“. Er entscheidet, das „Stück“ mit seiner Truppe sofort zu inszenieren. Aber die Schauspieler sind nicht in der Lage, die „Personen“ richtig zu spielen. Sie können sie nicht verstehen, ihre Vielschichtigkeit lässt sich nicht „nachahmen“. Während sich die Schauspieler deshalb in routinierte Effekte retten und borniert über das „Leben“ der anderen erheben, wird das vermeintlich nur „dargestellte“ Schicksal für die „Familie“ auf dramatische Weise real.
In seinem erfolgreichsten Stück zeigt Luigi Pirandello eindrucksvoll die Brüchigkeit eines als selbstverständlich vorausgesetzten Konstrukts: der Möglichkeit von Wahrhaftigkeit in der „bloßen“ Nachahmung. Indem er das Theater selbst zum Gegenstand seines Theaters macht, enthüllt er mit dem Spiel der Rollen, dem Schein des Theaters auch das Leben als Schein.
Felix Prader war Regieassistent bei Peter Stein, Klaus Michael Grüber und Robert Wilson an der Schaubühne Berlin, wo er seither immer wieder inszeniert hat, u. a. Marivaux’ „Die Aufrichtigen“ und Javier Tomeos „Mütter und Söhne“, das 1990 für das Berliner Theatertreffen nominiert wurde, sowie Yasmina Rezas „Kunst“ mit Udo Samel, Peter Simonischek und Gerd Wameling. Darüber hinaus hat Felix Prader u. a. an Theatern in Zürich, Düsseldorf, Bochum, München, Wien, in den USA, in Frankreich und Spanien gearbeitet. Am Staatstheater Mainz inszenierte er in der Spielzeit 2007 / 2008 Jacques Offenbachs Opéra bouffe „Die schöne Helena“ und „Die Unbeständigkeit der Liebe“ von Pierre Carlet de Marivaux.
Inszenierung Felix Prader
Bühne Werner Hutterli