Das dritte Element ist die Verbindung zur Musik, der sich der Tanz in seinen Strukturen annähert und anschmiegt; gleichzeitig wird durch den Tanz der Gefühlsgehalt der Musik nach außen getragen.
Musik und Tanz stehen seit jeher in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander - und wie in jeder engen Beziehung kommt es auch hier oft zu Spannungen. Doch kontroverse Auseinandersetzungen führen oftmals dazu, die Position des seelenverwandten und doch so anderen Gegenübers besser verstehen zu können. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts inspirierte etwa die Musik den Tanz auf eine neue und - in diesem Ausmaß - bislang ungekannte Art und Weise: Die Pioniere der Tanzmoderne um 1900 bedienten sich verstärkt kompositorischer Vorlagen, die zunächst so ganz und gar nicht für den Tanz bestimmt waren - nicht ohne heftige Kritik aus den Lagern musikalischer Museumsverwalter, die es beispielsweise als Sakrileg empfanden, Beethoven barfuß zu vertanzen. Nichtsdestotrotz regte gerade diese Entwicklung zu einem intensiven Nachdenken das Wechselspiel von Musik und Tanz an: Welche Vorlagen eignen sich besser zu einer tänzerischen Interpretation und warum? Welche Kompositionen erscheinen "untanzbar" oder erfordern einen von der musikalischen Vorlage völlig losgelösten tänzerischen Ansatz? Unterstützt von der deutlich zurückgehenden Anzahl neuer Auftragskompositionen für das Ballett führte dieser Dialog zu äußerst produktiven Experimenten, die das Bündnis von Musik und Tanz im Theater in Frage stellten und zugleich weiter festigten.
Jörg Mannes und Nacho Duato, der international renommierte künstlerische Direktor der spanischen Compañia Nacional de Danza, stellen sich in dem letzten Ballettabend dieser Saison dieser zentralen Herausforderung eines vor allem musikalisch geprägten Tanztheaters. Beide setzen sich hierbei mit Komponisten auseinander, die durch ihren betont unkonventionell-experimentierenden Umgang mit dem herkömmlichen Tonvorrat zu Schlüsselfiguren der musikalischen Moderne des 20. Jahrhunderts avancierten: Jörg Mannes wählt für seine Choreographie dramatisch-expressive Trios von Dmitri Schostakowitsch, Nacho Duato widmet sich den schillernden Klangfarbenpaletten Debussys.
Trios
Musik von Dmitri Schostakowitsch und Josef Haydn
Choreographie Jörg Mannes
Bühne Benita Roth
Kostüme Thomas Kaiser
Dramaturgie Stephanie Schroedter
Ballett der Staatsoper Hannover
Musiker des Niedersächsischen Staatsorchesters
Duende
Musik von Claude Debussy
Choreographie Nacho Duato
Bühne Walter Nobbe
Kostüme Susan Unger
Einstudierung Eva López Crevillén, Kim David McCarthy
Ballett der Staatsoper Hannover