Das französische Kulturministerium würdigt mit dieser Auszeichnung Personen, »die sich durch ihr Schaffen im künstlerischen oder literarischen Bereich oder durch ihren Beitrag zur Ausstrahlung der Künste und der Literatur in Frankreich und in der Welt ausgezeichnet haben«.
Die künstlerische Arbeit von Thomas Ostermeier ist seit langem in der französischen Theaterwelt bekannt. Schon während seines Studiums an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« wurde seine Inszenierung »Die Unbekannte« von Alexander Blok in Dijon auf dem »Festival Thêatre en Mai« gezeigt. In den 90er Jahren war er als junger Regisseur und Leiter der »Baracke« mit »Mann ist Mann« in Paris und Lyon zu Gast, 1999 mit den drei Produktionen »Mann ist Mann«, »Shoppen und Ficken« und »Unter der Gürtellinie« auf dem »Festival d´Avignon« zu sehen. Fünf Jahre später eröffnete er das Festival als »artiste associé« mitverantwortlich für das künstlerische Programm mit seiner Inszenierung von Büchners »Woyzeck« im legendären Ehrenhof des »Palais du Pape«. Das erste Mal in der Geschichte des 1947 als Reaktion auf die deutsche Besetzung Frankreichs während des 2. Weltkriegs gegründeten Festivals wurde an diesem zentralen Ort eine Aufführung in deutscher Sprache gespielt.
Auch in den Jahren davor und danach war die Schaubühne immer wieder mit Inszenierungen von Thomas Ostermeier zu Gast in Avignon, unter anderem mit »Nora«, »Zerbombt«, »Disco Pigs«, »Dantons Tod« und »Wunschkonzert«. Zuletzt wurden fünf Vorstellungen seiner Inszenierung des »Hamlet« im ausverkauften »Palais du Pape« vor jeweils zweitausend begeisterten Zuschauern gezeigt. Seine Inszenierung von »John Gabriel Borkmann« von Henrik Ibsen wurde Ende 2008 im Rahmen des europäischen Theaternetzwerks PROSPERO am Theatre National de Bretagne in Rennes erstaufgeführt und erhielt 2009 in Paris den »Grand Prix de la Critique« für die „Beste ausländische Inszenierung“. 2010 wurde Thomas Ostermeier von dem Regierende Bürgermeister Berlins und Bevollmächtigten für die deutsch-französische Zusammenarbeit, Klaus Wowereit, als Mitglied in den deutsch-französischen Kulturrat berufen.
Die Verbindung zu Frankreich hat an der Schaubühne Tradition. »Hamlet« und »John Gabriel Borkmann« spielten jeweils zehn Mal am Théâtre de l´Odéon und Théâtre Les Gemeaux in Paris vor ausverkauften Häusern. »Hedda Gabler« und »Nora« wurden in Paris und Lyon sowie zahlreichen anderen Städten gezeigt. Und auch in den nächsten Monaten wird die Schaubühne wieder nach Frankreich reisen: »Trust« von Falk Richter und Anouk van Dijk ist im Juli auf dem Festival von Avignon dabei und Thomas Ostermeiers neueste Inszenierung, »Dämonen« von Lars Norén, wird im Dezember mit zehn Vorstellungen am Théâtre de l´Odéon in Paris gespielt. Weitere Gastspiele in Lyon, Rennes, Reims und Bordeaux sind geplant. Auch seine Inszenierung von »Othello« (Premiere am 6. und 7. August 2010 im Rahmen des griechischen »Athens Epidarus Festival«) wird im Februar in Paris zu sehen sein.