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„Um alles in der Welt – Lessingtage 2013“ in Hamburg

vom 25. Januar bis 9. Februar bestreitet das Theaterfestival „Um alles in der Welt – Lessingtage 2013“ auf sämtlichen Bühnen des Thalia Theaters und an weiteren Orten in der Stadt den Thalia-Spielplan. Das internationale Festival beschäftigt sich, ausgehend von Lessings aufklärerischen Gedanken, nun zum vierten Mal mit interkulturellen Themen und entdeckt in diesem Jahr Europa, vom Kern aus genauso wie von seinen Rändern. Das heutige Europa, das sich nach der Auflösung der Blöcke in der Folge von 1989 noch einmal erheblich nach Osten erweitert hat, ist in einer schweren Existenzkrise: kulturell, ökonomisch und politisch.

 

Das diesjährige Festival fragt, was posttotalitäre Regime und Demokratien gemeinsam haben. Gibt es

tatsächlich Verbindendes zwischen Island und Istanbul, zwischen slawischen, germanischen und romanischen Kulturen? Wie auch in den letzten Jahren sucht das Festival zusätzlich den Blick von außen; dieses Jahr konnten wurde dafür den chinesischen Autor Liao Yiwu, der kürzlich den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat, gewonnen. Er hält am 27. Januar um 11 Uhr die Eröffnungsrede des Festivals, nachdem bereits „Don Giovanni. Die letzte Party“ Premiere feierte.

 

Ebenfalls bereits Tradition: „Die Lange Nacht der Weltreligionen“ wird auch im kommenden Jahr das Festival am 9. Februar abschließen.

 

Programm

 

"Don Giovanni. Die letzte Party" nach Mozart und da Ponte

A-Premiere am 25. Januar und B-Premiere am 26. Januar jeweils um 20 Uhr im Thalia Theater.

In diesem Jahr wird der junge Regisseur Antú Romero Nunes mit Europas größtem Lebemann und

Verführer das Festival eröffnen. „Don Giovanni. Die letzte Party“ ist ein Abend über die rauschhafte

Ekstase und die seelischen Abgründe des Don Juan. Es ist die Geschichte einer der großen Figuren der

Renaissance, die in vielen Ländern Archetypen hervorgebracht hat, welche unser kulturelles Gedächtnis

bis heute prägen. Ebenso wie Shakespeares zweifelnder Hamlet, Goethes Tatmensch, der Wissenschaftler und Welteroberer Faust, Cervantes’ Don Quixote, der davon erzählt, wie man die Welt zwar nicht ändern, aber mit der Fantasie anders deuten und träumen kann, gehört auch Don Juan in diesen Reigen. Don Juan begeht bei Mozart und da Ponte gleich zu Beginn einen Mord und nimmt für seinen grenzenlosen Eros alles in Kauf: „Wenn diese schöne Welt/heute noch zusammenfällt/ändern werde ich mich nicht.“ Nunes ist bekannt für seine energetischen, musikalisch-verspielten und fantasievoll bebilderten Theaterabende und hat am Thalia zuletzt „Merlin oder Das wüste Land“ inszeniert. Nun nähert er sich über Mozarts „Oper aller Opern“ dem nächsten großen Mythos der Weltliteratur.

 

Regie Antú Romero Nunes Bühne Florian Lösche Kostüme Annabelle Witt Musik Johannes Hofmann

Dramaturgie Sandra Küpper.

Ensemble Sebastian Zimmler (Don Giovanni), Mirco Kreibich (Leporello), André Szymanski (Don

Ottavio, Annas Verlobter), Bruno Cathomas (Masetto, Zerlinas Verlobter), Maja Schöne (Donna Anna),

Gabriela Maria Schmeide (Zerlina), Cathérine Seifert (Donna Elvira), Karin Neuhäuser (Der Tod) sowie

eine Live-Band

Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

 

Eröffnungsvortrag zu den Lessingtagen

Ein Blick von außen von Liao Yiwu

Chinesisch mit deutscher Simultanübersetzung

Am 27. Januar um 11 Uhr im Thalia Theater

Liao Yiwu stammt nicht aus dem interkulturellen europäischen Milieu, er ist Emigrant. Durch Vermittlung

von Angela Merkel saß er im Herbst 2010 – nach jahrzehntelanger Unterdrückung und gerade seit drei Tagen in Europa angekommen – gemeinsam mit einigen Hamburger Journalisten, Kulturleuten und Menschenrechtlern im Restaurant „Golden“. Sein Gesichtsausdruck war der eines versteinert wirkenden Kindes, das es nicht fassen konnte, nun hier zu sein: verzweifelt, dass es hier sein musste, glücklich, dass es hier sein durfte. Das Thalia Theater hat bei den vergangenen Lessingtagen Künstler und Intellektuelle der interkulturellen Gesellschaft eingeladen, den Eröffnungsvortrag zu halten, denn der Mensch lebt vom Blick des Anderen. 2010 war Ilija Trojanow, im letzten Jahr Navid Kermani zu Gast. In diesem Jahr sind wir stolz und glücklich, den chinesischen Dichter Liao Yiwu gewonnen zu haben, der vor wenigen Wochen in der Frankfurter Paulskirche den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat. Liao Yiwu, der aus einfachsten Verhältnissen stammt, stand von Anbeginn, schon seit der Kulturrevolution 1966, immer auf der vermeintlich falschen Seite. 1989 schrieb er sein Gedicht „Massaker“ über die Vorgänge auf dem Platz des Himmlischen Friedens und verbreitete sie heimlich via Tonbandaufnahmen. Man warf ihn wegen „konterrevolutionärer Machenschaften“ ins Gefängnis, er lehnte sich auf, wurde gefoltert, versuchte sich umzubringen. Seine Manuskripte schrieb er heimlich im Lager, wurde ihrer beraubt, verfasste sie erneut und schmuggelte sie in die Öffentlichkeit. Wir haben ihn gefragt, was sein Blick auf Europa ist und freuen uns, dass er erneut nach Hamburg kommt!

Eintritt frei, Zählkarten erforderlich

 

Thalia Theater in Koproduktion mit dem Schauspiel Köln, Uraufführung

Die Kontrakte des Kaufmanns. Eine Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek

Am 27. Januar um 19 Uhr im Thalia Theater

„Europa… Geld unser Gott, bei dem wir sind…“ Jelineks Text, dessen Uraufführung bereits 2009 stattfand, stellt uns weiter die drängende Frage, wie lange wir noch mit der Gier des Kapitalismus wie Raubtiere über abgegraste Ressourcen streifen können. Die globale Wirtschaftskrise zum Anlass nehmend, wird hier der Sieg des Materiellen gefeiert und werden die Getriebenen nach dem Platzen der Blase gezeigt. Das exzessive Fest des Kapitalismus ist der Ratlosigkeit gewichen – und in Stemanns Inszenierung wird die Hilflosigkeit zum Spektakel.

 

Regie Nicolas Stemann Bühne Katrin Nottrodt Kostüme Marysol del Castillo Musik Sebastian Vogel, Thomas Kürstner Video Claudia Lehmann Dramaturgie Benjamin von Blomberg

Ensemble Therese Dürrenberger, Ralf Harster, Franziska Hartmann, Daniel Lommatzsch, Sebastian

Rudolph, Maria Schrader, Patrycia Ziolkowska

 

 

Release-Konzert

Tocotronic

Am 28. Januar um 20 Uhr im Thalia Theater

Nachdem ihre Berlin-Trilogie, bestehend aus „Pure Vernunft darf niemals siegen“, „Kapitulation“ sowie

„Schall und Wahn“ 2010 für beendet erklärt wurde, rief Tocotronic für das Jahr 2011 den Sabbat aus.

Kurzum: Sie verschwanden von der Bildfläche. Doch in aller Stille und unter dem Deckmantel des

Müßiggangs sammelten sie Ideen, Skizzen, Strukturen und Spuren für neue Songs. Ein neues Album

unter völlig veränderten Vorzeichen reifte heran. War es noch das erklärte Ziel der Berlin-Trilogie den Minimalismus, die destruktive Rohheit der Tocotronischen Spielweise und alle erdenklichen Saalschlachten zum Schallen zu bringen, schwebte ihnen mittlerweile eine andere, ungleich artifizieller Soundarchitektur vor: Sie wollten ein Album mit einer Technik aufnehmen, die zuletzt in den späten sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Einsatz kam. In dem Toningenieur und Candy-Bomber-Betreiber Ingo Krauss fanden sie einen kongenialen Partner für die Umsetzung dieser Visionen. Denn als erklärter Dub-Reggae-Fan konnte er die Vorstellungen einer Klangästhetik, die maßgeblich von Hall und Echo, von Verwaschungen und Unschärfen definiert war, glänzend nachvollziehen. In nur 10 Tagen gelang die Aufnahme von 17 Liedern. Der schwedische Mixer Michael Ilbert verhalf den Kompositionen zu noch mehr Eleganz und Glamour. Zuletzt gesellten sich neue und alte Weggefährt/Innen dazu: aus New York die Theremin-Virtuosin Dorit Chrysler, aus Hamburg das verrückte Paar von JaKönigJa, Ebba Durstewitz und Jakobus Siebels mit ihren Bläserarrangements und aus Berlin die Sängerinnen Julia Wilton und Michaela Meise. Diese 17 neuen Lieder des Albums „Wie wir leben wollen“ handeln, grob vereinfacht, von zwei miteinander verschränkten Themenkomplexen. Sie handeln von Körpern und Befreiung. Und obwohl die Songs durch immer wiederkehrende Begriffe miteinander verbunden sind, bilden sie keine Erzählung, sie gleichen in der Sammlung eher einem Protokoll. Und vielleicht können die Hörer/Innen davon lernen, wie Tocotronic leben wollen.

 

Gastspiel Berlin/Deutschland, Uraufführung

Eine Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin

Kill your Darlings! Streets of Berladelphia

Am 30. und 31. Januar um 20 Uhr im Thalia Theater

Zwischen Egostruktur und Solidargemeinschaft sind die Verhältnisse reichlich ungeklärt, sowohl in

unserem Privatleben als auch in unseren Gesellschaften und in der EU sowieso. Sind die modernen

„Netzwerke“ ein Ausweg in eine bessere Zukunft? Sind sie Zeuge neuer Solidarität oder nur ein

kapitalistisches Ego-Organisationssystem? Der in Hamburg bestens bekannte Schauspieler Fabian

Hinrichs schwebt mit zehn Berliner KunstturnerInnen aus dem Schnürboden und klärt diese Fragen – Gott sei Dank – nicht. Viel mehr klärt er uns mit entwaffnender Menschenfreundlichkeit darüber auf, dass die besten Szenen des Abends leider herausgeschnitten werden mussten; zuviel Vollkommenheit hält schließlich kein Mensch aus. Mit „Kill your Darlings!“ ist dem kongenialen Duo Fabian Hinrichs und

Regisseur René Pollesch erneut ein grandioser Abend über den entlarvungswürdigen Verblendungszusammenhang gelungen: Ein Gedankenspiel im Teilchenbeschleuniger inklusive

Akrobaten-Chor, der uns von Solo-Akteur Hinrichs als „Chor der Kapitalisten“ vorgestellt wird und sich

vor allem als beneidenswert bewegliches Netzwerk flexibler TurnerInnen entpuppt. Nie war antikapitalistische Theorie mit akrobatischem Talent amüsanter als hier!

Regie René Pollesch Bühne und Kostüme Bert Neumann Dramaturgie Henning Nass

Ensemble: Fabian Hinrichs, Eduard Anselm (Chor), Johanna Berger (Chor), Christin Fust (Chor), Anna

Harrison (Chor), Rajab Hassan (Chor), Hannes Hirsch (Chor), Emma Laule (Chor), Ronny Lorenz (Chor), Martina Marti (Chor), Fynn Neb (Chor), Perry Rudolph (Chor), Nicola Rietmann (Chor), Paula Schöne (Chor), Philipp Siefert (Chor), Anna Smith (Chor), Lukas Vernaldi (Chor) und Claudia Vila Peremiquel (Chor)

 

„Kill your Darlings!“ ist eine Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin im Rahmen

der Theaterpartnerschaft mit dem Teatro stabile di Torino, „Fatzer geht über die Alpen“, gefördert im

„Fonds Wanderlust“ durch die Kulturstiftung des Bundes.

Das Gastspiel wird ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der

 

Gastspiel Peking/China

Lin Zhaohua Studio

Der Attentäter von Xu Ying

Chinesisch mit deutschen Übertiteln

Am 2. Februar um 20 Uhr und am 3. Februar um 19 Uhr im Thalia Theater

In seinen bildgewaltigen und personenstarken Inszenierungen erzählt der chinesische Regisseur Lin

Zhaohua die Vorgeschichte Chinas: eine Geschichte von Machtkämpfen, Konkurrenz und Raffinement

der jeweiligen Machthaber. Lin Zhaohua ist Wegbereiter der Theatermoderne in China und heute der

„große alte Mann“ des chinesischen Theaters. Seine Arbeiten sind zwar stets von der Regierung finanziert, gleichzeitig aber genauestens beobachtet und nicht selten verboten worden. Mit dem Thalia

Theater verbindet Lin Zhaohua, der auf Festivals in der ganzen Welt zu Gast ist, eine langjährige

Freundschaft. Zuletzt war bei den Lessingtagen 2011 sein Abend „Der Unterhändler“ über das Wirken

von Konfuzius zu sehen. Im Gegenzug war das Thalia mit der Inszenierung von Luk Percevals „Hamlet“ in Peking zu Gast. Wie schon beim „Unterhändler“ wird auch bei der neuen Aufführung „Der Attentäter“

Pu Cunxin, einer der großen Stars des chinesischen Fernsehens, wieder dabei sein!

Regie Lin Zhaohua Fassung Xu Ying Musik Tan Dun Licht Yi Liming

Ensemble Gao Yalin (Yu Rang), Pu Cunxin (Zhao) und weiteren

Im Anschluss an die Vorstellung am 3. Februar findet ein Publikumsgespräch mit Stefan Christ

(Moderation), Carsten Krause (Leiter des Konfuzius Instituts Hamburg) und dem Regisseur Lin Zhaohua

statt.

In Kooperation mit dem Konfuzius Institut an der Universität Hamburg

 

Gastspiel Moskau/Russland

Theater der Nationen

Circo Ambulante

Russisch mit deutschen Übertiteln

Am 6. und 7. Februar um 20 Uhr im Thalia Theater

Ein riesiges Spektakel, bei dem alles zum Einsatz kommt, was Theater und Bühne zu bieten haben. In

unglaublich grotesk-bizarren, gewaltigen und poetischen Bildern wird eine Welt vorgeführt, in der Traum

und Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden sind. Schon sind wir mitten im Kosmos des russischen

Regisseurs Andrej Mogutschi, dessen Bilderwelten die Dimensionen berühmter Theatervirtuosen wie

Ariane Mnouchkines und Robert Lepages einnehmen und eine ganz eigene, auch politische Strahlkraft

haben. Denn es ist kein Zufall, dass Mogutschi eine Art weiblichen Don Quixote in ein System geraten

lässt, das Ähnlichkeit mit Putins Machtzentrum am Rande Europas hat. Und es ist sicher auch kein Zufall, dass die Schauspielerin Lia Ahediakova in Russland inzwischen zur Gallionsfigur der Anti-Putin-

Demonstrationen geworden ist. Und doch ist das, was wir sehen, eindeutig Kunst und nicht Politik.

Andrej Mogutschi, der mit seinen außergewöhnlichen Raumexperimenten längst fester Gast bei

internationalen Festivals ist, hat im Herbst 2012 zum ersten Mal in Deutschland inszeniert und am

Düsseldorfer Schauspielhaus Kafkas „Der Prozess“ auf die Bühne gebracht. Mit „Circo Ambulante“ ist

der Regisseur nun erstmals in Hamburg.

Regie Andrej Mogutschi Ausstattung Maxim Isaev Licht Alexander Sivaev Musik DJ Pestel

Dramaturgie Roman Dolzhanskiy

Ensemble Lia Akhedzhakova (Maria), Albert Filozov (Anton), Alexey Ingelevich (David), Vladimir Eremin (Old Orderly), Olga Lapshina (Zhuzha), Nikita Politseymako (Alexander, Zhuzha’s son), Natalia

Pavlenkova (Cilia), Anna Gusarova (Fna), Arina Marakulina (Gloria), Mikhail Gorskiy (Valter), Alexander Stroev (Ober Conductor, Recruit), Dmitry Gotsdiner (Police Officer, Lieutenant), Dmitry

Zhuravlev (Barmen, Young Orderly), Mikhail Efimov, Ilias Tameev, Tatiana Parshina (Art Terrorists),

Mikhail Efimov, Tatiana Parshina (Bears), Mikhail Efimov, Ilias Tameev (Flies)

 

Im Anschluss an die Vorstellung am 7. Februar findet ein Publikumsgespräch mit Katja Weise (NDR

Kultur), Jens Mühling (Journalist und Autor mit Schwerpunkt Russland), Regisseur Andrej Mogutschi

und dem Ensemble statt.

 

London/Großbritannien

Musiktheatrale Performance

One Day. Eine multimediale Reise durch DIE ZEIT von und mit Matthew Herbert

Am 8. Februar um 20 Uhr im Thalia Theater

Wenn wir über Europa sprechen, über seine Erfolge, Nobelpreise und Versäumnisse, wenn wir uns

fragen, ob unsere Idee eines geeinten Europas eine Zukunft hat, ja, wenn wir uns klar werden wollen, ob wir überhaupt von der gleichen Idee sprechen, dann müssen wir uns vor allem bewusst sein, dass unser Handeln und Denken auch das Resultat unseres Umgangs mit den Medien ist. Der vielseitige Komponist und Meister der medialen Verarbeitung Matthew Herbert wird in einem eigens für die Lessingtage entwickelten Abend die News einer Woche in einen Soundtrack verwandeln. Was uns hier zum Ende des Festivals geboten wird, ist nicht einfach ein Konzert, es ist die Zusammenführung vieler musikalischer und aktionistischer Elemente, konkreter Analysen, Kommentare und Hintergründe einer Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. Mit Musik, Video, Performance und Elektronik schafft Matthew Herbert ein mehrdimensionales Spiegelbild unserer europäischen Gesellschaft. Dieser Abend ist ein musikalischer Kommentar zu dem, was uns täglich in den Medien begegnet. Hierbei sind die kleinen unscheinbaren Meldungen ebenso entscheidend wie die großen Themen. Herbert kreiert ein gemeinsames Erlebnis, bei dem auch die Zuschauer zu Mitwirkenden einer fulminanten Soundinstallation werden.

Musik und Regie Matthew Herbert

Mit Matthew Herbert, DIE ZEIT, dem Ensemble Resonanz, SchauspielerInnen des Thalia-Ensembles und

vielen weiteren Gästen

Koproduktion mit Elb Jazz

 

In Kooperation mit der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg

Lange Nacht der Weltreligionen - „Freiheit und Schicksal des Menschen“

Am 9. Februar um 18 Uhr im Thalia Theater

Wer kennt sie nicht, die Qual der Wahl. Ständig sind Entscheidungen gefragt, in großen wie in kleinen

Belangen. Andere Situationen wiederum erscheinen dem Einfluss und der Entscheidungsgewalt des

Einzelnen entzogen. Ein Scheitern verarbeitet mancher mit dem Satz „Es hat nicht sein sollen“.

Entscheidet der Mensch frei oder leiten ihn Zufall, Schicksal oder eine höhere Macht? Religionen bieten

unterschiedliche Konzepte an. Selbst innerhalb der Religionen existieren oft mehrere Deutungen. Was

meint beispielsweise der buddhistische Begriff des Karma, der Tat und eigene Entscheidung bedeutet und doch mit schicksalhaften Aspekten des Lebens verknüpft wird? Wie nehmen Juden, Christen und

Muslime ihre individuelle Entscheidungsfreiheit wahr vor dem Hintergrund eines göttlichen Willens? Wie

sehen sich Hindus im Spannungsfeld zwischen Vorsehung und freier Entscheidung? Und heute, wo wir mehr Handlungsoptionen haben als wir denken und entscheiden können, überfordert uns die scheinbar grenzenlose Freiheit oft.

 

Mit Texten und Musik zeigt die „Lange Nacht der Weltreligionen“ ein Prisma unterschiedlicher Entwürfe.

Religiöse und wissenschaftliche Perspektiven kommen zu Wort. Außerdem führt das Thalia Theater in

Zusammenarbeit mit der Akademie der Weltreligionen erneut Projekttage in vier Hamburger Schulen zum Thema „Freiheit und Schicksal des Menschen“ durch (Ltg. Mia Panther). Dabei erkunden die

Schulgruppen ausgehend von ihren religiösen und ethischen Hintergründen szenisch, literarisch und

künstlerisch-forschend Aspekte zum Thema. Eine Präsentation der beteiligten Gruppen findet am 9.

Februar bereits um 16.30 Uhr statt.

Konzept Dorothea Grießbach, Beate Heine Szenische Einrichtung Alia Luque Bühne Christoph Rufer

Moderation Joachim Lux, Wolfram Weiße

Mitwirkende aus Religionen und Wissenschaft u.a. Katajun Amirpur, Almut Shulamit Bruckstein-Çoruh,

Ulrich Dehn, Assaad Elias Kattan, Carola Roloff sowie SchauspielerInnen des Thalia-Ensembles Musik

Rima Khcheich, Tony Overwater

 

Thalia Theater, Uraufführung

Die Protokolle von Toulouse

von Malte C. Lachmann

Premiere am 26. Januar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Garage)

Weitere Vorstellung am 29. Januar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Garage)

Der Flur in einem Wohnblock am Stadtrand von Toulouse. Fahles Morgenlicht. Es ist Mittwoch, der 21.

März 2012. Zwei Männer, verbunden durch eine Sprechfunkanlage, zwischen ihnen eine von Geschossen durchlöcherte Haustür. Sie beide sind Kinder nordafrikanischer Einwanderer, beide französische Staatsbürger, Muslime. Der eine arbeitet für den französischen Geheimdienst, der andere hat in den vergangenen Wochen sieben Menschen getötet: In Montauban erschießt er am 11. und 15. März drei Soldaten, vier Tage später ermordet er drei Kinder und einen Familienvater mit Kopfschüssen, sie warteten vor einer jüdischen Schule auf den Bus. Beide sprechen mehr als sieben Stunden „von Muslim zu Muslim“ über die Bedingungen, unter denen man sich der Polizei stellen würde, über ganz persönliche und alltägliche Dinge, über den wahren Glauben und über das Risiko zu vertrauen.

Karen Krüger, Redakteurin der FAZ, hat über dieses denkwürdige Gespräch, das protokolliert und von der Zeitung „Liberation“ ins Netz gestellt wurde, berichtet und für das Thalia Theater eine Fassung erstellt.

Malte C. Lachmann inszeniert erstmalig am Thalia Theater. Außerdem ist im Rahmen des Festivals seine

Inszenierung „Schwarze Jungfrauen“ zu sehen.

Regie Malte C. Lachmann Ausstattung Stefan Britze Dramaturgie Carl Hegemann

Ensemble Thomas Niehaus, Rafael Stachowiak

 

Gastspiel Athen/Griechenland, Uraufführung

Theatergruppe Blitz in Koproduktion mit dem Athen-und-Epidaurus-Festival 2012

Don Quixote

Griechisch mit deutschen Übertiteln

Am 27. Januar um 19 Uhr und am 28. Januar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

Die jüngste Produktion des Athener Theaterkollektivs Blitz ist eine Dokufiktion über Don Quixote, der

sich in härtesten Zeiten auf die Reise macht. „Paradise Lost“ steht schon ziemlich zu Beginn des Abends

programmatisch in großen Lettern auf eine Tafel geschrieben, die inmitten einer verdorrten Landschaft

ihren Platz findet. Mühsam ist der Weg des alternden Helden, der mit letzter Kraft gegen die Realität

anrennt. Um ihn herum kreisen seltsame Vögel, irren Menschen umher auf dem Schlachtfeld der

Gegenwart, auf dem jede Hoffnung verloren scheint. Eine brutale, irrationale Welt der Bestrafung führt

hier ihr Regiment. Die Theatergruppe Blitz erzählt in behutsam eingefangenen, einfachen poetischen

Bildern von den schwierigen Zuständen in der Wiege Europas. Ihr Theater beschreibt sie selbst als Suche nach einem gemeinsamen Ort, an dem Menschen ihre Ideen austauschen können, ein unbedingt notwendiger Ort, um Antworten zu finden auf Fragen, die die Gesellschaft stellt. Auch wenn an diesem Abend offen bleibt, ob wir die ganze Zeit durch die Augen Don Quixotes geblickt haben oder ob es wirklich so schlimm um die Dinge steht, bleibt am Ende vor allem eines: das Gefühl, auf eine untergehende Nation zu blicken, deren Helden am Ende die Kraft ausgeht.

Im Anschluss an die Vorstellung am 28. Januar findet ein Publikumsgespräch mit Anke Dürr

(KulturSpiegel), Dr. Virginia Green (Vorstand der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung) und den

Regisseuren statt.

Regie Giorgos Valais, Aggeliki Papoulia, Christos Passalis Kostüme Eva Manidaki Ton Stefanos

Konstantinidis Licht Tasos Palaioroutas

Ensemble Aris Armaganidis, Nikos Flessas, Errikos Litsis, Michalis Mathioudakis, Aggeliki Papoulia,

Christos Passalis, Fidel Talaboukas, Marissa Triantafyllidou, Giorgos Valais sowie weitere Statisten

 

Gastspiel Riga/Lettland, Uraufführung

Jaunais Rīgas Teātris

Schwarze Milch

Lettisch mit deutschen Übertiteln

Am 31. Januar und am 1. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

In „Schwarze Milch“ verwandeln sich vollbusige, bunt bekleidete Frauen in Kühe, um sich auf die Suche

nach dem ursprünglichen Lettland zu begeben. Fernab von europäischen Wahrungsdiskussionen und

unzähligen EU-Verordnungen erzählen sie vergnüglich und emotional vom Verschwinden der lettischen

Milchwirtschaft und von dem traurigen Sieg der Moderne. Denn unter den Rahmenbedingungen der

Europäischen Union ist die lettische Kuh, in früheren Zeiten Nahrungsquelle und milchspendendes

Familienmitglied, nicht mehr konkurrenzfähig. Bei dem Versuch, das lettische Wesen zu ergründen, ist

ein so originelles wie poetisch-politisches Stück Theater von besonderer Magie entstanden. „Ein grandioses Theatererlebnis“ (FAZ), bei dem der Mensch durch das Tier auf sich selbst blickt und vor

allem eines deutlich wird: Die Letten sind speziell! Alvis Hermanis – als Regisseur im deutschsprachigen

Raum höchst geschätzt und mit seinem unverwechselbaren Jaunais Rīgas Teātris Ensemble auf internationalen Festivals in zahlreichen Ländern dieser Welt vertreten – ist nach seiner Inszenierung von „Späte Nachbarn“ im Jahr 2010 erneut bei den Lessingtagen 2013 zu Gast.

Regie Alvis Hermanis Bühne Linda Zaharova Ton Gatis Builis Licht Lauris Johansons

Ensemble Liena Šmukste, Jana Čivžele, Sandra Zvīgule, Kristīne Krūze, Elita KĜaviĦa, Vilis DaudziĦš

Im Anschluss an die Vorstellung am 1. Februar findet ein Publikumsgespräch zum Thema „Scheitert die

lettische Kuh an der EU?“ mit Catarina Felixmüller (NDR 90,3), Dr. Andris Zemitis (Geschäftsführer von

Germanagrar), Simon Wolk (Vorstand des Lettischen Vereins Hamburg) und dem Ensemble statt.

Eintritt 26 Euro / ermäßigt 12 Euro

 

Thalia Theater, Uraufführung

Integrier mich, Baby!

Am 1. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Garage)

Wir blicken in Europas Zukunft und befinden uns im Jahr 2033, mitten in Altona. Hamburg will

Integrationshauptstadt des Jahres werden und sucht daher möglichst viele Hamburger, die einen neu

eingeführten Integrationskurs besuchen und bestehen sollen. Die Statistik spricht für sich: Gerade einmal 20% der Deutschen sind überhaupt noch „richtige Deutsche“, also jene ohne Wanderungshintergrund. Für die Einbürgerung in die Multi-Kulti-Gesellschaft muss daher nun jeder auf Herz und Nieren geprüft werden: Integrationskurse für alle eben. Mit „Integrier mich, Baby!“ hat die ostwestfälische Musikerin und Regisseurin Bernadette La Hengst ein Stück geschaffen, in dem die Kursleiter aus den Stiefvaterländern Nigeria, Kolumbien und der Türkei nach einer neuen Form der Gemeinschaft für uns in Europa suchen und als Dozenten galant und mit Witz durch den Abend führen. Und neben den Dozenten und den Thalia-Schauspielern wird auch La Hengst selbst live auf der Bühne stehen und spielen und singen, bis am Ende dann hoffentlich alle einstimmen: „Integrier mich, Baby. Und lass mich in dein Leben.“

Regie und Musik Bernadette La Hengst Bühne Wanja Saatkamp, Katrin Wolfermann Video Wanja

Saatkamp Kostüme Katrin Wolfermann Dramaturgie Sandra Küpper

Ensemble Christoph Bantzer, Bernadette La Hengst, Marie Löcker, Marina Wandruszka sowie die

deutsch-türkisch Lehrer Ali Özkan, Rosmary Schoemborn, David Ubani

 

Symposium

Kooperation mit dem Verlag der Weltreligionen

Schicksal, Vorbestimmung, Willensfreiheit – wie frei ist der Mensch in seinem Handeln?

Am 2. Februar um 15 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Ballsaal)

Jede Gesellschaft und jedes individuelle Leben gründet sich in einem gewissen Maße auf die Hypothese,

dass der Mensch sich in seinem Handeln im Wesentlichen frei entscheiden kann. Nur so kann er auch für sein Tun verantwortlich gemacht werden – moralisch oder gegebenenfalls auch juristisch. Gleichzeitig glauben aber etwa 40% der Deutschen an verschiedene Formen von Schicksal oder Vorbestimmung. Beziehen sich Freiheit und Unfreiheit auf verschiedene Handlungsfelder, so dass der Mensch in der einen Hinsicht frei, in der anderen hingegen unfrei ist? Oder lehren uns die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte, den Freiheitsbegriff im Zusammenhang mit menschlichem Handeln zu relativieren? Die Lange Nacht der Weltreligionen findet am 9. Februar um 18 Uhr im Thalia Theater statt. Es diskutieren Autorin Sibylle Lewitscharoff, Jurist Klaus Lüderssen, Bischof i.R. Wolfgang Huber, Neurowissenschaftler Wolf Singer (angefragt) Moderation Evelyn Finger, Die Zeit (angefragt)

Unterstützt durch die Udo Keller Stiftung Forum Humanum

 

Thalia Theater, Uraufführung

Fuck your ego!

Ein gesellschaftliches Poem nach Anton Makarenko

Am 2. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

Schauspieler Sebastian Rudolph häufelt, sät und philosophiert: „Wann soll man düngen, im Frühjahr oder im Herbst?“ Dabei stiefelt er durch den frisch umgegrabenen Mulch, der die Bühne bedeckt. Es riecht nach Wald und Feld. Nachdem im Russland der 1920er Jahre das Zarentum abgeschafft und die

sozialistische Gesellschaftsordnung eingeführt war, ergriff der Schriftsteller und Pädagoge Makarenko die Chance, einen „neuen Menschen“ zu schaffen. Zum Konzept seiner Utopie gehörte, dass das „Rohmaterial“ – jugendliche Straftäter auf dem Lande – in einem Kollektiv lebte und sich selbst versorgte. Der Gleichheit halber musste dort jeder, auch Makarenko selbst, mitmachen. Befehlen,

gehorchen, säen und ernten. Das international gefeierte estnische Regieteam Tiit Ojasoo und Ene-Liis

Semper, das schon vor zwei Jahren zu Gast bei den Lessingtagen war, fragt in seiner ersten Inszenierung außerhalb Estlands, ob heute der Punkt erreicht ist, an dem ein „neuer Mensch“ nötig ist und durch Erziehung denkbar wäre. Herausgekommen ist ein energiestrotzendes Experiment mit sieben

Schauspielern, die anstatt des Namens einer Figur den eigenen Namen tragen, um so ihr eigenes Ego zu zähmen, es in den Dienst des Kollektivs zu stellen und auf dem Kartoffelacker im Mulch zu beerdigen. Harte Arbeit eben!

Regie und Ausstattung Tiit Ojasoo, Ene-Liis Semper Musik Lars Wittershagen Dramaturgie Sandra

Küpper, Eero Epner

Ensemble Bruno Cathomas, Julian Greis, Franziska Hartmann, Sebastian Rudolph, Birte Schnöink,

Alexander Simon, Sebastian Zimmler

 

Kooperation des Thalia Theaters mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg

Herzzentrum III

Abende über das, was uns jetzt wichtig ist

Eine Reise durch Navid Kermanis preisgekröntem Roman „Dein Name“ von und mit Navid Kermani

Am 3. Februar um 19 Uhr im Thalia in der Gaußstraße. Der Einlass ist fließend von 19 bis 22 Uhr

möglich.

 

Navid Kermanis preisgekrönter 1.200-Seiten-Roman „Dein Name“, der Alltag und Denken, Gegenwart

und Vergangenheit, Politik und Poesie, Geburt und Tod in einer großen europäischen Familiensaga

zusammenbringt, ist der Ausgangspunkt für eine Reise, deren Stationen sich die Theaterbesucher selbst

wählen können. An 30 verschiedenen Spielorten im ganzen Haus (und in ganz Europa) beschäftigen sich ca. 30 Mitglieder des Thalia Theaters und des Schauspielhauses mit dem, „was uns jetzt wichtig ist“. Themen und Stichworte aus dem Roman liefern dabei Anregungen und Referenzen. Die Akteure bringen in jeweils zehnminütigen Aufführungen auch eigene Erfahrungen und Gedanken ein. Jeder Theaterbesucher kann Themen und Akteure nach seinen Wünschen und Vorlieben wählen – so kann er seine Reise durch den Abend selbst mitgestalten. Dabei entstehen kleine temporäre Gemeinschaften, die einen vielschichtigen und anregenden Parcours durchlaufen. Jeder Abend ist anders, jeder Zuschauer erlebt etwas anderes. Für die Lessingtage kommen neue Themen und neue Akteure hinzu: Krieg und Krise, Verständigung und Austausch in Europa und der Welt, Familie und Globalisierung. Das Große bildet sich im Kleinen ab und umgekehrt. Navid Kermani wurde u.a. mit dem Kleist-Preis 2012 ausgezeichnet.

Szenische Einrichtung Luk Perceval, Christina Bellingen Ausstattung Annette Kurz Text-Auswahl Carl Hegemann, Navid Kermani Musik Lutz Krajenski

Es spielen Ensemblemitglieder des Thalia Theaters und des Schauspielhauses Hamburg

 

Gastspiel Ljubljana/Slowenien, Uraufführung

Slovensko mladinsko gledališče

Verdammt sei der Verräter seiner Heimat!

Slowenisch mit deutschen Übertiteln

Am 4. und 5. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

Mit Titos Tod kam die Wende im Balkanstaat. Das Gemeinsame war zerbrochen, das System zerfallen,

ein Krieg ausgebrochen. Noch heute, viele Jahre später, bluten die Wunden, die dieser Umsturz

hinterlassen hat. In einer sehr persönlichen und ehrlichen Arbeit zeigt der Regisseur Oliver Frljić

gemeinsam mit seinen Schauspielern beeindruckend nah ein Panoptikum der Ängste und Sehnsüchte der Einzelnen. Entstanden ist ein Abend der makaberen Witze und politischen Gefühle im ewigen Gefüge der privaten und politischen Konflikte. Der Titel zitiert die letzte Zeile der ehemaligen jugoslawischen Hymne, die zu Beginn melancholisch angestimmt wird, bevor das Ganze im weiteren Verlauf zusammenzubrechen droht. Jeder spielt dabei sich selbst. Wütend oder traurig, hoffnungsfroh oder verzweifelt sind sie alle, gefangen in ihrer gemeinsamen Realität, auf der Suche nach einem mögliche Miteinander. Oliver Frljić ist ein provokativer und schmerzhafter, aber auch humorvoller Theaterabend über nationale Identitätsduelle zwischen slowenischen, kroatischen, serbischen und bosnischen Zugehörigkeiten gelungen, der uns vor Augen fuhrt, wie zerrüttet Europa mancherorts in seinen kleinsten Einheiten tatsachlich ist.

Im Anschluss an die Vorstellung am 5. Februar findet ein Publikumsgespräch zum Thema „Völkerstreit

auf dem Balkan, warum?“ mit Klaus Witzeling, Hamburger Abendblatt (Moderation), Naida Mehmedbegović Dreilich, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität

Hamburg (IFSH), und dem Regisseur Oliver Frljić statt.

Regie, Bühnenbild, Kostüme und Musik Oliver Frljić Licht Oliver Frljić, Tomaž Štrucle Dramaturgie Borut Šeparović, Tomaž Toporišič

Ensemble Primož Bezjak, Olga Grad, Uroš Kaurin, Boris Kos, Uroš Maček, Draga Potočnjak, Matej Recer, Romana Šalehar, Dario Varga, Matija Vastl

 

Thalia Theater

Emilia Galotti

von Gotthold Ephraim Lessing

Am 6. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

Revolutionär und emanzipatorisch zeigte Gotthold Ephraim Lessing, der Namenspatron der Lessingtage,

in seinem Trauerspiel „Emilia Galotti“ neue Perspektiven auf. Der Willkür eines Fürsten stellte er ein

bürgerliches Selbstbewusstsein entgegen. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“,

forderte Immanuel Kant im 18. Jahrhundert. Auch sein Zeitgenosse Lessing glaubte an die innere

Vervollkommnung des Menschen durch die sittlichen Ideale der Aufklärung und lies seine Titelfigur

Emilia Galotti als mahnendes Beispiel an den Standesgrenzen ihrer Zeit scheitern.

Fällt Emilia die einzig autonome Entscheidung ihres Lebens, wenn sie sich schließlich für den Tod

entscheidet? Marco Štorman setzt sich in seiner Inszenierung besonders mit der Frage auseinander, wohin uns die Utopie der Befreiung des Menschen geführt hat – Orientierung nach außen statt Entwicklung der inneren Möglichkeiten, Selbstverwirklichung statt Reibung an den Zwängen der aufgeklärten Gesellschaft. Ist das die selbstverschuldete Unmündigkeit, in der wir uns heute eingerichtet haben?

Regie Marco Štorman Bühne Frauke Löffel Kostüme Amit Epstein Musik Mart Barczewski

Ensemble Marina Galic (Orsina), Franziska Hartmann (Emilia Galotti), Karin Neuhäuser (Claudia,

Emilias Mutter), Thomas Niehaus (Prinz), Jörg Pohl (Marinelli), Alexander Simon (Odoardo, Emilias

Vater / Conti, ein Maler), Sebastian Zimmler (Appiani)

 

Thalia Theater

Invasion!

von Jonas H. Khemiri

Am 7. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Garage)

Abulkasems Geschichte beginnt im Jahr 1835, als Carl Jonas Almquist das Theaterstuck „Signora Luna“

schreibt. Damals wird die Welt aus europäischer Perspektive in westliche Zivilisation und Orient

eingeteilt, eine Konstruktion, die das „Fremde“ und das „Wir“ erstmals voneinander abgrenzt. Genau

dieser Konstruktion entspringt auch Almquists Theaterstück. „Abulkasem“, der Name einer Figur darin,

schafft es aus dem Stück in die Sprache einiger Jugendlicher und verselbstständigt sich zur

Projektionsfläche für das Ungreifbare, Ungeheuerliche, Angsteinflößende und Fremde schlechthin, aber

auch für die Liebe oder gar die eigene Wunschidentität. Für die westliche Welt ist er ein Terrorist, für die

arabische ein Verräter…

Jonas Hassen Khemiri, Sohn einer schwedischen Mutter und eines tunesischen Vaters, erzählt in seinem

Stück von der kulturellen und sprachlichen Identität, von dem, was Substanz und Ursprung aller Realität ausmacht. „Invasion!“ war die erste Inszenierung von Antú Romero Nunes am Thalia Theater, der die diesjährigen Lessingtage mit „Don Giovanni. Die letzte Party“ eröffnet.

Regie Antú Romero Nunes Ausstattung Julia Plickat Musik Johannes Hofmann Dramaturgie Sandra

Küpper

Ensemble Mirco Kreibich, Thomas Niehaus, Cathérine Seifert, Rafael Stachowiak

 

Konzert

Kooperation vom Thalia Treffpunkt und Leben mit Behinderung Hamburg

Bitte Lächeln! (Eisenhans-Band)

Am 7. Februar um 20.30 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Ballsaal)

„Wir sind die Freaks von heute und wir haben ein Motiv. Hör uns mal zu, wir sind so wie du...!“ Acht

junge Musiker im Alter von 18 bis 24 Jahren texten und komponieren Rock- und Popsongs über Träume

und das Leben. Diese Band aus Musikern mit und ohne Behinderung steht seit 2007 regelmäßig auf der

Bühne und ist in diesem Jahr mit ihrer ersten Platte auch Guildo Horn aufgefallen. Für die Lessingtage

haben sie den ein oder anderen neuen Song angekündigt, der rund um das Festivalthema „Europa“ kreisen wird.

 

Gastspiel München

Bayerische Theaterakademie August Everding

Schwarze Jungfrauen

von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel

Am 8. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

„Schwarze Jungfrauen“ stellt die Aussagen radikal-orthodoxer Muslimas ins Zentrum. Den weichgespülten Islam ihrer Väter lehnen sie ab und begreifen sich selbst als radikal. Dass sie sich dabei auch noch verlieben möchten, erleichtert die Lebensplanung nicht: „Dschihad und Liebe, da wäre ich echt mal glücklich! Zum ersten Mal in meinem Leben.“ Das deutsche Reizthema „Kopftuch“ oder das Tragen der Burka beschäftigt die Figuren im Stück dagegen nur am Rande. Was nicht bedeutet, dass in einem Berliner Partymädchen nicht auch eine glühende Fundamentalistin stecken kann. Oder dass die heute Vollverschleierte nicht einst Katholikin war, für die die Mutter, aus Rücksicht auf den neuen Glauben, das Kreuz aus dem Kinderzimmer abgenommen hat. Der Regisseur Malte C.Lachmann verlegt die Monologe, die Feridun Zaimoglu und Günter Senkel nach Tonbandinterviews geschrieben haben, in eine glitzernde Show, in der die Glaubenssatze und Weltbilder der „Schwarzen Jungfrauen“ auf abgeklärt sinnliche Tanz- und Musikeinlagen treffen. Dafür wurde er im Rahmen des Körber Studios Junge Regie mit dem Regiepreis 2012 ausgezeichnet.

Regie Malte C. Lachmann Musikalische Leitung Dean Wilmington Choreographie Daniel Feik

Dramaturgie Daphne Ebner

Ensemble Sarah Grunert, Sybille Lambrich, Charlotte Thompson, Kevin Körber, Patrick Nellessen

Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch mit Heide Soltau (NDR Info), Feridun

Zaimoglu und dem Regisseur Malte C. Lachmann statt.

 

Thalia Theater, Uraufführung

Koproduktion mit den Salzburger Festspielen

Die Welt ist groß und Rettung lauert überall von Ilija Trojanow

Am 9. Februar um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

Die Flucht von Alex und seiner Familie beginnt in der gesellschaftlichen Enge des kommunistischen

Bulgarien Mitte der 1960er Jahre, in einer Welt, in der individuelle Vorstellungen vom Leben keinen

Platz haben. Die Reise geht in den viel versprechenden Goldenen Westen, nach Deutschland, und endet

mit Alex, allein und depressiv in seiner Wohnung. Dann aber taucht Bai Dan auf, ein lebenskluger Magier und Spieler, der Alex auf eine innere und äußere Reise in die Welt des Spiels und der Phantasie

mitnimmt. „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“ erzählt von Flucht und von Grenzen, von einer Welt, an der die einen teilhaben dürfen und andere nicht; aber mit Mut, Glück und Kreativität tun sich Schlupflöcher auf, die es zu entdecken gilt. Ilija Trojanow, in Sofia geboren, in Kenia und Deutschland aufgewachsen, ist als reisend Schreibender lebenslang unterwegs. Er zeigt in seinem 1996 erschienenen Debütroman, wie das anarchische Prinzip des Spiels helfen kann, jenseits aller Systeme Begrenzungen zu überwinden und sich durch den Aufbruch ins Unbekannte zu befreien. Trojanow eröffnete 2010 mit seiner Rede zu einer kosmopolitischen Kultur die ersten Lessingtage.

Regie Jette Steckel Bühne Florian Lösche Kostüme Pauline Hüners Musik Mark Badur

Ensemble Bruno Cathomas (Bai Dan, Taufpate), Marina Galic (Tatjana, Mutter), Mirko Kreibich (Vasko,

Vater), Jörg Pohl (Alexandar), Verena Reichhardt (Slatka, Großmutter) sowie die Musiker Mark Badur,

Ulrich Kodjo Wendt

 

LESSINGTAGE 2013 in der Stadt

Fotoausstellung von Armin Smailovic u.a.

Sounds of Silence

Vernissage am 25. Januar um 18 Uhr in der Oberhaften-Galerie (Stockmeyerstraße 41)

Während des Festivals täglich geöffnet von 12 bis 18 Uhr

Geschätzte 20.000 Frauen wurden während des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995 Opfer von

Vergewaltigungen und sexueller Gewalt. Erst seit 2008 gelten Vergewaltigungen nach der Resolution des

Sicherheitsrates der Vereinten Nationen als Kriegsverbrechen. Der in Zagreb geborene Portrait- und

Reportagefotograf Armin Smailovic – den Thalia-Zuschauern als Fotograf zahlreicher Produktionen wohl

bekannt – portraitiert seit Mitte 2010 Frauen, die mit den individuellen und kollektiven Traumata des

Krieges leben müssen. Nur schwer lässt sich das Leben danach, der Umgang mit den gravierenden

körperlichen und seelischen Folgen, vorstellen. In feinfühligen, atmosphärischen Aufnahmen begleitet

Smailovic den Alltag verschiedener Frauen und zeigt so das ganze Ausmaß an Isolierung, Schmerz und

Angst. Ein Alltag zwischen psychologischer Betreuung und religiöser Andacht, zwischen Momenten der

Freude, Trauer und Zurückgezogenheit. „Sounds of Silence“ wurde in Kooperation mit dem United

Nations Population Fund durchgeführt, um die Masse der Betroffenen und die große Dunkelziffer der

unsichtbaren Opfer zu verdeutlichen. Das Thalia Theater zeigt die Bilder während der Lessingtage in

Kooperation mit der Oberhafen-Galerie.

Zur Vernissage ist der Fotograf Armin Smailovic anwesend, ein Impulsreferat hält Enisa Salcinovic,

Prasidentin der Women’s Section of the Association of Concentration Camp Torture Survivors in

Sarajevo.

 

Am 27. Januar um 15 Uhr findet am Ausstellungsort ein Werkstattgespräch mit Armin Smailovic,

Nikolaus Broschek, Human Rights Watch statt. Moderation Sybille Bassler, Redaktionsleiterin „ML

mona lisa“, ZDF (angefragt). Eintritt frei

 

Gastspiel Bremen/Deutschland, Uraufführung

Exil. Choreografie und Tanz von Gilles Welinski

Am 26., 28., und 29. Januar von 12 bis 20 Uhr in einem Container auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz

Im März 2012 hatte Gilles Welinski mit seiner Performance „Exil“ in einem Bremer Dokumentationszentrum Premiere. Dort existiert ein im Original erhaltener Zellentrakt als

Erinnerungsstätte an die karge Unterbringung der Häftlinge im 19. Jahrhundert. Der Tänzer Welinski hat

sich dort einsperren lassen und begab sich auf eine vielschichtige Suche nach Fremdheit, Identität und

Zugehörigkeit. Wie schreiben sich Einsamkeit und Isolation in den jeweiligen Körper ein? Die Zuschauer

konnten ihn während seiner „Häftlingstage“ durch den Spion in der Tür beobachten. Voyeurismus einerseits, Kontrollverlust im verordneten Exil andererseits. Auch bei den Lessingtagen 2013 wird er sich erneut an einem ungewöhnlichen Ort einsperren lassen, diesmal in einem Container mitten in der

Innenstadt. Er wird dort durch mehrere Gucklöcher in der Containerwand oder per Live-Stream zu

beobachten sein, um auch hier – an diesem zentralen öffentlichen Ort – seine intime Geschichte über das Fremdsein zu erzählen. Der in Frankreich geborene Gilles Welinski erarbeitete bereits wahrend seines Sportstudiums in Paris erste Choreografien. Seitdem choreografiert er in Frankreich und Deutschland und tanzte u.a. bei Pina Bausch, Fattoumi-Lamoureux und Susanne Linke. Gilles Welinskis Performance wird außerdem über einen Live-Stream auf www.thaliatheater.de/Lessingtage und auf einen Monitor in der Kassenhalle am Alstertor übertragen. Eintritt frei

 

Hamburg/Deutschland, Uraufführung

Stammtisch!

Am 29. und 30. Januar um 19 Uhr in der Kneipe „Zum Silbersack“ (Silbersackstraße 9)

Man hat ihn für unzeitgemäß, dann für tot erklärt, aber die kleinste Zelle der Demokratie, der Stammtisch, lebt. Das Theaterkollektiv rund um Franz von Strolchen baut in seiner Trilogie des Zusammenlebens, deren erster Teil während der Lessingtage Premiere haben wird, dokufiktionale Brutstätten der Gemeinschaft in einer der bekanntesten Kneipen Hamburgs nach, im „Zum Silbersack“ auf St. Pauli. Hier treffen sich für eine Nacht all jene, die gehört werden wollen. In fünf europäischen Biografien erzählt Regisseur Franz von Strolchen von Individuen, die aus dem System gefallen sind, Menschen, die wieder von Gemeinschaftsutopien träumen. Eine Krisenfotografin reist durch die Welt und versucht, Menschen auf Bildern zu vereinen, ein Astronaut träumt von der Möglichkeit einer kompletten Menschenkolonie im Weltraum, ein EU-Politiker berichtet von seinem Rücktritt und dem Neustart in seinem Kopf, eine Gesellschafterin erzählt von ihrem bankrotten Imperium und den maroden Restzusammenhängen, ein Vertreter bleibt auf seinen Wunderpillen sitzen. Alle diskutieren ihre Ideen zum alternativen Zusammenleben in Europa – Ideen, die nicht selten aus einer Bierlaune heraus entstehen und für einen unwiederholbaren Abend im Raum stehen dürfen.

Regie Franz von Strolchen Textmaterial Christian Winkler Raum Jens Burde Kostüme Katrin Wolfermann Dramaturgie Nina Rühmeier

Es spielen Anika Baumann, Kenneth Huber, Joachim Kappl, Cathrin Romeis, Florian Tröbinger

Eine Franz von Strolchen Produktion in Kooperation mit dem Thalia Theater Hamburg, gefördert durch

die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg.

 

Gastspiel Zürich/Schweiz

Schauspielhaus Zürich

Genesis. Die Bibel, Teil I

Am 2. Januar um 18 Uhr und am 3. Januar um 17 Uhr auf Kampnagel (k6, Jarrestraße 20)

Das Buch Genesis, den ersten Teil der Bibel, ungestrichen auf die Bühne zu bringen – das hat es noch nie gegeben. Das erste Buch Mose prägt unser europäisches Denken noch immer. Es ist die etwa 4000 Jahre alte Geschichte einer kleinen Stammeskultur, die zwischen Mesopotamien und dem Mittelmeer beheimatet war. Es gibt in allen Kulturen Ursprungsmythen über die Menschheit, dieser ist der

wirkungsmächtigste – bis heute. Drei Weltreligionen bekennen sich zu ihm und akzeptieren ihn als

Glaubenswahrheit: Judentum, Islam und Christentum. Das Buch Genesis erzählt vom Anfang des

Anfangs und „erfindet“ archetypische Geschichten der Menschheit: von der Erschaffung der Welt, der

Vertreibung des Menschen aus dem Paradies, von Bruderstreit und erstem Mord und den allerersten

Naturkatastrophen. Aufgehoben sind diese Geschichten in Figuren, die uns wie Abraham, Jakob und Josef bis heute vertraut sind. Stefan Bachmann, dessen Arbeiten auch in Hamburg gut bekannt sind, macht mit seinem Opus magnum das Erzählen zum Ereignis. Er nimmt an dem Abend den Weg vom klassischen Erzählen der Bibel hin zu szenischen Umsetzungen der Geschichten und schließlich zu einem opulenten Bildertheater.

Regie Stefan Bachmann Bühne Simeon Meier Kostüme Annabelle Witt Musik Max Küng

Ensemble Christian Baumbach, Timo Fakhravar, Fritz Fenne, Marek Harloff, Simon Kirsch, Niklas

Kohrt, Julia Kreusch, Michael Neuenschwander, Jörg Ratjen, Susanne-Marie Wrage

 

LESSINGTAGE 2013 im Nachtasyl

Konzert

Alina Manoukian

Am 29. Januar um 21 Uhr in der Theaterbar Nachtasyl

Die in der iranischen Hauptstadt Teheran geborene Alina Manoukian kam im Alter von vier Jahren mit

ihren armenischen Eltern nach Hamburg. Der Vater sang leidenschaftlich gerne alte Volkslieder. Als

erwachsene Frau begab sich die heute in Berlin lebende Schauspielerin und Sängerin mit einem

Tonbandgerät auf die Suche nach ihrer ehemaligen Heimat und sammelte alte, kaum noch bekannte

Volkslieder. Diese unentdeckten Schatze interpretiert sie auf ihrem Debütalbum „Na Mi Naz Ouni“ mit

akustischer Gitarre und dezenten Trommelklängen.

 

Film und Lesung

Ein Abend über Russlands Stürme – Sorokins Antwort auf Putins Parolen

mit Vladimir Sorokin

Am 31. Januar um 20.30 Uhr in der Theaterbar Nachtasyl

Russland ist in Bewegung: Nicht erst seit der Verhaftung der Mitglieder von Pussy Riot zeigt sich, dass

Putins ultimatives Bestreben der Machterhalt ist. Vladimir Sorokin – einer der wichtigsten Autoren der

russischen Gegenwartsliteratur – ist als Kritiker der politischen Klasse Russlands heftigen Angriffen

regimekonformer Akteure ausgesetzt. An diesem Abend wird er aus seinem neuen Roman „Schneesturm“ lesen und mit feinstem ironischen Gespür die Lähmung der russischen Gesellschaft nachzeichnen. Ulrich Hufen, der sich nach dem Studium der Slawistik als Autor diverser Radiofeatures zu Themen der russischen Gesellschaft einen Namen gemacht hat, wird die deutschen Passagen lesen und mit Sorokin sprechen. Auch Hugh Williamson, der bei der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) Bereichsleiter für Europa und u.a. die russische Föderation ist, haben wir auf das Podium geladen, um gemeinsam auf die aktuelle Situation Russlands zu blicken. Zuvor werden Ausschnitte eines von Hufen produzierten Features zu hören sowie ein Film von HRW zu sehen sein, in dem die Instabilitaten vor der Wahl Putins deutlich werden: „Russia – Acting Up“. In den kurzen Portraits von russischen Umweltschützern, Internetaktivisten, Künstlern, Musikern, Journalisten und Anwalten zeigt sich die Vielfalt der kritischen Stimmen aus dem russischen Volk.

Im Anschluss findet eine Diskussion mit Russland-Spezialist Ulrich Hufen, Hugh Williamson, Human Rights Watch und Vladimir Sorokin statt.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation vom Thalia Theater mit Human Rights Watch.

 

Konzert

Lazyblood

Am 1. Februar um 21 Uhr in der Theaterbar Nachtasyl

Erna Omarsdottir, die als Tänzerin und Choreografin schon mit internationalen Größen wie „Les Ballets C de la B“ und Jan Fabre zusammenarbeitete, steht für mehrfach ausgezeichnete Performance-Kunst und verbindet in ihrem sound- und bilderstarken Konzert, bei dem sie gemeinsam mit Vladimar Johannson auf der Bühne steht, physische Elemente mit Heavy-Metal-Musik zu einer Art Electro-Metal-Oper. In einer Black-Yoga-Screaming-Box kann jeder seinen persönlichen Befreiungsschrei vorab beisteuern.

 

Poetry Slam

i, Slam – Poetry Slam oder was?

Am 3. Februar um 20.30 Uhr in der Theaterbar Nachtasyl

Einen Abend lang duftete es während der letzten Lessingtage unterm Thaliadach nach Dattelsaft und Tee mit Kardamom. Dazu viele bunte Kopftücher gutgelaunter Mädchen in eng besetzten Reihen und gleich zu Beginn ein Hamburger Imam auf dem kleinen Podest: Wie einige andere war er Vortragender eines Poetry Slams der besonderen Art, dem „i,Slam“. Man wollte eine „Dichterschlacht“, bei der junge

Muslime sich sowohl zum Geschehen in Deutschland als auch zu Ereignissen weltweit in lyrischen Texten äußern können. Die Texte müssen mit islamischen Werten vereinbar sein und Toleranz gegenüber anderen Religionen wahren – das Ganze innerhalb von jeweils 6 Minuten.

 

Konzert von

Bernadette La Hengst

Am 7. Februar um 22 Uhr in der Theaterbar Nachtasyl

„Integrier mich, Baby!“ heißt ihr Theaterabend im Thalia in der Gaußstraße. Genauso heißt jetzt auch ihre neue Platte, die soeben auf den Markt gekommen ist und viele Gäste undogmatisch in Elektrosoul-

Mariachi-Chansons-Cumbia-Disko-Sounds integriert. Und das auf vor allem „weibliche“ Art und Weise,

denn unter den Gästen, die sie in ihren neuen Songs präsentiert, gibt es nur einen Hahn im Korb: Rocko Schamoni.

 

Konzert

Artwon Artown Artnow

Am 9. Februar um 21 Uhr in der Theaterbar Nachtasyl

Fuck You Silence. Dieser Labelname ist kurzum das, was den geradlinigen, unangepassten Gitarrensound von „ARTWON ARTOWN ARTNOW“ beschreibt. Yoko Suno (Gesang, Gitarre), Till Gavaller

(Schlagzeug) und Maziar Yazdkhasti (Bass) beschreiten die Grenze zwischen Alternative-Rock und

Fluxus-Kunst, um ihre Vision von zeitgenössischer Musik zu erfinden. Das macht nicht nur Krach,

sondern auch jede Menge Spaß. Wir freuen uns besonders über die brandneuen Songs ihres jüngsten

Albums „Noise Romance“.

 

LESSINGTAGE 2013 – Die Thalia Pfadfinder

Die dritte Generation - Thalia Pfadfinder

ein Programm im Rahmen von Thalia Migration

Das Programm läuft vom 20. Oktober bis zum 15. Dezember

Der „Lessingtageblog“ ist vom 25. Januar bis 9. Februar auf der Thalia-Homepage www.thaliatheater.

de zu lesen. Thalia Pfadfinder ist ein 2010 gegründetes Projekt, das diese Spielzeit zum dritten Mal 18- bis 30jährige HamburgerInnen mit Zuwanderungsgeschichte einlädt, ihre eigene und damit längst die multikulturelle Realität der Stadt mit hinter die Kulissen des Thalia Theaters zu bringen.

Von Oktober bis Januar haben die jungen Menschen zeitgenössisches Theater gesehen und beschrieben, auch in diesem Jahr anhand eines Urstoffs des europäischen Theaterkanons: „Don Giovanni“. In sieben Sessions erarbeiteten die Pfadfinder in exklusiven Workshops ausgewählter Theater(fach)leute die Story um den großen spanischen Verführer und den Weg des Stoffs durch Zeit und Nationen. Über die Auseinandersetzung mit der Story nähern sich die Teilnehmer gleichzeitig drängenden Fragen ihrer eigenen Wirklichkeit: Theater als Ort der lebendigen Debatten um Gesellschaft, Demokratie und Moral. Eros, Verantwortung und Ehre sind Themen des Stoffes, die uns beschäftigen – über alle Kulturen hinweg. End- und Höhepunkt der ersten Phase des Projekts ist der Entstehungsprozess der Inszenierung von Antú Romero Nunes, Jahrgang 1983: „Don Giovanni. Die letzte Party“. Der Premierenbesuch ist gleichzeitig Auftakt zu den Lessingtagen und der zweiten Projektphase: Die Pfadfinder werden zu Autoren – und verarbeiten ihre Eindrücke im „Lessingtageblog“: Die Thalia-Website www.thalia-theater.de/Lessingtage wird zur Plattform einer interkulturellen Generation in der Auseinandersetzung mit Theater – und der Vielfalt der modernen deutschen Gesellschaft.

Das Projekt wird von der Rudolf Augstein Stiftung gefördert. Dieses Jahr findet es in Kooperation mit der Hamburgischen Staatsoper statt. Das Programm richtet sich an Menschen mit Migrationsgeschichte zwischen 18 und 30 Jahren, die Interesse am Theater und Schreiben mitbringen.

Gefördert von der Rudolf Augstein-Stiftung

 

LESSINGTAGE 2013 – Stadtführungen

Stadtführung 1: Mit Lessing rund um den Gänsemarkt

Am 27. Januar um 11 Uhr sowie am 3. Februar um 15 Uhr

Treffpunkt: Lessing-Denkmal auf dem Gänsemarkt

Stoisch sitzt Gotthold Ephraim Lessing seit 1881 auf dem Gänsemarkt und blickt auf den ehemaligen

Standort „seines“ Theaters. Wer war Lessing eigentlich? Auf diesem literarischen Rundgang treffen Sie

neben Lessing auch auf eine große Anzahl seiner Hamburger Freunde, darunter Mathias Claudius und

Lessings spätere Ehefrau Eva König.

Stadtführung 2: Lessing und die Aufklärung in Altona

Am 30. Januar und am 9. Februar um 11 Uhr

Treffpunkt: Apotheke an der Ecke Holstenstraße/Königstraße

Altona erblickte schon früh das Licht der Aufklärung – nicht ganz unbeteiligt daran: Lessing und sein

Freund Johann Friedrich Struensee. Dank ihm und seinem Arztfreund Hartog Gerson wurde auch die

arme und jüdische Bevölkerung mit medizinischer Hilfe versorgt. Die gelegentlichen Treffen der drei und ihr fruchtbarer Austausch entwickelten ein neues Denken. Wir erinnern auch an Altonas reiches

Theaterleben.

Stadtführung 3: Mit Lessing durch die Speicherstadt

Am 3. und 6. Februar um 11 Uhr

Treffpunkt: Katharinenkirche (Turmportal)

Vor dem Bau der Speicherstadt lebten auf Brook und Wandrahmen über 20.000 Menschen – einer von

ihnen war Gotthold Ephraim Lessing. Auch Johann Melchior Goeze lebte hier, der streitbarer Hauptpastor

der Katharinenkirche, der sich mit Lessing und mit anderen Hamburger Literaten überwarf. Was führte

eigentlich zu dem Zerwürfnis?

Die Rundgänge werden durchgeführt von dem Stadtführer Michael Grill.

 

LESSINGTAGE 2013 – Thalia Treffpunkt/Thalia und Schule

Inszenierungen, Performances, Präsentationen

Kunstaktion

EUtopien 2013

von und mit Hamburger Schülergruppen (Jg. 1–13)

Vom 26. Januar bis 9. Februar im Mittelrangfoyer des Thalia Theaters

Kinder und Jugendliche gestalten zum Thema „Wünsche und Utopien für Europa“ das Innenleben von

durchsichtigen Glaskugeln. Während der Festivaltage entsteht aus diesen vielen Euro-Kugeln im

Mittelrangfoyer eine gemeinsame Kunst-Installation, eine riesige, von Tag zu Tag wachsende Wolke, die

die Vielfältigkeit der Euro-Visionen von Hamburger Schülerinnen und Schülern zeigt.

Idee Ute Radler, Sibylle Wallum. Eintritt frei

 

Outdoor-Performance

Wege für Europa

Am 28. Januar um 11 Uhr auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz, Ecke Thalia Theater

Am Anfang der Lessingtage 2013 zeigen Hamburger Schülergruppen eine Outdoor-Performance quer

durch die City vom Thalia Theater zum Gänsemarkt. Die Jugendlichen beschreiten „Wege für Europa“

und demonstrieren, was sie an der Idee Europa interessiert.

Konzept Herbert Enge, Judith Mannke

Eintritt frei

 

Präsentation

Gott und die Welt und ich

Am 28. Januar um 19 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Garage)

Jugendliche Zugewanderte entwickeln gemeinsam einen neuen Blick auf „Gott und die Welt“, auf die

Vielfalt der Großstadt Hamburg und auf sich selbst darin. Sie lassen sich von Fragen nach ihrem

kulturellen „Vorher“ und ihrem „Jetzt“ bewegen und versuchen dabei, sich ihrer religiösen Identität zu

nähern. Bei den Jugendlichen handelt es sich um Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahre, vornehmlich um minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge aus den Kriegs- und Krisengebieten in Afghanistan, Iran und Irak.

Ein Projekt des Thalia Treffpunkts und des Jugendmigrationsdienstes des CJD

Leitung das CJD-Team um Kirsten Sass (Koordination), Anton Krause (Regie), Dorothee de Place

(Theaterpädagogik), Natalie Lazar (Dramaturgische Beratung) und Herbert Enge (Projektberatung)

 

Performance

Gekommen... um zu bleiben...

Am 30. Januar um 19 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Garage)

Woher und wohin, Heimat und Fremde, hier und jetzt. Die Performance zeigt eine Suche nach

Geschichten und Dingen, die viel zu selten erzählt werden. Nach den Lessingtagen 2013 finden weitere

Aufführungen in den Hamburger Stadtteilen Hamm und Horn statt.

Eine Kooperation von Thalia Treffpunkt, Hamburger Volkshochschule und der Bürgerplattform Impuls

Mitte Hamm-Horn, unterstützt von der Türkischen Gemeinde Hamburg.

Leitung Özlem Demirci, Susanne Schwarz

 

Klassenzimmerstück

Chica Chica

von Maarten Bakker

Schülervorstellungen am 5. Februar um 10 Uhr, 12 Uhr sowie 19 Uhr im Thalia in der Gaußstraße

(Garage)

Tess und Imra, beide 15, kommen neu in die Klasse. Tess ist Deutsche, hat ein loses Mundwerk und einen Freund. Imra ist Türkin, trägt ein Kopftuch und hat eine eigene Meinung. Schnell geraten sie in Streit: über die Kopftuchfrage, über Jungs, über Ausgrenzung, über Glauben und über den ersten Sex. Dabei kommen sich die beiden trotz aller Unterschiede immer näher...

Regie Susanne Schwarz

Ensemble Nisan Arikan und Alena Oellerich

Eintritt 12 Euro / ermäßigt 9 Euro

Gruppenkarten für Schüler je 6,50 Euro

 

Performance

Euro-Stücke

Am 5. Februar um 18 Uhr an verschiedenen Orten im Thalia Theater

Schüler- und Jugendgruppen zeigen unterwegs vom Eingangsfoyer bis ins Nachtasyl des Thalia Theaters kurze Stücke, Szenenfolgen und Performances, die sich mit der Idee ‚Europa’ und ihren Krisen sowie mit der Begegnung der verschiedenen Kulturen und Religionen beschäftigen.

Konzept Herbert Enge

 

Extremer als Extrem

Ein Projekt der Thalia Treffpunkt Jugend-Performance-Gruppe

Am 6. Februar um 19 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Garage)

Hinterfragen von privaten, sozialen und gesellschaftlichen Codes zum Thema Extremismus. Mithilfe

eigener und fremder Texte untersuchen Jugendliche ihr kulturelles und soziales Umfeld, finden mit

Musik, Tanz und (Körper-)Sprache Wege, diese Fragmente zu einer Performance zusammen zu setzen.

Leitung Alina Gregor

 

Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

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