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Uraufführung beim Stuttgarter Ballett: HAMLET von Kevin O’Day

am Freitag, 3. Oktober 2008, Opernhaus, 18 Uhr.

Kevin O’Day, Ballettdirektor am Nationaltheater Mannheim, choreographierte ein abendfüllendes Ballett nach William Shakespeares Hamlet.

Die Neuschöpfung ist das 50. Werk des gebürtigen US-Amerikaners, dem 1999 mit einem Auftragswerk für die Stuttgarter Compagnie der Durchbruch in der

europäischen Ballettszene gelang. Es ist sein erstes abendfüllendes Handlungsballett.

"Shakespeares Hamlet handelt von den klassischen Themen Mord und Vergeltung, Liebe und Verrat. Für mich ist Hamlet aber auch ein Drama über die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen. Hamlets innerer Kampf - seine existenziellen Fragen über das Leben - ist nicht nur der Kampf mit sich selbst, sondern auch mit dem "Geiste" seines Vaters, mit einer genetischen Prägung, von der Hamlet sich nicht befreien kann. Kann ein Sohn sich von seinem Vater, von seinen Einflüssen und vererbten Erwartungen, jemals vollständig lösen? Kann er jemals frei handeln oder steht nicht jede Handlung im Schatten des Handelns und Denkens des Vaters? Der Tod des Vaters löst in den meisten Söhnen ein Moment des Innehaltens, des Nachdenkens, der Introspektion aus; Hamlet bildet da keine Ausnahme. In einer Atmosphäre des Argwohns, des Misstrauens und des Verrats muss Hamlet die Entscheidung treffen: Soll er, kann er Rache nehmen für den heimtückischen Mord an seinem Vater durch seinen Onkel, der sich damit nicht nur Titel und Macht, sondern sich auch noch Hamlets Mutter bemächtigte?" (Kevin O'Day)

Nach den Einaktern Delta Inserts (1999), dreamdeepdown (2001) und Igor Poems (2004) kehrt Kevin O’Day für sein erstes Handlungsballett – es ist zugleich das 50. Werk seiner choreographischen Laufbahn – nach Stuttgart zurück. O’Days Ballett-Adaption des Dramas konzentriert sich auf die innere Zerissenheit der Hauptfigur, der Shakespeare in den berühmten Monologen Ausdruck verliehen hat. Diese im Tanz zu übersetzen stellte eine der wesentlichen Herausforderungen der Choreographie im ersten Akt dar, während sich im zweiten Akt die Handlung dramatischer zuspitzt. Inhaltlich liegt O’Days Augenmerk auf der auch im Tod unauflöslichen Verbindung zwischen Vater und Sohn Hamlet.

Kevin O’Day wurde in Phoenix, Arizona geboren und erhielt seine Tanzausbildung an der Joffrey Ballet School in New York. Nach seinem ersten Engagement am Joffrey Ballet, wo er intensiv mit der Choreographin Twyla Tharp zusammenarbeitete, wechselte er als Solist an das American Ballet Theatre und tanzte dort bis 1991 zahlreiche Rollen des klassischen und zeitgenössischen Repertoires. Nach einem Jahr beim Ballett Frankfurt tanzte O’Day in den Jahren 1992 bis 1995 bei Mikhail Baryshnikovs White Oak Dance Project und war außerdem ständiger Gast beim New York City Ballet. 1994 folgte sein choreographisches Debüt, als Mikhail Baryshnikov ihn einlud, ein Stück für das White Oak Dance Project zu schaffen. Vier Jahre später gründete der Tänzer und Choreograph zusammen mit dem Komponisten John King sein eigenes Ensemble: O’Day Dances. 1999 kreierte Kevin

O’Day auf Einladung von Reid Anderson Delta Inserts für das Stuttgarter Ballett, seine erste Choreographie für eine europäische Compagnie, deren Erfolg ihm den künstlerischen Durchbruch in Europa sicherte. Seine Arbeit mit dem Stuttgarter Ballett setzte er 2001 mit dreamdeepdown und 2004 mit Igor Poems fort. Seit 2002 ist Kevin O’Day Ballettdirektor und Chefchoreograph des Kevin O’Day-Ballett Mannheim am Nationaltheater Mannheim, gemeinsam mit der Choreographin und stellvertretenden Ballettdirektorin Dominique Dumais. Kevin O’Day hat Ballette für das New York City Ballet, Les Ballets de Monte Carlo, das Königlich Dänische Ballett, Les Grands Balletts Canadiens, Ballet Argentino, Hubbard Street Dance Chicago, Pacific Northwest Ballet, das Pittsburgh Ballet und das Pennsylvania Ballet choreographiert.

Seine Choreographie entwickelte O’Day zu einer eigens für dieses Ballett

geschriebenen Originalkomposition des Amerikaners John King. Dieser schuf für Hamlet eine Synthese aus live gespielter Orchestermusik und elektronischen Klängen. Für Bühnen- und Kostümbild zeichnet Tatyana van Walsum verantwortlich. Die vielfach – unter anderem mit dem Prix Benois de la Danse – ausgezeichnete Designerin entwarf in Stuttgart bereits Bühnenbild und Kostüme zu Martino Müllers Ballett R.A.M. Auch Mark Stanley, langjähriger Beleuchtungschef des New York City Ballet, ist auf der Stuttgarter Ballettbühne kein Unbekannter: von ihm stammten die eindrucksvollen Beleuchtungseffekte zu Kevin O’Days Delta Inserts. Die Dramaturgie der Produktion Hamlet übernahm Vivien Arnold.

Choreographie Kevin O’Day

Musik John King

Bühne und Kostüme Tatyana van Walsum

Licht Mark Stanley

Dramaturgie Vivien Arnold

Choreographische Assistenz Thierry Michel, Rolando D’Alesio

Besetzung der Uraufführung am Freitag, 3. Oktober 2008

Jason Reilly: Hamlet, Der Prinz

Jirí Jelinek: Claudius, Der König, Hamlets Onkel

Bridget Breiner: Gertrud, Die Königin, Hamlets Mutter

Laurent Guilbaud: Polonius, oberster Staatsrat

Alicia Amatriain: Ophelia, Tochter des Polonius

Evan McKie: Laertes, Sohn des Polonius

Alexander Jones: Horatio, Hamlets Freund

Sébastien Galtier: Rosenkranz, Höfling

Mikhail Soloviev: Güldenstern, Höfling

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