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Uraufführung: "Hiob" nach Joseph Roths Roman in den Münchner Kammerspielen

am 19. April 2008 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus

Als der in Galizien geborene Schriftsteller Joseph Roth 1930 in seinem Roman HIOB vom Leben der Familie des frommen Lehrers Mendel Singer im kleinen jüdischen Schtetl schrieb, waren das Schtetl und seine Bewohner ihrer Vernichtung durch die Deutschen schon recht nahe.

"Die Hölle regiert. Wir haben alle die Welt überschätzt. Ich gebe keinen Heller mehr für unser Leben. Es ist gelungen, die Barbarei regieren zu lassen", schrieb Roth wenige Jahre später im Exil in Paris, wo er 1939 an den Folgen seines Alkoholkonsums in einem Armenhospital starb. Als am Grab auf einem Pariser Vorstadtfriedhof vom treuen Kämpfer der Monarchie die Rede ist, protestieren die Kommunisten. Als der katholische Priester sein Ritual beginnt, murren die Ostjuden und ein Freund Roths verzichtet darauf, das Kaddisch zu sprechen. Selbst am Grab gibt es Streit um die Einordnung des Einzelgängers, der sich selbst stets als Weltbürger gesehen hat.

HIOB ist Joseph Roths berühmtester Roman und erzählt eine Familiensaga, beginnend in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Mendels ältester Sohn folgt bereitwillig der Einberufung zum russischen Militär, der andere desertiert, wird von Schleusern und Schleppern außer Landes gebracht und wandert nach Amerika aus. Um die Tochter, die sich allzu leichtfertig mit Kosaken einlässt, von solchem Umgang fern zu halten, folgt die Familie dem inzwischen erfolgreichen Sohn nach New York und lässt Menuchim, das behinderte jüngste Kind, zurück. Angekommen in der Neuen Welt ereilt die Familie neues Unglück: Schlag auf Schlag fällt der eine Sohn im alten Europa als Soldat im ersten Weltkrieg, der andere gilt als vermisst, die Mutter stirbt aus Verzweiflung, die Tochter wird wahnsinnig. In einem zornigen Aufbegehren gegen Gott sagt sich Mendel Singer von seinem Glauben los. Doch dann kommt es zu einer wundersamen Wendung: Der zurückgelassene Sohn kommt gesund und als begnadeter Musiker und Dirigent nach New York und schließt seinen alten Vater in die Arme. Und Mendel "ruhte aus von der Schwere des Glücks und der Größe der Wunder." Mit dem Wissen darüber, wie die Geschichte des 20. Jahrhunderts weiterging, ein Glück zum Verzweifeln.

Der niederländische Regisseur und Leiter des NTGent, Johan Simons, wird HIOB in einer Bearbeitung von Koen Tachelet auf die Bühne der Kammerspiele bringen, wo er bereits ANATOMIE TITUS, ELEMENTARTEILCHEN (beide eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2004), DIE ZEHN GEBOTE, ROBINSON CRUSO, DIE FRAU UND DER NEGER und zuletzt PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG inszenierte.

In einer Fassung von Koen Tachelet

Mit

Walter Hess

André Jung

Sylvana Krappatsch

Wiebke Puls

Steven Scharf

Hildegard Schmahl

Edmund Telgenkämper

Regie Johan Simons

Bühne Bert Neumann

Kostüme Dorothee Curio

Dramaturgie Koen Tachelet, Julia Lochte

Musik Paul Koek

Regieassistenz Ramin Anaraki

Bühnenbildassistenz Jens Dreske

Kostümassistenz Diana Ammann

Musikassistenz Ton van der Meer

Inspizienz Barbara Stettner-Joseph

Souffleuse/Souffleur Roswitha Dierck

Regiehospitanz Chris Bendall, Florian Helwig

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