Jene Schriftstücke stellen bereits selbst in ihrer Vielsprachlichkeit, mit ihren Sprachspielen, Reimen oder spiegelverkehrten Formulierungen Kunstwerke dar.
Der Chefchoreograf des Balletts Chemnitz, Reiner Feistel, taucht tief ein in den Kosmos des Menschen, der stets im Spannungsfeld zwischen Wunderkind und „bereits zu Lebzeiten Vergessenen“ (Volkmar Braunbehrens – Musikwissenschaftler, Mozart-Forscher und Publizist) stand, dessen Leben zwischen Not und Heiterkeit changierte und sich immer auch über das Verhältnis zwischen Eros und dem allgegenwärtigen Tod definierte. Dazu holt Feistel das gängige Mozartbild vom Podest und lässt Mozart in der damaligen wie auch in unserer heutigen Zeit neu lebendig werden. Kein Komponist bietet so viele „weltanschauliche, ideologische Facetten und Identifikationsmöglichkeiten wie Mozart: für Katholiken und Freimaurer, für Konservative und Progressive, für Patrioten und Kosmopoliten, für Österreicher und Deutsche und so fort“ (Silke Leopold – Musikwissenschaftlerin). In seinen Werken verliert Mozart niemals den Glauben an den Menschen als liebendes, emphatisches und aufgeklärtes Wesen. Der Komponist trägt in sich die Sehnsucht nach einer besseren und gerechteren Welt – und zerbricht fast am Widerspruch zur Realität.
Reiner Feistel nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Biografie des Komponisten, lässt seine Anfänge am Salzburger Hof Revue passieren, erlebt seine Reisen mit Schwester und Vater durch ganz Europa nach, zeigt die „Flucht“ aus der Salzburger Enge hinaus nach Wien und scheut sich auch nicht vor dem Blick auf das Ende, welches mit dem Requiem im Zentrum des
Abends steht. „Mozart-Briefe“ ist ein Ballettabend über Fragen nach Liebe, Tod und mit einem sehr persönlichen Blick auf den Menschen Wolfgang Amadeus Mozart.
Musik
Für seine Choreografie verwendet Reiner Feistel neben Ausschnitten aus Mozarts Sinfonien, Kammermusik und dem Requiem auch Musik aus den „Rosenkranzsonaten“ des Barockkomponisten Heinrich Ignaz Franz Biber, die ein Bild für den Leidensweg des Menschen an sich sind, in Verbindung mit dem Rosenkranzgebet als trostvoller Gedanke, der den Menschen auf seinem Lebensweg zu seiner Bestimmung führt. Zu hören sein wird auch eine kompositorische Operncollage von Steffan Claußner.
Reiner Feistel studierte an der Fachhochschule für Tanz in Leipzig. Nach dem Studienabschluss war er am Staatstheater Dresden zunächst im Ensemble und von 1984 bis 1997 als Solist engagiert. Er tanzte in zahllosen Hauptrollen und arbeitete mit bekannten Choreografen wie Harald Wandtke, Kurt Joos, Emöke Pösztenyi, Birgit Culberg, Johannes Bönig, José Limon, Stephan Thoss, Joseph Lazzini, John Neumeier und Uwe Scholz zusammen. 1996 gab er sein Debüt als Choreograf an der Semperoper. 1997 wurde er Ballettdirektor an den Landesbühnen Sachsen und kreierte ca. 50 Ballettabende – die meisten davon als Uraufführung. Darüber hinaus war er für die Ballettserenaden im Dresdner Zwinger künstlerisch verantwortlich. Seit Beginn der Spielzeit 2013/2014 ist er Chefchoreograf und künstlerischer Leiter des Balletts Chemnitz und hat hier u. a. die Ballette „Dornröschen – Ein Traumtanz“, „Eine Weihnachtsgeschichte“, „Eugen Onegin“, Adolphe Adams „Giselle“ und die Uraufführungen „Die Schneekönigin“ und „König Artus“ auf die Bühne gebracht.
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Heinrich Ignaz Franz Biber
und Steffan Claußner
Choreografie und Inszenierung: Reiner Feistel
Bühne und Kostüme: Martin Rupprecht
Dramaturgie: Thorsten Teubl / Christiane Dost
Es tanzt das Ballett Chemnitz:
Leopold Mozart Leonardo Fonseca / Milan Maláč
Erzherzog Colloredo Alejandro Guindo Martín / Benjamin Kirkman
Todesengel / Aloisias / Comtur Helena Gläser / Natalia Krekou
Nannerl Molly Gardiner / Tarah-Malaika Pfeiffer
Constanze Isabel Dohmhardt / Molly Gardiner / Marta Papaccio
Kind Mozart Valentin Herzog*** / Pascal Johann Unterschütz***
Mozart I Isabel Dohmhardt / Raul Arcangelo
Mozart II Raul Arcangelo / Yoh Ebihara
Mozart III Nela Mrázová / Alanna-Saskia Pfeiffer
Mozart IV Ivan Cheranev / Alessio Ciaccio
Mozart V Jean-Blaise Druenne / Alejandro Guindo Martín
Mozart VI Milan Maláč / Emilijus Miliauskas
Königin der Nacht Nela Mrázová / Soo-Mi Oh
Papageno Raul Arcangelo / Ivan Cheranev
Papagena Isabel Dohmhardt / Molly Gardiner
Cherubino Megumi Aoyama / Marta Papaccio
Sarastro Leonardo Fonseca / Milan Maláč
Tamino Milan Maláč / Emilijus Miliauskas
Don Giovanni Alejandro Guindo Martín / Jean-Blaise Druenne
Hofdamen / Hofherren / Musiker Megumi Aoyama, Helena Gläser, Isabel Dohmhardt, Molly Gardiner, Natalia Krekou, Nela Mrázová, Soo-Mi Oh, Marta Papaccio, Alanna-Saskia Pfeiffer, Tarah-Malaika Pfeiffer, Anne Barrio**; Raul Arcangelo, Ivan Cheranev, Alessio Ciaccio, Jean-Blaise Druenne, Yoh Ebihara, Leonardo Fonseca, Alejandro Guindo Martín, Benjamin Kirkman, Milan Maláč, Emilijus Miliauskas, Kengo Nanjo*
* Schüler der Staatlichen Ballettschule Berlin
** Schülerin der Ballettschule Hamburg Ballett
*** Schüler der Opernballettschule Chemnitz
Die nächsten Vorstellungen sind am 20. April und 20. Mai, jeweils 19.30 Uhr sowie
am 29. Mai, 15.00 Uhr im Opernhaus Chemnitz.
Die Ballettmatinee zur Inszenierung findet am 9. April, 10.00 Uhr auf der Bühne des Opernhauses statt.