Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er als Repräsentant einer aristokratischen Kulturelite im kommunistischen Ungarn totgeschwiegen und geriet vollkommen in Vergessenheit. Dabei war der Komponist und Violinist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des ungarischen Musiklebens seiner Zeit, der auch mit Künstlerkollegen wie Franz Liszt, Jules Massenet oder Johannes Brahms in regem Austausch stand. In »Anna Karenina« hat er eine spätromantische Tonsprache entwickelt, die der Dramatik wie der Emotionalität des Sujets um nichts nachsteht.
Anna Karenina führt ein scheinbar glückliches Leben in russischen Adelskreisen mit ihrem Mann Alexej und Sohn Serjoscha, bis Graf Wronskij in ihr Leben tritt. Nach anfänglichem Zögern stürzt sich Karenina in eine leidenschaftliche Liebesaffäre mit dem jungen Mann, für die sie nach und nach alles opfert: ihre Ehe, die Achtung der Gesellschaft und schließlich ihr eigenes Leben. Obwohl die Handlung – wie in der Romanvorlage Leo Tolstois – im Russland des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, sind es jedoch nicht äußere Einflüsse oder gesellschaftliche Zwänge und Moralvorstellungen, an denen die Beziehung zu Wronskij scheitert. Sie zerbricht von innen heraus.
Regisseur Philipp Kochheim wurde 1970 in Hamburg geboren und studierte Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in München. Nach seinem Magister war er vier Jahre lang Assistent von John Dew. 1997 schrieb er das Libretto zur Oper »Kniefall in Warschau«, die an der Dortmunder Oper uraufgeführt wurde. Seit 1998 inszeniert er Oper, Musical und Schauspiel u. a. an den Staatstheatern Oldenburg, Kassel und Meiningen, am Nationaltheater Mannheim oder an der Bonner Oper. Von 2004 bis 2008 war er als Oberspielleiter der Oper am Staatstheater Darmstadt verpflichtet. Für seine Inszenierung von Wagners »Tannhäuser« wurde er 2004 mit dem Götz-Friedrich-Preis ausgezeichnet und für »Così fan tutte« mit dem Otto-Kasten-Preis des Deutschen Bühnenvereins. Seit März 2013 ist er als Operndirektor am Staatstheater Braunschweig engagiert und wird in dieser Spielzeit »Anna Karenina« und »West Side Story« inszenieren.
Libretto von Alexander Goth nach dem Roman von Leo Tolstoi
Deutsche Übersetzung von Hans Liebstöckl
Musikalische Leitung Sebastian Beckedorf
Inszenierung Philipp Kochheim
Bühne Thomas Gruber
Kostüme Gabriele Jaenecke
Chor Georg Menskes
Dramaturgie Sarah Grahneis
Mit Moran Abouloff / Ekaterina Kudryavtseva, Michael Ha, Rossen Krastev, bOleksandr Pushniak, Arthur Shen, Nadja Stefanoff, Matthias Stier, Selcuk Hakan Tiraşoğlu, Orhan Yildiz u. a.
weitere Vorstellungen am 21. und 25. Februar jeweils um 19.30 Uhr