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b.06: Martin Schläpfers Ballett am Rhein mit einem neuen Ballettabend im Opernhaus Düsseldorf

Düsseldorfer Premiere am 3. Dezember 2010 um 19.30 Uhr

Für seine erste Uraufführung in dieser Spielzeit hat sich Martin Schläpfer Franz Schuberts „Forellenquintett“ vorgenommen – und eine Art „Sommernachtstraum“ geschaffen: Ein Ballett voll heiterer Poesie und Romantik, das immer aber auch die tiefen Abgründe des menschlichen Daseins mitdenkt.

Umrahmt wird sein neues Stück von zwei Choreographien, die als Meilensteine gelten. Der erste Teil des Ballett­abends widmet sich mit „The Four Temperaments“ einem Schlüsselwerk George Balanchines, der mit seinem Aufbrechen des klassischen Vokabulars in den 1940er-Jahren einer neuen Tanzsprache den Weg ebnete. Den Schlusspunkt in „b.06“ setzt „Aluminium“ von Mats Ek – eine Choreographie, die das Leben in allen Facetten abbildet: grausam und spielerisch, aggressiv und zerbrechlich, gegeneinander und miteinander. Die Duisburger Philharmoniker spielen unter der Leitung des neuen Kapellmeisters Christoph Altstaedt.

„The Four Temperaments“ von George Balanchine

Musik: Thema mit vier Variationen für Klavier und Streichorchester „Die vier Temperamente“ von Paul Hindemith // Choreographie: George Balanchine // Kostüme nach Kurt Seligmann // Licht nach Jean Rosenthal // Einstudierung: Patricia Neary // Klavier: Paulo Àlvares // Orchester: Duisburger Philharmoniker

Bis in die Antike reicht die Vorstellung zurück, dass sich die Menschheit in vier Temperamente einteilen lasse – den Sanguiniker, Melancholiker, Phlegmatiker und Choleriker. Der Komponist Paul Hindemith und der Choreograph George Balanchine ließen sich von diesem Thema mit „The Four Temperaments“ zu einem Meisterwerk des 20. Jahrhunderts inspirieren. Beiden dienen die vier Temperamente als vier verschiedene Grundatmosphären, auf denen sich die musikalischen wie tänzerischen Charaktere in ihrer ganzen menschlichen Bandbreite zu entfalten vermögen. „Ich habe versucht, Hindemiths strenges Notenbild in meiner Choreographie gleichsam körperlich darzustellen; meine Tänze geben das Negativ seines Positivfilms“, beschrieb Balanchine seine Arbeit – gehalten in klassischem Schwarz-Weiß ein Meisterwerk voller kühler Virtuosität und choreographischem Witz. Das Stück zeigt noch heute aufs Schönste, wie es Balanchine gelang, den klassisch-akademischen Tanz für das 20. Jahrhundert weiterzudenken.

„Forellenquintett“ von Martin Schläpfer (Uraufführung)

Musik: „Don’t be shy“ von The Libertines, Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass

A-Dur D 667 („Forellenquintett“) von Franz Schubert // Choreographie: Martin Schläpfer // Bühne und Kostüme: Keso Dekker // Licht: Franz-Xaver Schaffer // Klavier: Christoph Altstaedt // Violine: Siegfried Rivinius // Viola: Mathias Feger // Violoncello: Fulbert Slenczka // Kontrabass: Rainer Mahlberg

Die Musik ist es, die für den Choreographen Martin Schläpfer meist am Anfang einer neuen Arbeit steht, eine Komposition, die ihn in einen bestimmten Zustand zwingt, eine Atmosphäre schafft und ihn immer wieder dazu einlädt, sich hinein in ihre Tiefenstrukturen zu graben, um zwischen den Tönen, Klängen, Rhythmen und Farben neue Energien für seine ganz eigene, zutiefst musikalische Tanzkunst zu schöpfen. Für seine erste Uraufführung in dieser Spielzeit hat er sich Franz Schuberts „Forellenquintett“ vorgenommen – und eine Art „Sommernachtstraum“ geschaffen: Ein Ballett voller heiterer Poesie und Romantik, das immer aber auch die tiefen Abgründe des menschlichen Daseins mitdenkt. Angesiedelt in einem märchenhaften Heute, ein „Schubert-Ballett“ auch. Und nicht zuletzt ein ganzes Kompendium Schläpfer‘scher Tanzkunst, das die hinreißende Virtuosität des klassischen Balletts ebenso kennt wie den freien Wurf, volkstümliche, ja fast derbe Komik neben totale Verkunstung, theatralische Formen neben absoluten Tanz zu stellen weiß. Sein „Forellen­quintett“ gibt den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Arbeiten, in denen Schläpfer sich mit Werken aus der Romantik befasst – auf Schubert folgen in dieser Spielzeit Choreographien zu Robert Schumanns 3. Sinfonie („Rheinische“) und zu „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms.

„Aluminium“ von Mats Ek

Musik: „Shaker Loops“ von John Adams // Choreographie: Mats Ek // Bühne und Kostüme: Peder Freiij // Licht: Erik Berglund // Einstudierung: Lisa Drake, Patricia Vázquez Iruretagoyena // Musikalische Leitung: Christoph Altstaedt // Orchester: Duisburger Philharmoniker

Eine Frau hält es in ihrer Partnerschaft nicht mehr aus. Zu den langsamen, minimalistischen Streicherklängen von John Adams‘ „Shaker Loops“ wirkt sie in ihren Bewegungen wie gefangen in einer Welt, die nicht mehr die ihre ist. Die Liebe zu ihrem Mann ist zerbrochen, wie der Stapel von Tellern, den sie in einem plötzlichen Anflug von Wut mit einer aggressiven Geste von ihrem Küchentisch schleudert. Ihr Mann kommt hinzu – und natürlich entbrennt ein Streit. Weitere Tänzer strömen in wirbelnden Tutti herein, doch auch diese Formationen sind zerbrechlich wie die zwischenmenschlichen Gefühle.

Die 2005 für die Compañia Nacional de Danza in Madrid entstandene Choreographie „Aluminium“ führt direkt hinein in die Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen – ein Ballett, das sich zunächst als ein hochkonzentrier­tes, psychologisches Kammerspiel zwischen einer Frau und ihrem Mann entspinnt, um sich immer mehr in größere Dimensionen hinein zu öffnen. Mats Eks choreographische Bilder sind angesiedelt zwischen Traum und Wirklichkeit und prägen sich in ihrer nordischen Kargheit tief ein.

Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf:

Sa 04.12. – 19.30 Uhr / Mi 08.12. – 19.30 Uhr / Sa 11.12. – 19.30 Uhr /

Fr 17.12. – 19.30 Uhr / Sa 18.12. – 19.30 Uhr / Mi 22.12. – 19.30 Uhr / So 26.12. – 18.30 Uhr / Di 28.12. – 19.30 Uhr

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