Auch Manon scheitert bei dem Versuch, ihr unstillbares Bedürfnis nach Luxus und Lebenslust, das sie dazu führt, ihren Körper dem alten aber reichen Lüstling Geronte zu überlassen, mit ihrem aufrichtig empfundenen Liebesgefühl für den mittellosen Des Grieux zu verbinden. Dieser unlösbare Widerspruch ist ihre Tragik, auf den zugleich nur das Scheitern im Tod eine Antwort zu geben vermag.
Puccini verknüpft in seiner Adaption das bei Prévost – wie mit einer Puderquaste überstäubte – brutale und voyerhaft-Lüsterne (2.Akt) mit einer leidenschaftlich-ausweglosen Abhängigkeit der zwei Protagonisten, Manon und Des Grieux, voneinander. Einer Abhängigkeit zwischen Zukunftstraum und desillusionierender Gegenwart, zwischen Sehnsucht und Unterwerfung. Gezeigt werden zwei Menschen, die nicht voneinander lassen können, aber auch nicht miteinander leben können, da die Welt der Dinge - Unterhaltung, Bequemlichkeit und Luxus – ihnen offenbar im Wege steht. Der männliche Blick spannt dabei die Existenz Manons zwischen die altbekannten Pole der „Heiligen“ und der „Hure“, zwischen Venus und Maria.
Der Schwerpunkt der Karlsruher Inszenierung liegt auf dem Begriff des „Bildes“ von Manon, das andere von ihr entworfen haben, liegt in den verschiedenen Bedeutungen, die mit diesem Bild assoziiert werden können, kreist um den „Blick des Anderen“, der das „Objekt der Begierde“ erst erschafft.
Musikalische Leitung: Anthony Bramall I Regie: Dominik Neuner | Bühne: Roland Aeschlimann | Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer | Chor: Carl Robert Helg
Mit: Barbara Dobrzanska / Christina Niessen (Manon), Armin Kolarczyk / Edward Gauntt (Lescaut), Keith Ikaia-Purdy (Des Grieux), Ulrich Schneider (Geronte), Matthias Wohlbrecht (Edmond), Luiz Molz (Wirt)
Badischer Staatsopernchor, Extra-Chor, Badische Staatskapelle
Weitere Vorstellungen: 13.4. und 30.4.2008