Im bunten Treiben eines Marktplatzes und eines Festes in der italienischen Frührenaissance lässt Shakespeare seine Handlung atmosphärisch beginnen. Aber die Liebesgeschichte seiner jungen Protagonisten währt nur wenige Tage. Ihr Bekenntnis zueinander, gegen die Feindschaft ihrer Familien und gegen die Unnachgiebigkeit gesellschaftlicher Konvention, hat keine Zukunft. Nach einer unglücklichen Verkettung von List und Missverständnis finden Romeo und Julia den Tod.
Dieser Stoff hat seit Ende des 18. Jahrhunderts immer wieder Ballettmeister und Choreografen zu Handlungsballetten angeregt. 1938 schuf Sergej Prokofjew in enger Zusammenarbeit mit einem Librettisten und einem Choreografen seine Ballettmusik, die bis heute in verschiedenen Choreografien zum Repertoire gehört und Romeo und Julia zu einem der populärsten Ballette gemacht hat.
Romeo und Julia handelt von der Bedingungslosigkeit der Liebe. Und es handelt vom Vertrauen, Grenzen überwinden zu können, und vom Selbstvertrauen, darin unverwundbar zu sein. Überall stoßen die jungen Liebenden an Schranken, einige klar definiert, andere subtil wirksam, manche kaum wahrnehmbar, weil sie schon verinnerlicht sind. In diesem Korsett scheint die sie umgebende Gesellschaft zu funktionieren. Aber der Einzelne wird verletzlich, wenn er sich ganz in die Grenzen zu fügen versucht. Verletzungen und Angst sind der Nährboden für Intoleranz. Romeo und Julia wagen den Ausbruch und streben nach der Versöhnung ihrer Familien. Ihre Hingabe und Kühnheit imponiert. Für Kevin O’Day ist die Frage, wie die Kraft der Liebe und der Drang nach Freiheit ein festes Gefüge erschüttern können, Ausgangspunkt seines Balletts.
Nach Hamlet für das Stuttgarter Ballett erarbeitet der Mannheimer Ballettdirektor nun das erste Handlungsballett für sein Ensemble am Nationaltheater. In seinem Schaffen haben immer wieder Pas de deux einen herausragenden Stellenwert, sei es als kleine autarke Form, sei es in Szenen für Paare, lyrisch oder dramatisch, fragil oder athletisch oder mit all den Nuancen dazwischen. Mit Romeo und Julia hat er den idealen Stoff gefunden, um aus der Intensität dieser konzentrierten Form den Handlungsbogen für ein Liebesdrama zu entwickeln.
Choreografie
Kevin O'Day
Musik
Sergej Prokofjew
Musikalische Leitung
Alois Seidlmeier
Bühne und Kostüme
Jean-Marc Puissant
Mark Stanley
Es spielen
Romeo
Brian McNeal / Sigmund Hegstad
Julia
Nadège Cotta / Hitomi Kuhara
Mercutio
Luis Eduardo Sayago / Miguel González Muelas
Benvolio
Sigmund Hegstad / Brian McNeal
Tybalt
Tyrel Larson / Miguel Angel Pla
Lady Capulet
Zoulfia Choniiazowa / Mami Hata / Veronika Kornová-Cardizzaro
Lord Capulet
Miguel Angel Pla / Tyrel Larson
Paris
Miguel González Muelas / Sigmund Hegstad / Brian McNeal
Amme
Mami Hata / Zoulfia Choniiazowa
Priesterin
Veronika Kornová-Cardizzaro / Mami Hata
Fürst
Louis Laberge-Côté / Miguel Angel Pla
Montague Lady
Julie Pécard / Hitomi Kuhara
Montague Lady
Michelle Cheung / Nadège Cotta