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"Die Hydra" - Texte von Heiner Müller - Schauspielhaus Bochum

Premiere Fr, 11.10.2019, 19:30

Herakles war der erste Arbeiter der Menschheit. Ein Auftragsarbeiter: Zwölf Aufgaben wurden ihm auferlegt, darunter auch die Tötung der neunköpfigen Hydra, und so sind sie bekannt als die „Arbeiten des Herakles“. Auch den Dramatiker Heiner Müller inspirierte diese Sagengestalt. In seiner Erzählung Herakles 2 oder Die Hydra beschreibt er den Gang Herakles’ durch den Wald auf der Suche nach dem mehrköpfigen Monster, um am Ende sich selbst zu finden – und sein Verhältnis zur Welt.

Nach ihrer gefeierten Adaption von Wolfgang Herrndorfs Bilder deiner großen Liebe brechen Regisseur Tom Schneider und die Musiker*innen und Schauspieler*innen Moritz Bossmann, Michael Graessner, Sandra Hüller und Sandro Tajouri zu einem neuen musik-theatralen Abenteuer auf.

Die Arbeiten des Herakles

Wozu inspiriert euch der Text von Heiner Müller?
Tom Schneider: Zunächst einmal inspirieren mich der Text und das Wandern des Herakles dazu, Zeit und Raum im Theater zu hinterfragen. Was ist eigentlich ein Protagonist, welche Rolle hat er zu erfüllen? Und wie kann man im Theater Menschen eher zu einer direkten Erfahrung einladen als zu einem klassisch durcherzählten Abend? Der Text ist sehr körperlich und kathartisch. Das soll sich im Theaterraum – und im eigenen Körper – ausdrücken. Auch stellt der Text die Frage, ausgehend von den zwölf (oder bei Heiner Müller: 13) Arbeiten des Herakles, was eigentlich Arbeit ist. Das trifft sich dann wiederum mit Heiner Müllers theoretischen Ansätzen zum Theater: Wie kann man sozusagen kreisförmig erzählen? Wie oft muss man einen Weg gehen, sagen wir: einen Toten begraben, bis wirklich ein Ende erreicht ist?

Arbeit ermöglicht unser Überleben, zerstört aber unseren Lebensraum

Welche Art von Aufführung schwebt euch vor?
Wir wollen nach Tableaus suchen, nach Bildern, in denen man sich verlieren und wiederfinden kann – so wie Herakles sich selbst in dem beschriebenen Wald. Vielleicht ist es möglich, alles in einem großen Lied zu erzählen. Auf jeden Fall finde ich den Ansatz von Müller sehr spannend, dass die 13. Arbeit (die Vernichtung des Liebsten, in Herakles’ Fall: seiner Familie) nicht den anderen Arbeiten als Ursache vorausgeht, sondern die unausweichliche Konsequenz aus den zwölf Arbeiten ist. In dem Sinn: Man kann nicht mehr aufhören zu arbeiten. Verselbstständigung von Vorgängen. Das Nachzucken des Muskels. Oder aber: Die zivilisatorische Arbeit (Kultur) ermöglicht einerseits das Überleben der Gattung Mensch, vernichtet aber gleichzeitig seinen Lebensraum (Natur). Oder: Die Hand ist nicht nur Organ der Arbeit, sondern auch ihr Produkt – das sagt jedenfalls Friedrich Engels.

   Texte von Heiner Müller
    Regie: Tom Schneider
    Bühne, Kostüme: Michael Graessner
    Musik: Moritz Bossmann, Sandra Hüller, Sandro Tajouri
    Lichtdesign: Wolfgang Macher
    Dramaturgie: Tobias Staab

    Mit: Moritz Bossmann, Michael Graessner, Sandra Hüller, Sandro Tajouri

Das Bild zeigt Heiner Müller

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