Mit Anna Kornfell, der verehrten Deutschlehrerin, sind sie oft hier gewesen, spielerisch abgetaucht in die Dekoration von Lebenswelten. Unter dem Blick der Kornfell konnte man wachsen – doch nun ist die Lehrerin tot, dem Alkohol erlegen. Und nun treffen sich die vier wieder, die so viel miteinander verbindet und so viel voneinander trennt: Cira, die verlassene Comic-Queen, Dennis, der Revoluzzer, Bille, die coole Überfliegerin, und Aljoscha, der ihnen allen einst den Kopf verdrehte.
Sie haben miteinander einiges durchlebt: tiefste emotionale Verletzungen, das Scheitern großer Träume, die Unentschuldbarkeit menschlicher Verfehlungen, das Trauma des Schweigens und weltübersteigende Glücksmomente. Sie ringen miteinander um die gemeinsame Vergangenheit, in der sie unschuldig der Welt entgegensehen konnten. Jetzt sind sie in der Welt angekommen, doch stecken immer noch fest in den ausgetretenen Schuhen einer längst vergangenen Kindheit.
Erwachsenwerden beschreibt der Autor Kristo Šagor als einen Häutungsprozess – jede Haut, die man abstreift, eine Unschuld und eine Illusion über sich selbst. Das Stück erzählt über vier Versuche, erwachsen zu werden in einer „kindlichen Gesellschaft“ - einer Gesellschaft, die beim Suchen der richtigen Rollenbilder wenig hilfreich ist. In einer Zeit, in der nicht mehr klar ist, was „erwachsen sein“ überhaupt noch bedeutet.
Aljoscha, Bille, Cira, Dennis – A, B, C, D - sie stehen für vier verschiedene Lebensentwürfe, für vier Prinzipien, die sich in Liebe, Geld, Politik und Kunst voneinander unterschieden. Jeder von ihnen verhandelt ein anderes Lebensmodell, verfolgt einen anderen Lebensplan. Sie umgarnen sich, sie benutzen einander, sie verführen sich, sie verlieren aneinander. Und da stehen die vier, auf der Suche nach einer nächsten Unschuld.
Kristo Šagor (Autor und Regie)
Jahrgang 1976, gilt als einer der erfolgreichsten jungen Dramatiker Deutschlands. Er führt seit 2002 regelmäßig Regie, u.a. in Bremen, Mannheim, Erlangen, Berlin und Hannover. In der Spielzeit 2008/2009 hatte er die künstlerische Leitung des Theaters unter Tage am Schauspielhaus Bochum inne. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2001 den Publikumspreis des Heidelberger Stückemarkts und den Hallenser Dramatikerpreis, und 2008 wurde er schließlich für seine Inszenierung „Törleß“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Kategorie „Beste Regie Kinder- und Jugendtheater“ mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST ausgezeichnet. Zahlreiche seiner Stücke inszeniert er selbst, so auch zum ersten Mal „Die nächste Unschuld“ am Schauspiel Chemnitz.
Regie: Kristo Šagor
Bühne und Kostüme: Sebastian Kloos
Musik: Felix Rösch
Es spielen: Wenzel Banneyer (Aljoscha), Caroline Junghanns (Bille), Susanne Stein (Cira) und Nikolaus Barton (Dennis)
Die nächsten Vorstellungen sind am 3. und 13. Mai 2011, jeweils 20.00 Uhr
im Schauspielhaus Chemnitz / Kleine Bühne.