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"Evita", Musical von Andrew Lloyd Webber im Staatstheater Wiesbaden

Premiere Samstag, 5. Oktober 2013 I 19.30 Uhr I Großes Haus. -----

Schon zu Lebzeiten ein Mythos: Eva Duarte de Perón (1919-1952), genannt „Evita”, Gattin des argentinischen Diktators Juan Perón und einflussreiche Politikerin, die sich von ganz unten bis an die Staatsspitze vorkämpft und im Alter von 33 Jahren an Krebs stirbt.

 

Evita ist eines der frühen und frischen Musicals von Andrew Lloyd Webber, mit der unverwechselbaren Mischung aus Pop, Klassik und Latino-Rhythmen. Und das mit ungebrochenem Erfolg seit 1978!

 

Es ist ein ganz großer Stoff, auf den der britische Texter Tim Rice 1973 aufmerksam wurde und der ihn nie wieder los ließ: Das kurze, aber aufsehenerregende Leben der Eva Perón, einer schillernd-charismatischen Figur zwischen Laufsteg und Spitzenpolitik, ebenso geliebt wie gehasst, ebenso abgöttisch verehrt wie zutiefst verachtet. Eva Perón prägte die argentinische Politik in den Jahren 1946-1952, ihre beachtliche Nachwirkung jedoch ist bis heute zu spüren. Als Gattin des Staatschefs und Generals Juan Peron war sie nicht nur das strahlende, stets extravagant und makellos auftretende Aushängeschild des „Peronismus“, sie wurde auch schnell zur einflussreichsten Politikerin. Als ebenso begabte wie fanatische Rednerin gelang es ihr, die Masse der Besitzlosen für die Perón-Politik zu mobilisieren und dem Establishment die kalte Schulter zu zeigen.

 

Eva „Evita“ führte das Frauenwahlrecht ein und gründete eine Frauenpartei. Sie setzte sich als Vorkämpferin für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Unterpriviligierten in Szene, der „Descamisados“, deren bedingungslose Gefolgschaft für Perón sie im Gegenzug verlangte. Jeder Argentinier musste in die nach ihr benannte Stiftung einzahlen, aus der nicht nur Schul- und Wohnungsbauprojekte finanziert, sondern auch die berühmten Dior-Kleider, die Pelzmäntel sowie der kostbarer Schmuck und der zur Schau gestellte Luxus. Evitas „Regierungszeit“ war schillernd, heftig und kurz, sie starb 1952 an einer Krebserkrankung. Zu dieser Zeit war sie schon ein Mythos, dem eine quasi-religiöse Verehrung zuteilwurde. Ohne Evita verfiel Peróns Macht rasch, 1955 wurde er gestürzt und floh nach Spanien. Die Erinnerung an Evita wurde ausgelöscht.

 

Woher also plötzlich gut 20 Jahre später das neue Interesse an ihr? Das Thema kehrte wieder, als Juan Perón 1973 für kurze Zeit ein weiteres Mal die Macht in Argentinien übernahm und den Evita-Mythos öffentlichkeitswirksam wiederbelebte. So kam es, dass Texter Tim Rice und Komponist Andrew Lloyd Webber nach Joseph and the amazing Technicolor Dreamcoat (1968) und Jesus Christ Superstar (1971) mit Evita ihr drittes gemeinsames Musical-Projekt entwickelten. Diesmal zwar kein Bibelstoff, aber doch eine Biografie mit Gleichnischarakter, mit Glamour, Glanz, Verzweiflung und Tränen. Wie Jesus Christ Superstar ist Evita der Idee nach eine „Oper“, ein durchkomponiertes Musiktheaterwerk ohne Dialoge. Welcher ambitionierte Anspruch wirklich hinter Evita steht, zeigt der dramaturgische Kniff, mit dem Evas Geschichte erzählt wird. Das Musical beginnt nach dem Tod Evitas mit der bombastischen Trauerfeier. Dann tritt eine Figur ins Spiel, die den Zuschauer Szene für Szene durch die Handlung führt und den Blick auf die Titelfigur prägt – Che. Es ist seine Perspektive auf Eva, die wir vorgeführt bekommen, nicht Eva selbst. Evita ist daher episches Theater in Reinkultur. „Che“ heißt lediglich „Junge“ und steht für das personifizierte Volk. Ein sehr bekannter Che, der spätere Revolutionär Alberto Guevara hat zwar im Buenos Aires der Eva Perón studiert, dürfte sich aber wohl mit anderen Frauen beschäftigt haben als der Gattin des Diktators.

 

Im Musical rocken Eva und Che durch die Stationen von Evitas Leben, tanzen Samba wie in „Buenos Aires“, Tango und Walzer. Wenige Musicals bieten so viel Abwechslung, so viele Kontraste und Überraschungen wie Evita. Andrew Lloyd Webber vereinigt souverän die unterschiedlichsten Stile und Stilzitate zwischen Rock&Pop und klassischen Rhythmen und Formen. Auch nach mehr als 30 Jahren hat Evita nichts von seiner mitreißenden Wirkung eingebüßt.

 

Gesangstexte von Tim Rice und Musik von Andrew Lloyd Webber

Deutsch von Michael Kunze

 

Musikalische Leitung Wolfgang Wengenroth

Inszenierung und Choreografie Pascale-Sabine Chevroton

Bühne Roy Spahn

Kostüme Tanja Liebermann

Dramaturgie Stephan Steinmetz

Choreinstudierung Anton Tremmel

Jugendchoreinstudierung Dagmar Howe

Mit:

Eva Milica Jovanovic

Che Thomas Christ

Perón Peter Bording

Mistress Sarah Jones, Ágnes Szalai

Magaldi Philippe Ducloux

Evas Familie Felicitas Geipel, Philipp Georgopoulos, Katrin Gietl

Kleine Evita Jasmin Herrera

Admiral Marc-Wolfgang Frey

 

Orchester, Chor, Jugendchor, E-Ballett und Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

 

Montag, den 07.10.2013, 19.30 Uhr

Samstag, den 19.10.2013, 19.30 UhrSonntag, den 27.10.2013, 19.30 Uhr

Sonntag, den 10.11.2013, 19.30 Uhr

Dienstag, den 12.11.2013, 19.30 Uhr

Freitag, den 29.11.2013, 19.30 Uhr

Dienstag, den 31.12.2013, 15.00 Uhr

Dienstag, den 31.12.2013, 19.00 Uhr

 

 

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