„Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“. Seit Schiller ist das Theater kaum weniger vergänglich, und obwohl die Welt viel effizienter geworden zu sein scheint, braucht das Theater Zeit, wenn es Zeit gestaltet, von Zeit und Zeiten handelt. Theater ist Ausdruck von Zeit und repräsentiert Zeit. Vor allem ist Theater jedoch eine transitorische Kunst: Die Zeit der Aufführung und ihrer Rezeption durch das Publikum fallen in eins.
Theater braucht Zeit – mal mehr, mal weniger. Langfristige Planung, intensive konzeptionelle Vorbereitung, konzentriertes und zuweilen langwieriges Proben sind notwendig, um in Theateraufführungen
Augenblicke zu Ewigkeiten zu dehnen und Epochen im Zeitraffer zu überfliegen. Lässt man ihm Zeit, kann Theater Zukunftslabor sein und Ort der Auseinandersetzung mit Gedächtnis und Geschichte.
Doch auch der Zuschauer als von Zeitnot geplagter Gegenwartsmensch hat im Vorfeld eines Theaterbesuchs einen größeren Zeitaufwand zu unternehmen und wird im Theater in ein anderes, außer-alltägliches zeitliches Koordinatensystem gespannt. Zeit hat im Theater also im Wesentlichen drei Implikationen: produktions- bzw. rezeptionsästhetisch, institutionell und (kultur-)politisch.
Auf ihrer Jahrestagung 2008 stiftet die Dramaturgische Gesellschaft drei Tage Auseinandersetzung mit der nicht nur für die Theaterarbeit eminent wichtigen vierten Dimension. Theaterexperten und Fachleute aus Kunst, Wissenschaft, Kultur und Politik werden gemeinsam mit den Tagungsteilnehmern den Umgang mit der sozialen und ästhetischen Dimension von Zeit befragen, erproben, erleben, um verschiedene Möglichkeiten und vielleicht sogar Alternativen für einen anderen gesellschaftlichen und theatralen Umgang mit Zeit zu aufzuzeigen.
Zu Tischgesprächen, künstlerischen Projektpräsentationen, Workshops und Podien werden erwartet:
Matthias Anton (geheimagentur) // Raimund Bauer (Bühnenbildner, Dozent) // Frank Baumbauer (Intendant) // Sebastian Baumgarten (Opern- und Schauspielregisseur) // Ernst Bechert (Komponist) // Rolf Bolwin (Geschäftsführer, Deutscher Bühnenverein) // Jörg Bochow (Chefdramaturg) // Aljoscha Begrich (Fotograf) // Hans-Friedrich Bormann (Theaterwissenschaftler) // Nicola Bramkamp (Dramaturgin) // Maren Butte (Kulturwissen-schaftlerin) // Brigitte Dethier (Intendantin) // John von Düffel (Dramaturg, Autor) // Kai van Eikels (Kulturwissenschaftler) // Hinderk M. Emrich (Facharzt für Neurologie) // Kerstin Evert (Dramaturgin, Leiterin Tanzplan Hamburg) // Florian Feigl (Performer, Wagner-Feigl-Forschung) // Holk Freytag (Intendant) // Sabine Graf (Business Coach) // Rainer Gruber (Physiker) // Alexander Karschnia (Performer, andcompany & Co) // Markus Klimmer (Unternehmens-berater, McKinsey) // Hans-Thies Lehmann (Theaterwissenschaftler) // Sybille Maier (Dramaturgin) // Nikolaus Müller-Schöll (Theaterwissenschaftler) // Boris Nikitin (Performance-Kurator) // Christine Peters (Kuratorin) // Sibylle Peters (geheimagentur) // Dirk Pilz (Kritiker) // Jo Preussler (Fotograf) // Patrick Primavesi (Theaterwissenschaftler) // Matthias Rebstock (Komponist, Regisseur) // Silke Riemann (TV-Autorin) // Hartmut Rosa (Soziologe) // Niels-Peter Rudolph (Regisseur, Dozent) // Dietmar Schädel (Dozent für Fotografie) // Joachim Schlömer (Choreograph, Regisseur) // Elke Schmid (Co-Leiterin, zeitraumexit) // Uwe Schmidt (Kwan Um Zen Schule, Hamburg) // Klaus Schumacher (Künstlerischer Leiter, Regisseur) // Hanne Seitz (Professorin für Ästhetische Praxis/ Bildung) // Signa Sørensen (Performerin) // Kristina Stang (Theaterpädagogin/Dramaturgin) // Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage // Bernhard Waldenfels (Philosoph).
Die Tagung wird realisiert mit freundlicher Unterstützung des Thalia Theaters Hamburg, dem Deutschen Bühnenverein und seinem Landesverband Nord sowie der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Ausführliches Programm unter www.dramaturgische-gesellschaft.de.
Tagungsgebühr: 35 € / erm. 20 €; für dg-Mitglieder frei.