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"Orlando" von Georg Friedrich Händel an der Oper Frankfurt

Premiere Sonntag, 29. Januar 2023, um 18 Uhr im Opernhaus

Ein Mann im Ausnahmezustand: Hat dem ruhmreichen Superhelden Orlando hier wirklich nur ein »Wind« namens Liebe den Kopf verdreht und seinen »Verstand auf den Mond« katapultiert?

Copyright: Barbara Aumüller

Zoroastro mahnt den Krieger Orlando, seine Leidenschaften zu zügeln, und will ihn zurück zur Vernunft leiten, was sich als äußerst schwierige Angelegenheit erweist. Ein Gefühlscocktail aus Eifersucht und Hass, Misstrauen und Selbstüberschätzung lässt Orlando zu einem Schatten seiner selbst werden. Grund dafür ist seine unerwiderte Liebe zu Angelica, die mit Medoro liiert ist. Diesen wiederum begehrt Dorinda, deren Liebeskummer jedoch weniger pathologische Auswüchse annimmt. Orlando rast, tobt und wütet; und offenbart sich in seinen Gewaltfantasien als zutiefst unglücklicher Mensch, dem die Kontrolle über sich selbst abhandengekommen ist.

Georg Friedrich Händel fand in Ludovico Ariostos Orlando furioso einen erfolgversprechenden Stoff über die verschlungenen (Irr-)Wege der Leidenschaften. Der Wahnsinn des Titelhelden bot ihm die Möglichkeit, auch musikalisch »außerhalb der Form« zu stehen: Die innovative Partitur bringt das Schema der Opera seria gehörig aus dem Takt und bricht mit dem Erwartbaren. Wenn Orlando sich in die Unterwelt halluziniert und komplett den Bezug zur Realität verliert, nutzt Händel radikale, wahrlich »verrückte« Mittel.

Sogar Senesino, der Star-Kastrat der Uraufführung, empfand die Partie als reichlich unkonventionell und konnte sich des Verdachts nicht erwehren, Händel versuche, ihn lächerlich zu machen. Neben allerhand virtuosen Perlen und bewegenden Psychogrammen besticht die Zauberoper Orlando mit einer Doppelbödigkeit, die aus dem tragischen Liebeswahn durchaus eine Menge komisches Potenzial zu schlagen weiß.

Text nach Carlo Sigismondo Capece
Uraufführung 1733, King’s Theatre, Haymarket, London

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung
    Simone Di Felice
Inszenierung
    Ted Huffman
Bühnenbild nach einem Entwurf von
    Johannes Schütz
Kostüme
    Raphaela Rose
Choreografie
    Jenny Ogilvie
Licht
    Joachim Klein
Video
    Georg Lendorff
Dramaturgie
    Maximilian Enderle

Orlando
    Zanda Švēde
Angelica
    Kateryna Kasper
Medoro
    Christopher Lowrey
Dorinda
    Monika Buczkowska
Zoroastro
    Božidar Smiljanić
Tanz
    Mar Sánchez Cisneros / Marion Plantey / Evie Poaros / Gabriele Ascani / Jonathan Schmidt

Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Feb 2023
Sa04. Fr10. So12. Sa18. Sa25.
Mär 2023
Sa04. Fr10. So12.

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