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SCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG: „VIPERN“ im Stadttheater Bern

Premiere, Sonntag, 15. April 2007, 19 Uhr

„Eine mörderische Begierde in vier Akten“

Musik: Christian Jost, Libretto: Tim Coleman und Christian Jost.

Die Oper beruht auf dem elisabethanischen Schauspiel „The Changeling“ (Der Wechselbalg, 1622) von Thomas Middleton und William Rowley. Erzählt wird die Geschichte einer Tochter aus gutem Hause, welche die Zuneigung eines Dieners nutzt, um ihn zur Beseitigung ihres Bräutigams aufzustacheln.

Damit begibt sie sich in eine fatale Abhängigkeit, denn der Diener fordert nachdrücklich seinen Lohn für die vollbrachte Tat.

Die Handlung spielt im Schloss des reichen Edelmanns Vermandero, in der Nähe von Valencia. Im Mittelpunkt steht Beatrice, die Tochter Vermanderos, deren Hochzeit – entsprechend den Wünschen ihres Vaters – mit Alonzo de Piracquo unmittelbar bevorsteht. Beatrice jedoch ist in Liebe zu Alsemero entbrannt, die von diesem ebenso heftig erwidert wird. Beatrice überredet daher ihren Vater zum Aufschub der Hochzeit und beauftragt den ihr ergebenen Diener De Flores mit der Beseitigung des ungeliebten Bräutigams. De Flores scheint aufgrund der erotischen Faszination, die Beatrice auf ihn ausübt, ein willfähriges Werkzeug.

In den Gemäuern unter dem Schloss leben die Insassen eines Tollhauses, dem Alibio als Direktor vorsteht. Seine Frau Isabella, die erheblich jünger ist als er, hält er von allen anderen Männern fern, indem er sie ins Tollhaus wie eine Gefangene einsperrt.

Nachdem De Flores den Bräutigam Beatrices ermordet und ihr zum Beweis den abgeschnittenen Finger mit einem Diamantring präsentiert hat, lässt er sich aber nicht wie erwartet mit Geld bezahlen. De Flores begehrt seine schöne Auftraggeberin, erpresst sie und nimmt sie schliesslich gewaltsam, was Beatrice zuerst nur duldet, sich dann aber dieser unerwarteten Lust hingibt – um Alsemero nicht zu verlieren, wie sie sich selbst einredet. Dabei lebt Beatrice in der brutalen Vereinigung mit De Flores ihre eigenen, unterdrückten und unbewussten Wünsche aus.

Antonio, ein Diener Vermanderos, hat die Leiche Alonzos beseitigt. Aus Angst entdeckt zu werden, ist er ins Tollhaus geflüchtet, um dort unter den Irren unerkannt zu leben. Hier verführt er Alibios Frau, die schöne Isabella.

Der Hochzeit zwischen Beatrice und Alsemero steht nun nichts mehr im Wege. Die Insassen des Tollhauses, angeführt von Antonio, richten die Hochzeitsfeier aus und spielen die Ermordung Alonzos nach. Die Hochzeitsgesellschaft amüsiert sich köstlich, während Beatrice und De Flores befürchten müssen, dass ihre Tat durchschaut sein könnte. Die Hochzeitsnacht mit Alsemero birgt zudem noch ein Problem, denn Beatrice ist inzwischen keine Jungfrau mehr. Um ihrem Ehemann diese Wahrheit zu verheimlichen, lässt sie sich in der Hochzeitsnacht von ihrer Zofe Diaphanta vertreten. Aber Diaphanta kommt nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurück. Beatrice beschliesst daraufhin - gemeinsam mit De Flores als nun gleichberechtigtem Komplizen und Partner - Diaphanta zu beseitigen.

Inzwischen haben die Irren vom Schloss Besitz ergriffen. Der Mord an Diaphanta lässt sich noch durch ein gelegtes Feuer vertuschen. Alsemero erhält einen Hinweis auf die Verbrechen von Beatrice und De Flores und stellt Beatrice zur Rede. Diese gesteht ihre Abhängigkeit von De Flores, den sie vor den Augen aller ersticht. „Jetzt sind wir alle in der Hölle“.

Die Oper ist in Koproduktion mit der Oper Düsseldorf entstanden, wo sie

2005 mit grossem Erfolg uraufgeführt wurde. Christian Jost gehört heute zu den gefragtesten Komponisten seiner Generation. Er schreibt für die ersten deutschen Orchester (u.a. für die Berliner Philharmoniker). Weitere Opern hat er bereits in Planung, so für das Aalto Theater Essen und ein Hamlet-Projekt für die Komische Oper Berlin. Die musikalische Sprache von Christian Jost ist durchaus tonal und „Vipern“ kann als ein Idealfall der modernen Handlungsoper angesehen werden, mit packenden Szenen und dramatischem Impetus.

Regie führt, wie bei der Urauffühung in Düsseldorf, unser Intendant Eike Gramss. Über die letzten zwanzig Jahre hat sich Eike Gramss sowohl als Intendant wie auch als Regisseur stark für die zeitgenössische Oper eingesetzt und immer wieder herausragende Aufführungen realisiert. Den elisabethanischen Stoff von „Vipern“ nach der Tragödie „The Changeling“ von Thomas Middleton und William Rowley setzt Gramss zusammen mit dem renommierten Designer Gottfried Pilz als ein heutiges Gesellschaftsdrama um.

Musikalische Leitung Hans Drewanz

Inszenierung Eike Gramss

Bühne und Kostüme Gottfried Pilz

Beatrice Eilana Lappalainen

De Flores Claudio Otelli

Vermandero, reicher Ehemann Pier Dalas

Alsemero, verliebt in Beatrice Robin Adams

Antonio, Diener Vermanderos Arkadius Burski

Jasperino, Diener Alsemeros James Elliott

Diaphanta, Zofe Beatrices Vilislava Gospodinova

Alonzo, verlobt mit Beatrice Andres del Castillo

Tomazo, sein Bruder Ivaylo Ivanov

Alibio, Vorsteher des Tollhauses Udo Holdorf

Isabella, seine junge Frau Anne-Florence Marbot

Maria, Wärterin im Tollhaus Hebe Dijkstra

Drei verrückte Dichterinnen Kerstin Rasche, Anett Rest, Silvia Oelschläger

Statisterie des Stadttheaters Bern

Berner Symphonie-Orchester

Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein, Düsseldorf

Der Dirigent Hans Drewanz ist ein absoluter Spezialist für die zeitgenössische Oper. Zudem hat er als einer der ersten deutschen Musikdirektoren dem Komponisten Christian Jost anfangs der neunziger Jahre ein grosses Auftragswerk anvertraut. Komponist und Dirigent freuen sich auf die Wiederbegegnung in Bern. In den Hauptrollen stehen mit dem Heldenbariton Claudio Otelli und der Sopranistin Eilana Lappalainen international gefragte Sängerdarsteller auf der Bühne, die keine Extreme scheuen und Garanten für packende Musiktheatererlebnisse sind.

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