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Staatsministerin für Kultur und Medien erhält alarmierenden Brief von 1200 Künstler:innen der Freien Darstellenden Künste: Er fordert die gestärkte Weiterführung von Förderangeboten seitens des Bundes ein.Staatsministerin für Kultur und Medien erhält alarmierenden Brief von 1200...Staatsministerin für...

Staatsministerin für Kultur und Medien erhält alarmierenden Brief von 1200 Künstler:innen der Freien Darstellenden Künste: Er fordert die gestärkte Weiterführung von Förderangeboten seitens des Bundes ein.

25. Mai 2022

Rund 1.200 Künstler:innen der bundesweit agierenden Freien Darstellenden Künste zeigen sich in einem Offenen Brief besorgt: Der im Juni bevorstehende Haushaltsentwurf des Kabinetts der Bundesregierung könnte die künstlerische Arbeit der Freien Szene in diesem Bereich gefährden. Klar ist: Es wird ab 2023 einen Einsparungsdruck geben und die Gelder aus dem bundesweiten Corona-Hilfs-Programm werden perspektivisch in dieser Form nicht weitergeführt werden.

Copyright: Gianmarco Bresadola

Im Brief an die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth MdB fordern die freischaffenden Künstler:innen und Kurator:innen einen Strukturwandel ein: Im neuen Haushalt solle die Staatsministerin eine kontinuierliche bundesweite Stärkung der Freien Künste ermöglichen.

Während der Tabori-Preis-Verleihung im HAU Hebbel am Ufer überreichten die Performance-Kollektive andcompany&Co und She She Pop das Schreiben an die Kulturstaatsministerin Claudia Roth stellvertretend für die Unterzeichner:innen. Der Brief wurde außerdem den kulturpolitischen Sprecher:innen der demokratisch orientierten Parteien im Bundestag zugestellt.

Hier ist er:

Sehr geehrte Kulturstaatsministerin, liebe Claudia Roth,
als Künstler*innen und Akteur*innen der bundesweit agierenden Freien Darstellenden Künste arbeiten wir in unterschiedlichen Kontexten.

Wir produzieren freies Musiktheater, Tanz oder Schauspiel und Performance für die Bühne, die Straße oder in virtuellen wie öffentlichen Räumen. Wir experimentieren mit Figuren oder Objekten, mit Algorithmen und digitalen Tools, mit diversen Publika – nicht nur, aber besonders im Theater für junges Publikum. All dies konnten wir in den letzten zwei Jahren unter den immens herausfordernden Bedingungen der Pandemie aber auch mit Engagement für ästhetische und soziale Innovation leisten. Wir haben künstlerische Prozesse angestoßen, die die großen gesellschaftlichen Transformationen aufgreifen und produktiv machen.

Wir wissen, dass dies ohne das Engagement und die Förderung des Bundes nicht möglich gewesen wäre. Auf dieser Basis konnte zuvorderst der Fonds Darstellende Künste agieren und Förderprogramme wie #TakeThat und #TakeHeart aufsetzen, die unseren Arbeitsrealitäten und ihren pandemiebedingten Veränderungen entsprechen, und so unsere Arbeit in ihrer Breite und Vielfalt erhalten und weiter fördern. Als frei produzierende Künstler*innen aus unterschiedlichen Genres und Wirkungsfeldern fordern wir die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass der Fonds Darstellende Künste die notwendigen Mittel in ähnlicher Höhe von 50 Millionen Euro jährlich weiter erhält, um seine Förderprogramme auf dem Niveau der laufenden Finanzierungen auch künftig aufrechtzuerhalten sowie weiterzuentwickeln.

In den Jahren 2020 bis 2022 wurden aus dem Programm NEUSTART KULTUR der BKM bislang über 7.500 Anträge seitens des Fonds Darstellende Künste bewilligt. Die Fördermittel erreichten weit über 20.000 in die jeweiligen Projekte involvierten Künstler*innen und sicherten neben der künstlerischen Arbeit auch die Existenz der Beteiligten.

Die Inanspruchnahme der Förderungen hat jedoch auch die bereits vor der Pandemie bestehende Lücke in der Erhaltung und der Weiterentwicklung der Freien Szene und ihrer künstlerisch tätigen Akteur*innen aufgezeigt. Daher fordern wir, in Zukunft auch bundesseitig die Substanz der Freien Darstellenden Künste weiterhin zu erhalten und zu fördern. Zum Vergleich: Für die durchschnittliche Summe des Betriebes eines einzigen größeren Mehr-Sparten-Hauses auf kommunaler oder Landesebene (mindeestens 60 Mio. Euro) könnten die bundesweit agierenden Freien Darstellenden Künste nachhaltig gestärkt und so auch die Kommunen wie Länder in diesem wichtigen Feld unterstützt werden.

Bundesweit würde diese Förderung des Fonds die ganze Bandbreite Darstellender Künste substantiell stärken und in ihrer Innovationskraft langfristig bestätigen. Dies ist heute wichtiger als je zuvor. Denn Themen der Transformation wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, ästhetische Entwicklung, Wissenstransfer, Diversität, Inklusion, sozialräumliche Chancengleichheit oder Generationswechsel warten nicht und gehen uns alle an. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung sind diese genannt und im Feld der Kultur- und Medienpolitik explizit mit einer Stärkung der Freien Szene verbunden worden.

Wir als Künstler*innen der Freien Darstellenden Künste begegnen den genannten Herausforderungen schon jetzt – forschend, erprobend, immer auch spielerisch, ebenso zugänglich wie engagiert. In unserem künstlerischen Handeln ist häufig eine internationale Perspektive inkludiert, die – wie wir auch gerade in dieser schrecklichen Zeit neuer Kriege erfahren müssen – unbedingt weiterentwickelt werden muss. Wir brauchen selbstverständlich kein einzelnes Haus, denn wir sind hunderte von Sparten, Schauplätzen und Strukturen, sondern eine kontinuierliche bundesweite Stärkung über die föderalen auf die jeweiligen Bundesländer bezogene Förderung hinaus – für unsere Arbeit in Netzwerken, für Koproduktionen, für die Weiterentwicklung der Freien Szene und für die Freie Kunst.

Mitunterzeichner:innen sind u.a. die bekannten Performance-Kollektive Rimini Protokoll und Gob Squad, der Musiker Schneider TM, die Kuratorin Margarita Tsomou, der Dramatiker Thomas Köck und die Theatermacherin Simone Dede Ayivi.

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