Legendär sind die virtuosen und dramatischen Pas de deux, die Cranko für die beiden Hauptfiguren schuf. Dem Zuschauer stockt angesichts der tiefen Emotionen, der Drehungen, Hebungen und Würfe in dem leidenschaftlichen Spiegel-Pas de deux sowie im äußerst tragischen Schluss-Pas de deux der Atem. Im reizvollen Kontrast dazu stehen die folkloristisch gehaltenen Garten- und Festszenen. Auch die Entwicklung, die beide Hauptfiguren im Laufe der Handlung erfahren, machen den unglaublichen
Reiz dieses Werkes aus, und so verwundert es nicht, dass die Rollen der Tatjana und des Onegin weltweit zu den Traumpartien vieler Balletttänzerinnen und -tänzer gehören.
In Stuttgart darf man sich nun in den Hauptrollen auf Auftritte von Ersten Solisten freuen, die mit
diesen Partien auch international große Aufmerksamkeit erweckt haben: Die erste Vorstellung am 11.
Juli werden die spanische Erste Solistin Alicia Amatriain und ihr kanadischer Kollege Evan McKie tanzen – letzterer hatte nach seinem Stuttgarter Debüt als Onegin 2010 und Auftritten mit dem Universal Ballet in Seoul, Korea, im Dezember 2011 auf Einladung der Ballettdirektorin Madame Brigitte Lefèvre den Onegin an der Pariser Oper gegeben und damit Publikum und Kritik gleichermaßen zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Nun endlich kommen auch die heimischen Ballettfans wieder in den Genuss seines tänzerischen und dramatischen Talents in dieser Rolle, die McKie ohne Zögern als eine seiner liebsten Partien und größten Herausforderungen beschreibt.
Die zweite Vorstellung am 14. Juli zeigt dann Maria Eichwald als Tatjana. Die gebürtige Kasachin gab
kürzlich ihr Debüt an der Wiener Staatsoper in einem Onegin-Pas de deux mit dem heutigen Wiener
Ballettdirektor Manuel Legris, und brachte die österreichischen Medien ins Schwärmen: Sie sei „mit allen Gaben gesegnet, die es für diesen Beruf, der auch eine Berufung ist, braucht: tänzerisches Talent gepaart mit hervorragender Technik und eine darstellerische Gabe, die die Figuren auf der Bühne erst in ihrer vollen Dimension zum Leben erweckt.“
An ihrer Seite tanzt erstmals Alexander Jones den Onegin – ein überaus bedeutendes Rollendebüt für
den jungen Ersten Solisten aus England. Die männliche Hauptrolle in Crankos meisterlichem Ballett
markiert einen wichtigen Meilenstein in einer Tänzerkarriere, und bringt sowohl das technische als auch das darstellerische Können des Tänzers voll zur Geltung.
zur Handlung:
John Cranko entwickelt die Handlung der berührenden Geschichte so selbstverständlich, dass man den vorliegenden Roman nicht kennen muss. Tatjana, das junge, verträumte Mädchen vom Lande, verliebt sich in den blasierten und arroganten Müßiggänger Onegin aus St. Petersburg, der sie jedoch barsch zurückweist. Stattdessen flirtet er mit Olga, der Schwester Tatjanas. Olgas Verlobter Lenski, ein sensibler Dichter, fordert seinen Freund Onegin angesichts dieser Schmach zum Duell heraus und wird dabei getötet. Erst nach vielen Jahren wird sich Onegin bewusst, dass Tatjana seine große Liebe ist, und er nähert sich ihr erneut. Tatjana hat in der Zwischenzeit allerdings den Fürsten Gremin geheiratet und sich zu einer selbstbewussten und starken Frau entwickelt. Onegin versucht, sie für sich zu gewinnen, aber sie weist ihn zurück, obwohl auch sie ihn noch immer liebt.
Onegin
Ballett in drei Akten von John Cranko nach Alexander Puschkin
Choreographie und Inszenierung: John Cranko
Musik: Peter I. Tschaikowsky (Einrichtung: Kurt-Heinz Stolze)
Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Rose
Mit Alicia Amatriain, Evan McKie, Maria Eichwald und Alexander Jones (Rollendebüt) in den Hauptrollen
Uraufführung: 13. April 1965, Stuttgarter Ballett
Vorstellungen im Opernhaus: 11. / 14. / 15. Juli 2012,
12./16. / 19. / 21. / 27. / 28. Oktober / 17. / 18. (nm/abd) November 2012 / 18. Juli 2013
Tickets online unter www.stuttgarter-ballett.de und telefonisch unter Tel. 0711/ 20 20 90.