Um sich von seinem Stuttgarter Publikum zu verabschieden, bringt der Choreograph in einem großen Ballett noch einmal alle Charakteristika zusammen, für die seine Arbeit weit über Stuttgarts und Deutschlands Grenzen hinaus beliebt ist: Eine anspruchsvolle literarische Vorlage, eine ausgefeilte und vielseitige Musikauswahl, eine Ausstattung, der die Gratwanderung zwischen exakten historischen Vorlagen und hochkreativer Verarbeitung gelingt, und seine besondere Tanzsprache.
Bekannt für sein detailliertes Interesse an komplexen literarischen Vorlagen – sei es Georg Büchners Leonce und Lena, E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann oder Frank Wedekinds Lulu, wählt Christian Spuck mit Das Fräulein von Scuderi auch hier ein besonderes literarisches Werk zur Inspiration seiner Arbeit: E.T.A. Hoffmann veröffentlichte diese erste deutsche Kriminalgeschichte im Jahr 1819. Im Mittelpunkt der Handlung steht die 73-jährige Madeleine von Scudéry, die am Hofe des Sonnenkönigs Ludwig XIV. hohes Ansehen als Dichterin genießt. Als sie ungewollt in eine rätselhafte Mordserie verwickelt wird, gelingt es ihr mit Herz und Verstand, den wahren Täter ausfindig zu machen.
Christian Spuck wirft einen kaleidoskopischen Blick auf die berühmte Novelle und setzt ihre Elemente spielerisch neu zusammen. Das Fräulein von S. ist mit 33 Tänzern sein bisher am größten besetztes Ballett und bietet - mit einem großen Corps de ballet und vielen detailreich gestalteten Einzelrollen - den Tänzerinnen und Tänzern der „Kompanie des Jahres 2011“ eine spannende Herausforderung.
Die Titelrolle und eine weitere Hauptrolle schrieb der Choreograph dabei zwei ganz besonderen
Persönlichkeiten auf den Leib: Marcia Haydée und Mireille Mossé. Für Christian Spuck als letzten von Marcia Haydée engagierten Tänzer ist es eine besondere Freude, dass die ehemalige Primaballerina und Stuttgarter Ballettdirektorin zugesagt hat, die Titelrolle des Fräulein von S. zu übernehmen. Für eine weitere Hauptrolle konnte mit der Französin Mireille Mossé eine unverwechselbare und aus Filmen wie Die Stadt der verlorenen Kinder (1995), Die Frau auf der Brücke (1999) oder Swimming Pool (2003) international bekannte Schauspielerin gewonnen werden.
In den getanzten Hauptrollen werden unter anderen die Ersten Solisten Alicia Amatriain, Anna
Osadcenko, Myriam Simon, Katja Wünsche, William Moore, Marijn Rademaker und Jason Reilly
zu sehen sein.
Das Publikum darf sich bei Das Fräulein von S. nicht nur auf herausragende Darsteller, sondern auch auf die Arbeit eines hochkarätigen künstlerischen Teams freuen. Hier setzt der Choreograph auf die bewährte Zusammenarbeit mit drei Künstlerpersönlichkeiten, mit denen er schon in der Vergangenheit höchst erfolgreiche Produktionen auf die Bühne brachte: Die Kostüm- und Bühnendesignerin Emma Ryott, der Komponist Michael Donner und der Lichtdesigner Reinhard Traub. Hinzu kommt der Dramaturg Michael Küster vom Opernhaus Zürich.
Aus der Feder von Martin Donner stammt die eigens für das neue Ballett komponierte Musik, welche
Spuck mit Kompositionen von Robert Schumann, Philip Glass und Michael Torke kombiniert. Der
Komponist, Instrumentalist, Sounddesigner und DJ Michael Donner komponierte seit 2002 regelmäßig
auch Bühnenmusiken für verschiedene Theater- und Ballettproduktionen, darunter Christian Spucks
Ballette Sleepers Chamber und Der Sandmann für das Stuttgarter Ballett, Kellie, watch the stars für Hubbard Street Dance Chicago, Shifting Portraits für das Saarländische Staatstheater Saarbrücken und Die Kinder für das aalto ballett theater essen.
Christian Spuck erhielt seine Ausbildung an der John Cranko Schule in Stuttgart. Als Tänzer arbeitete er
mit Jan Lauwers’ Needcompany und mit Anne Teresa de Keersmakers Ensemble ROSAS. 1995 engagierte ihn die damalige Direktorin Marcia Haydée als Tänzer ans Stuttgarter Ballett. Im Juni 2001 ernannte Reid Anderson den gebürtigen Marburger zum Hauschoreographen. Seitdem hat Christian Spuck 14 Uraufführungen für die Compagnie choreographiert, darunter die zwei abendfüllenden Handlungsballette Lulu. Eine Monstretragödie und Der Sandmann. Zudem schuf Spuck Stücke für renommierte Ballettcompagnien in Europa und den USA. Neben Die Kinder (nominiert für den Prix Benois 2005 ) entstand Leonce und Lena (nominiert für den Faust 2009) für das Aalto Ballett Theater
Essen, außerdem The Return of Ulysses für das Königliche Ballett Flandern sowie Woyzeck für das
Nationalballett Norwegen. Weitere Arbeiten schuf er für das Königlich Schwedische Ballett, für Hubbard Street Dance Chicago, das Staatsballett Berlin und das Aterballetto. Seine Arbeiten finden sich u.a. im Repertoire der Grands Ballets Canadiens de Montreal, des Lettischen Nationalballetts, des Balletts Dortmund sowie des Staatstheaters am Gärtnerplatz München, des Israel Ballet und des Finnischen Nationalballetts. 2006 erhielt Spuck den Deutschen Tanzpreis „Zukunft“. Neben den Opernproduktionen Falstaff (Wiesbaden), Berenice (Heidelberg) und Orphée et Euridice als Koproduktion des Stuttgarter Balletts und der Staatsoper Stuttgart choreographierte er auch für Gauthier Dance am Theaterhaus Stuttgart. Neben der abendfüllenden Produktionen Don Q. wurde Poppea//Poppea vom Magazin „Dance Europe“ zu den zehn erfolgreichsten Tanzproduktionen des Jahres 2010 gewählt. 2011 wurde Poppea//Poppea mit dem Theaterpreis FAUST 2011 ausgezeichnet.
Ab der Spielzeit 2012/13 übernimmt Christian Spuck die Direktion des Zürcher Balletts.
Das Fräulein von S.
Ein Ballett nach der Novelle „Das Fräulein von Scuderi“ von E.T.A. Hoffmann
Choreographie und Inszenierung Christian Spuck
Musik Michael Donner, Robert Schumann, Philip Glass, Michael Torke
Ausstattung Emma Ryott
Dramaturgie Michael Küster
Licht Reinhard Traub
Musikalische Leitung James Tuggle
Weitere Vorstellungstermine im Opernhaus: 16.2., 19.2. (nm/abd), 24.2., 12.3., 29.3., 31.3.2012
Informationen und Karten
Theaterkasse der Staatstheater Stuttgart,
Königstr. 1B (Theaterpassage), 70173 Stuttgart (Mo.-Fr. 10-19 Uhr, Sa. 10-14 Uhr)
Kartentelefon unter Tel.: 0711 / 20 20 90 (Mo-Fr 10-20 Uhr und Sa 10-18 Uhr)
oder online unter www.stuttgarter-ballett.de.