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Uraufführung: "My Square Lady" von Gob Squad - Komische Oper Berlin

Premiere Sonntag, 21. Juni 2015 | 19 Uhr. -----

Ein Projekt kommt an seinen vorläufigen Schlusspunkt: In der Komischen Oper Berlin erkundet das deutsch-britische Performancekollektiv Gob Squad seit mehr als zwei Jahren mit dem Roboter Myon aus dem Forschungslabor Neurorobotik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin die Oper als »Kraftwerk der Gefühle«.

Ergebnis dieser Opernerkundung ist die Stückentwicklung My Square Lady, die am 21. Juni uraufgeführt wird und insgesamt nur dreimal zu erleben ist. Neben Myon höchstpersönlich stehen Orchester, Solisten, Chorsolisten und Kinderchor der Komischen Oper Berlin unter der musikalischen Leitung von Arno Waschk gemeinsam mit Gob Squad und dem »Team Myon« vom Forschungslabor Neurorobotik unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Hild auf der Bühne. Myons Entdeckungsreise in die Welt der Oper wird als multimediale musik-theatrale Performance lebendig. Das Projekt wird im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes und von der Schering Stiftung gefördert und intensiv begleitet.

Das Projekt Myon ist ein autonomer humanoider Roboter, der mit 1,25 m etwa die Größe eines achtjährigen Kindes hat und mit einer Grundprogrammierung ausgestattet ist, die nur eines festlegt: dass er selbständig – wie ein Mensch – lernt. Mit einem Kameraauge kann Myon seine Umgebung wahrnehmen und visuell verarbeiten.

Ziel des Projektes ist es, Myon zu vermitteln, was es heißt, menschliche Gefühle zu empfinden, sie auszudrücken und bei anderen hervorzurufen. Da die großen Emotionen von Liebe über Eifersucht bis Hass im Zentrum fast jeder Oper stehen, sollte Myon über das Kennenlernen der Welt der Oper und der Menschen, die darin arbeiten, auch etwas über die Welt der Gefühle lernen – so der Ausgangspunkt. Über zwei Jahre war der Roboter mehrfach in der Komischen Oper Berlin zu Gast und erfuhr viel über die Oper: Von Gob Squad an die Hand genommen lernte Myon im Rahmen von Begehungen, Interviews und Proben unterschiedliche Facetten kennen – von der Arbeit an Bühnenpforte und Kartenkasse über die Bedeutung von Kostümen und Maske bis hin zu komplexen

Vorgängen wie Dirigieren, Gesang, Ausdruck und Darstellung. Und nicht nur

Myon lernte durch das Projekt, sondern auch die beiden anderen Partner: Gob Squad, die bis dahin wenig Kontakt mit der Gattung hatten, erhielten einen neuen, ganz eigenen Eindruck von der Kunstform Oper und der Institution Opernhaus. Für die Beteiligten aus der Komischen Oper Berlin ergab sich durch Myon und die Arbeit von Gob Squad ein anderer Blick auf vertraute Inhalte und Arbeitsprozesse. Gob Squads Stückentwicklung My Square Lady

Am Anfang standen grundsätzliche Fragen: Was macht einen Menschen zum Menschen? Und wie lässt sich ein Gegenstand oder ein »einfaches Lebewesen« zu einem solchen formen? Fragen, die auch in George Bernard Shaws Schauspiel Pygmalion und Frederick Loewes berühmtem Musical My Fair Lady aufgegriffen werden. Vom Musical entlehnt ist daher auch der Titel der Stückentwicklung: My Square Lady. Ein persönlicher, emotionaler Bezug zur jeweiligen Musik bildete den Ausgangspunkt für die finale Musikauswahl von Gob Squad, die auf Vorschlägen von Mitarbeitern der Komischen Oper Berlin und Mitwirkenden von My Square Lady basiert und versucht Myon das gesamte Spektrum menschlicher

Gefühle nahe zu bringen. Ob Myon schließlich zum Menschen oder gar zum Opernstar taugt, wird er auf der großen Bühne unter Beweis stellen.

Gob Squad

My Square Lady

Von Menschen und Maschinen.

Eine Opernerkundung [2015]

in deutscher und englischer Sprache

Stab

Arrangement und Musikalische Leitung: Arno Waschk

Konzept, Regie und Kostüme: Gob Squad (Johanna Freiburg, Sean Patten,

Sharon Smith, Berit Stumpf, Sarah Thom, Bastian Trost, Simon Will)

Bühnenbild: Gob Squad und Romy Kießling

Entwicklung und Betreuung Roboter: Manfred Hild & Team

Dramaturgie: Ulrich Lenz, Christina Runge

Chöre: Andrew Crooks

Video: Kathrin Krottenthaler

Licht: Diego Leetz

Besetzung

Roboter: Myon

Gob Squad: Johanna Freiburg, Sean Patten, Bastian Trost

Komische Oper Berlin: Katarina Morfa, Christiane Oertel, Caren Van Oijen, Mirka Wagner, Bernhard Hansky, Carsten Sabrowski, Christoph Späth

Orchester, Chorsolisten und Kinderchor der Komischen Oper Berlin

Weitere Termine: 25. Juni und 5. Juli 2015

Kartentelefon (030) 47 99 74 00

Montag bis Samstag 9 bis 20 Uhr, Sonn- und Feiertage 14 bis 20 Uhr

karten@komische-oper-berlin.de

www.komische-oper-berlin.de

***

Hintergrund

Gob Squad

Gob Squad ist ein siebenköpfiges Künstlerkollektiv, das seit 1994 an der Konzeption, Inszenierung und Darstellung von Live-Performance im Grenzbereich von Theater, Kunst und Medien arbeitet. Alltags- und Kunstraum gehen in Gob Squads Arbeiten auf Kollisionskurs: Utopische Szenarien treffen stets auf die Realität einer konkreten Situation, deren Ausgang ungewiss ist. Motiviert durch den Wunsch nach Selbstermächtigung und Selbsterhöhung, nach kollektiver Erfahrung und echter Begegnung, suchen Gob Squad nach Begegnungen mit Zuschauern und Passanten, die über das klassische Rezeptionsverhältnis hinausgehen. Für ihre Arbeiten wählen sie meist eine mediale Vermittlung, um unter der digitalen und gepixelten Oberfläche des 21. Jahrhunderts, Sehnsucht und Begehren freizulegen. In Berlin arbeiteten Gob Squad bisher unter anderem an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und am HAU Hebbel am Ufer.

Weitere Informationen unter www.gobsquad.com

Das Forschungslabor Neurorobotik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin

Das Forschungslabor Neurorobotik (NRL) ist Teil des Fachbereichs VII der BeuthHochschule für Technik Berlin. Das Labor entwickelt und erforscht Morphologien und verteilte neuronale Regelungen für autonome Roboter. Es ist speziell an adaptiven und robusten Verhaltensweisen interessiert. Adaptiv bedeutet hierbei, dass das Verhalten sich an den Körper des Roboters und Umweltgegebenheiten anpassen kann. Daher ist es wesentlich, dass die Roboter sich innerhalb der realen Umwelt frei bewegen können (was im Fachjargon als Embodiment und Situatedness bezeichnet wird). Die untersuchten Morphologien und Regelungen werden in Analogie zum menschlichen und tierischen Nervensystem gesehen, das heißt die sensomotorischen Regelkreise sollen in einer gewissen

Abstraktionsebene die Strukturen und Neurodynamiken eines Gehirns nachbilden.

Weitere Informationen unter www.neurorobotik.de

Myon

Myon ist ein modularer humanoider Roboter, der während der Laufzeit demontiert und wieder zusammengesetzt werden kann. Die Körperteile sind in einem dreifachen Sinn voll autonom: sie verfügen alle über eine eigene Energieversorgung, Rechenleistung und eine neuronale Netzwerk-Topologie, die den Standalonebetrieb der einzelnen Gliedmaße erlaubt. Der Roboter wurde speziell für Robustheit und einfache Wartung konzipiert und optimiert. Er weist eine Kombination aus einem Endoskelett mit einem stabilisierenden Exoskelett auf, wobei letzteres auch ohne technische Werkzeuge abgenommen werden kann.

Einer der wesentlichen Teile ist ein neuartiger Flansch, der die Körperteile mechanisch fest verbindet und gleichzeitig die Weiterleitung der Versorgungsleitungen und sensomotorischen Signale ermöglicht. Der Roboter besteht aus sechs Körperteilen (Kopf, Torso, 2 Armen, 2 Beinen). Myon ist 1,25 m groß und wiegt etwa 16 kg, inklusive der Schalen. Insgesamt werden 48 Aktuatoren benutzt um 32 Freiheitsgrade (Degrees of Freedom, DOF) anzusteuern. Mit Ausnahme des Auges wird für jedes Gelenk der gleiche Aktuator verwendet (Dynamixel RX-28 von Robotis). Gelenke, die mit besonders hohen Lasten arbeiten müssen, z.B. das Knie, werden von mehreren Aktuatoren parallel angetrieben.

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