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"Am Boden" von George Brant am Theater Ulm

Premiere am Freitag, den 15. März 2019 um 19.30 Uhr im Podium

Sie heißen "Predator", das Raubtier, oder auch "Reaper", der Sensenmann: tötende, unbemannte Luftfahrzeuge, die ungesehen von ihren Opfern durch die Lüfte fliegen. Weit entfernt von den Einsatzorten der Drohnen, in klimatisierten Büroräumen sitzen ihre Pilotinnen und Piloten und verfolgen die Ziele auf den Computerbildschirmen vor sich, den Joystick in der Hand.

Nur ganz wenige Pilotinnen dienen in der US Air Force. Sie, die Protagonistin in George Brants preisgekröntem Monolog "Am Boden", ist eine davon, weltweit im Kampfeinsatz. Doch nach ihrer Schwangerschaft und der Geburt ihrer Tochter wird sie versetzt: Aus dem geliebten Cockpit des Kampfflugzeugs F16, dem süchtig machenden Alleinsein in Überschallgeschwindigkeit im Blau des Himmels, schickt sie der Befehl in die Ödnis einer Kampfdrohnen-Einheit.

„Am Boden“ sein heißt für sie: Die Schönheit des Fliegens, die Anspannung des Kampfeinsatzes in der Luft ist ersetzt durch das monotone Lenken der ferngesteuerten Drohne „Reaper“. Sie ist nun ein „Sesselfurzer“ im Kampfanzug. Es deprimiert sie: Der permanente Blick auf das Grau des Bildschirms, die stupide Routine im Militärkomplex bei Las Vegas soll ihre Zukunft sein?

Regisseur Andreas Nathusius betrachtet die Pilotin – dargestellt von Marie Luisa Kerkhoff – vor dem Hintergrund einer diffusen Kriegsführung, die unter dem Deckmantel der militärischen Effizienz Kollateralschäden hinzunehmen bereit ist. In der Inszenierung, dramaturgisch betreut von Chefdramaturg Dr. Christian Katzschmann, richtet sich der Blick auf Geschlechterstereotypen mit der Frage, was passiert, wenn der Krieg ins Virtuelle verlagert wird und zugleich auf die mörderischen Folgen der sterilen Kriegstechnologie – für Opfer und Täter.
Das Bühnenbild von Susanne Harnisch, die auch für das Kostüm verantwortlich zeichnet, nimmt in diesem Sinne wortwörtlich den Menschen ins Fadenkreuz - aus militärischer Perspektive der "emotionale Schwachpunkt" im System.

"Am Boden" von George Brant ist ein radikaler, ungewohnt intimer Einblick in das Leben und Fühlen einer jungen Kriegspilotin – und in die technologisch-virtuelle Kriegsführung unserer Gegenwart. Ein knallhart recherchierter Monolog zwischen Kriegsdrama und Psychothriller, der seit seiner Uraufführung 2013 die Bühnen dieser Welt im Sturm erobert.

Inszenierung Andreas Nathusius
Ausstattung Susanne Harnisch
Dramaturgie Dr. Christian Katzschmann
Regieassistenz, Abendspielleitung & Inspizienz Joshua Taylor

Mit
Marie Luisa Kerkhoff (Die Pilotin)

20/03/19 MI Podium
19.30
22/03/19 FR Podium
19.30  
02/04/19 DI Podium
19.30
11/04/19 DO Podium
19.30  
13/04/19 SA Podium
19.30
18/04/19 DO Podium
19.30
26/04/19 FR Podium
19.30
10/05/19 FR Podium
19.30

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