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„Effi Briest (27)“ im Theater Bremen

Premiere am 3. März 2018 um 20 Uhr im Kleinen Haus

Die junge Effi heiratet auf Zureden ihrer Mutter den mehr als doppelt so alten Baron Instetten. Dieser behandelt Effi wie ein Kind. Sie vereinsamt in ihrer Ehe, fühlt sich funktionslos und allen unterlegen. Um der emotionalen Ödnis zu entfliehen, geht sie eine kurzzeitige Affäre mit dem Offizier Crampas ein. Jahre später findet Instetten Liebesbriefe Crampas und tötet diesen, der – von ihm selbst angezweifelten – gesellschaftlichen Norm genügend, im Duell. Effi ist geächtet, wird verstoßen, erkrankt und stirbt.

 

Nach ihrer Inszenierung von Michel Houellebecqs „Unterwerfung“ in der vergangenen Spielzeit kommt die Regisseurin Leonie Böhm für eine weitere Romanadaption an das Theater Bremen. „Effi Briest (27)“, basierend auf dem Literaturklassiker Theodor Fontanes.

Leonie Böhm nähert sich ihren Stoffen, indem sie die Liebesbeziehungen der Protagonisten in den Fokus stellt. Dies gilt auch für das „Spiel nach Fontane“ – so der Untertitel der Produktion –, bei dem alle Rollen mit Männern besetzt sind.  Zum Ensemble gehören neben Alexander Angeletta, Matthieu Svetchine und Justus Ritter die Gäste Vincent Basse und der Musiker Johannes Rieder. „Diese Setzung verhindert die schlichte Reproduktion von stereotypen Rollenbildern“, kommentiert Dramaturg Volker Bürger die Entscheidung. „Die Verschiebung öffnet den Blick auf Ehe- und Beziehungskonflikte, die durch eine einfache geschlechtliche Duplizierung von Rolle und Darsteller*in vielleicht weniger bewusst erlebt werden würden.“

Das Regieteam entwickelte eine knappe Spielfassung, die alle wichtigen Stationen des Handlungsbogens beinhaltet, ohne alles kleinteilig festzuschreiben. „Leonie Böhm sieht das Theater nicht als literaturmuseale Einrichtung, in der Klassiker schlicht nacherzählt werden“, bemerkt Volker Bürger. Sie gebe so den Spielern im Probenprozess viel Raum für eigene Impulse und Gestaltung, suche diesen immer das lebendige und sehr freie Zusammenspiel, eine performative Spielweise.

Leonie Böhm studierte Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel bei Urs Lüthi, es folgte das Regiestudium an der HfMT in Hamburg. Die im Rahmen des Studiums entstandenen Regiearbeiten „Bittere Tränen" (2014) und „Kasimir und Karoline“ (2015) wurden zu zahlreichen Gastspielen eingeladen. Leonie Böhm inszenierte auch am Thalia Theater Hamburg, am Theater Konstanz und an den Münchner Kammerspielen. „Effi Briest (27)“ ist nach „Unterwerfung“ ihre zweite Arbeit am Theater Bremen.

Regie:                         Leonie Böhm
Bühne:                        Zahava Rodrigo
Kostüme:                    Helen Stein, Magdalena Schön
Musik:                        Johannes Rieder
Dramaturgie:              Volker Bürger

Mit:                             Alexander Angeletta, Vincent Basse, Johannes Rieder, Justus Ritter, Matthieu Svetchine

Bild: Theodor Fontane

 

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