Anfang des 20. Jahrhunderts macht sich ein junger Mann auf in die deutschen Kolonien der Südsee. Er kauft die Insel Kabakon im damaligen Deutsch-Neuguinea, um Kokosnüsse anzubauen, zu ernten, und sich von diesen zu ernähren. Ausschließlich. Sein Beitrag zur Weltrettung. Der erste Extremveganer mit starkem religiösem Motiv. Die Kokosnuss gilt ihm als das Ebenbild Gottes. Er reist auf die Insel in der Hoffnung auf Nachahmung. Ein Sonnenorden soll entstehen. Christian Kracht erzählt in seinem Roman „Imperium“, erschienen 2012, die Geschichte dieser Unternehmung – und ihr grandioses Scheitern.
In der Inszenierung geht es um die Imperien, die uns beherrschen, bestimmen, unter deren Gewalt, Einfluss und Atmosphäre wir stehen. Und um die Impulse, diese Einflusssphären zu verlassen. Wie August Engelhardt. Eine Insel suchen. Kabakon. Das tun, was sonst niemand tut. Konsequent. Weltrettend. Mit großer Utopie, Illusion, Sehnsucht. Freilich ist er verdammt zum Scheitern. Denn die nächsten Imperien warten. Und er scheitert auch an sich selbst, an seinen Ansprüchen, seiner fanatischen Religiosität, auch an seinem Antisemitismus. Zwar hat August Engelhardt überlebt, der Kokovore und Nudist, aber das Coca-Cola-Imperium macht ihn zum Hollywood-Stoff der Träume. Global, weltumspannend. In nuce: Hinter dem scheinbaren Nihilismus steckt die Sehnsucht nach einem anderen Weltzustand.
Auch um die Freude am Spiel und die Lust an einer provokanten Alternativgeschichte geht es. Erzählt wird die Robinsonade des Paradiesvogels Engelhardt. Das Insel-Topos macht den Roman interessant für das Theater am Rand und seine Begründer. Das Theater selbst ist ein radikalökologischer Raum. Ganz aus Holz. Die Natur draußen wird ins Haus geholt, das selbst Natur ist. Krachts Engelhardt-Geschichte ist für den Rand gemacht. Das Unmögliche versuchen. Mit der Gefahr zu scheitern. Aber Sieg und Niederlage sind keine Kategorien für das Theater am Rand.
Solcherart geballte radikale Gedanken verlangen auch eine eigne Theaterform. Es erwartet Sie ein Theaterspektakel unter Einbeziehung des gesamten Theatergeländes und der Landschaft.
Das Stück wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
Es spielen
Julia Jäger
Wolfgang Krause Zwieback
Christian Schmidt
Thomas Rühmann
Tobias Morgenstern
September
Do 05.
19:00 Uhr
buchbar
Fr 06.
19:00 Uhr
buchbar
Sa 07.
18:00 Uhr
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So 08.
17:00 Uhr
buchbar