Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Molières Komödie »Der Menschenfeind« im Theater MagdeburgMolières Komödie »Der Menschenfeind« im Theater MagdeburgMolières Komödie »Der...

Molières Komödie »Der Menschenfeind« im Theater Magdeburg

Premiere Sa. 26. 9. 2020, 19.30 Uhr, Schauspielhaus Bühne

Im Mittelpunkt der höheren Gesellschaft, die von Eifersüchteleien und Selbstdarstellung geprägt ist, steht Célimène (Undine Schmiedl). Sie wird von allen Seiten umworben, jeder möchte mit ihr befreundet sein. Und ausgerechnet Alceste (Tim Kramer), ein bekennender Menschenfeind, verliebt sich entgegen all seiner Prinzipien in die junge Witwe. Für Regisseurin Elisabeth Gabriel ist Alceste eine tragisch-komische Figur: Er hat hohe Ansprüche an sich und die Welt, und wirft sie über Bord, wenn es um die Liebe zu Célimène geht. Diese Inkonsequenz wird ihm letztendlich zum Verhängnis …

Copyright: Kartal Karagedik: Tim Kramer

Die Oberflächlichkeit der Protagonist*innen in Molières Komödie führt ein zeitloses Problem der menschlichen Gesellschaft vor Augen: Man ist aufeinander angewiesen und muss sich deshalb vertrauen können. Doch diese Abhängigkeit führt dazu, immer im besten Licht dastehen zu wollen. Ein Mechanismus, der heute beispielsweise durch soziale Medien weiter verstärkt wird. »Im Internet zeigt man sich als bessere Version von sich selbst und hält mit allen möglichen Menschen unverbindlich Kontakt, weil man nie weiß, wann man füreinander nochmal wichtig werden könnte«, sagt Regisseurin Elisabeth Gabriel.

In der Inszenierung wird die Verbindung des traditionellen wie zeitlosen Stoffs mit der Gegenwart deutlich. Die Bühne (Vinzenz Karl Hegemann) erinnert an einen dem Magdeburger Publikum wohlbekannten, halböffentlichen Raum, in dem die Party – angeheizt durch einen DJ – bereits im vollen Gange ist. Während im Vordergrund gesellschaftliche Etikette zählt, beobachtet die illustre Schickeria im Bühnenhintergrund permanent das Geschehen. Für die Kostüme zeichnet die Wiener Kostümbildnerin Ingrid Leibezeder verantwortlich, die zeitgenössische Stoffe und Schnitte mit barocken Elementen verbindet. Bei der Übersetzung hat sich Elisabeth Gabriel für die sehr zugängliche Fassung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens (1982) entschieden: »Sie lässt ein sehr direktes Spiel zu, und trotzdem arbeitet sie mit dem Reim und transportiert die Eleganz der französischen Sprache«, betont sie.

Die Inszenierung ist die nunmehr dritte Zusammenarbeit von Elisabeth Gabriel als Regisseurin und Schauspielchef Tim Kramer als Protagonist auf der Bühne. Sie haben in dieser Konstellation bereits zweimal am Theater St. Gallen zusammengearbeitet. Für Tim Kramer ist es nach zwei Premieren als Regisseur (»Der gute Mensch von Sezuan«, »Engel in Amerika«) das erste Mal, dass er als Darsteller auf der Bühne des Theaters Magdeburg steht.

Der Menschenfeind Von Molière
Regie Elisabeth Gabriel
Bühne Vinzenz Karl Hegemann
Kostüme Ingrid Leibezeder
Musik Nikolaus Woernle
Dramaturgie Caroline Rohmer, Laura Busch

Mit Undine Schmiedl, Carmen Steinert, Saskia von Winterfeld, Christoph Bangerter, Frederik F. Günther, Tim Kramer, Andreas C. Meyer, Thomas Schneider

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLE SPRÜNGE -- Arabella Steinbacher im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Stimmungsvolle Werke hatte sich die Geigerin Arabella Steinbacher zusammen mit dem Pianisten Peter von Wienhardt ausgewählt. Im Arrangement von Jascha Heifetz erklangen zunächst vier leidenschaftlich…

Von: ALEXANDER WALTHER

PRÄZISE STRUKTUREN -- Neue CD: Schostakowitschs Präludien & Fugen op. 87 bei Pentatone/ Wer sie in S

Wer sie in Stuttgart mit Prokofieffs drittem Klavierkonzert erlebt hat, wird sie nicht vergessen. Die Rede ist von der russischen Pianistin Yulianna Avdeeva, die die Präludien und Fugen von Dmitri…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche