Auch nachdem das päpstliche Opernverbot im Jahre 1710 aufgehoben wurde, waren Bühnenkompositionen von der katholischen Kirche ausdrücklich nicht erwünscht. So beugte sich auch de Almeida wie andere Komponisten dem päpstlichen Willen und verzichtete offiziell auf das Komponieren von Opern. Inoffiziell jedoch wurde unter dem Deckmantel religiöser Textbücher in ähnlichem Stile komponiert wie für das Theater: Alle Affekte wie Liebe, Hass und Eifersucht waren auch hier vorhanden. Die römische Mezzosopranistin Cecilia Bartoli dokumentierte kürzlich mit ihrem CD-Album „Opera proibita“ dieses musikhistorische Phänomen. Bald nach der Uraufführung von La Giuditta kehrte de Almeida in seine Heimat zurück, wo es ihm allerdings nicht gelang, an seine römischen Erfolge anzuknüpfen. So geriet der Komponist schnell in Vergessenheit, bis vor ungefähr zwanzig Jahren La Giuditta durch den auf Barock spezialisierten Dirigenten René Jacobs in der Notenbibliothek des Preußischen Kulturbesitzes entdeckt wurde. Die bald darauf entstandene CD-Einspielung für das Label Harmonia Mundi wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Bei der Frankfurter Neuinszenierung handelt es sich um die Szenische Erstaufführung des Werkes.
Die Handlung basiert auf der Geschichte von Judith und Holofernes im Alten Testament und gehört zu den seinerzeit sowohl in der bildenden Kunst als auch in der Sakralmusik am häufigsten zitierten Episoden: Die Assyrer belagern die jüdische Stadt Betulia. Deren verzweifelte Bewohner ziehen in Erwägung, sich kampflos zu ergeben, sollte das Schicksal sich nicht wenden. Dies missfällt der jungen Witwe Giuditta. Deshalb macht sie sich auf zum Lager der Assyrer, deren Feldherr Holofernes sogleich ihre Schönheit bewundert. Giuditta gewinnt das Vertrauen des Kriegers. Als dieser eines Nachts betrunken auf seinem Lager liegt, nutzt die junge Frau ihre Chance und schlägt dem Widersacher mit dem Schwert den Kopf ab. Das jüdische Volk ist befreit.
Die musikalische Leitung dieser Frankfurter Neuproduktion hat Studienleiter Felice Venanzoni. Als Dirigent trat der Italiener in Frankfurt vor allem mit dem Monteverdi-Zyklus im Bockenheimer Depot sowie u.a. mit Händels Agrippina und Ariodante im Opernhaus in Erscheinung. Zudem gilt er als gefragter Cembalist, dessen intelligent gestaltete Rezitativbegleitung nicht nur die Barock-Fachwelt begeistert. Für die Inszenierung kehrt der Kanadier Guillaume Bernardi nach Frankfurt zurück, der im Bockenheimer Depot bereits Haydns L’isola disabitata (2002/03) und Marc Neikrugs Musikdrama Through Roses (2005/06) erarbeitete. 2006/07 gab er mit Mozarts Le nozze di Figaro sein Debüt im Opernhaus. Die Besetzung aus Ensemblemitgliedern der Oper Frankfurt ergänzt mit Matthias Rexroth als Gast einer der gefragtesten Countertenöre der internationalen Opernszene.
LA GIUDITTA
Oratorium in zwei Teilen von Francisco António de Almeida
Text von unbekanntem Dichter nach dem Alten Testament
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Felice Venanzoni
Inszenierung: Guillaume Bernardi
Bühnenbild: Dirk Becker
Kostüme: Jorge Jara
Dramaturgie: Zsolt Horpácsy
Licht: Matthias Paul
Giuditta, eine junge Witwe: Brenda Rae
Holofernes, assyrischer Feldherr: Julian Prégardien
Achior, Hauptmann der Ammoniter: Christiane Karg
Ozias, Befehlshaber von Betulien: Matthias Rexroth
Statisterie der Oper Frankfurt
Mitglieder des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters und Gäste
Die Produktionen im Bockenheimer Depot werden gefördert von der Aventis Foundation
Weitere Vorstellungen: 14., 16., 18., 20., 21. Juni 2010
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Preise: € 12 bis 50 zzgl. 12,5% Vorverkaufsgebühr
(außer an der Vorverkaufs- und Abendkasse der Oper Frankfurt)
Karten sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, per Ticket-Hotline 069 – 13 40 400 oder online unter www.oper-frankfurt.de erhältlich.