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Uraufführung: "Die Wahrheit über Leni Riefenstahl (inszeniert von ihr selbst)" von John von Düffel - Theater Oberhausen

Premiere 3. Februar 2023, 19:30 Uhr, Großes Haus

Leni Riefenstahl – begnadete, aber naive Filmemacherin oder berechnende, opportunistische Politikerin? Fakt ist, sie war eine Künstlerin. Sie begann ihre Karriere als Tänzerin, etablierte sich aber nach einer Knieverletzung in der Weimarer Republik als Schauspielerin im Bergfilmgenre. 1932 folgte ihr Regiedebüt mit Das blaue Licht – bei dem sie als Hauptdarstellerin, Regisseurin, Koproduzentin und Drehbuchautorin fungierte. Ihre folgenden Filme erhielten zahlreiche Auszeichnungen und wurden als ästhetische Meisterwerke gefeiert.

Copyright: Theater Oberhausen

Fakt ist auch: Sie war sowohl Hitler als auch Goebbels nahe. Nach ihrem Aufsehen erregenden Regiedebüt wurde Riefenstahl von beiden umworben und ging bereitwillig auf die Angebote ein. Sie drehte für das NS-Regime propagandistische Filme und hielt mit dem „Sonderfilmtrupp Riefenstahl“ Hitlers Überfall auf Polen auf Film fest. 1940 bediente sie sich für ihren Spielfilm Tiefland aus dem KZ Salzburg- Maxglan an 132 inhaftierten Sinti als „südländisch aussehenden“ Statist:innen – unbezahlte Arbeitskräfte, über die sie frei verfügen konnte. Über die Hälfte dieser Menschen wurde später in Auschwitz ermordet. Eisern hielt sie an der Aussage fest, dass dies eine Lüge sei – noch ein Jahr vor ihrem Tod behauptete sie 2002 standhaft in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau: „Keinem einzigen ist etwas passiert.“

Der preisgekrönte Dramatiker John von Düffel liefert nun eine Neubewertung der „Mitläuferin“ und zeigt Riefenstahl als Konstrukteurin von Welt-, Helden- und Körperbildern, aber auch als geschickte Konstrukteurin des Bildes ihrer selbst. Wer ist oder war Leni Riefenstahl wirklich? Was war ihre Rolle als Frau in einer Macht- und Männerdomäne? Was als heiteres Erklimmen der Karriereleiter im nationalsozialistischen Regime beginnt, wird zur zunehmend finsteren Darlegung ihrer Täterschaft.

Regie
Kathrin Mädler
Bühne und Kostüme
Mareike Delaquis Porschka
Musik
Cico Beck
Dramaturgie
Saskia Zinsser-Krys

MIT TORSTEN BAUER, ANKE FONFEREK, MARIA LEHBERG, RONJA OPPELT, PHILIPP QUEST, JENS SCHNARRE

WEITERE VORSTELLUNGEN: 04.02.2023, 17./19.03.2023

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