Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Beethoven. Unerhört. Grenzenlos" - Ballett von Guido Markowitz und Damian Gmür im Theater Pforzheim "Beethoven. Unerhört. Grenzenlos" - Ballett von Guido Markowitz und Damian..."Beethoven. Unerhört....

"Beethoven. Unerhört. Grenzenlos" - Ballett von Guido Markowitz und Damian Gmür im Theater Pforzheim

Premiere Sa. 29.01.2022, 19:30, Großes Haus

Beethovens Musik in der Sprache des Zeitgenössischen Tanzes. --- Taub sein. Keine Worte mehr hören, keine Sprache und auch keine Töne. Aber in Ohren und Kopf ein Sausen und Brausen Tag und Nacht, das zu ertragen war. Dazwischen: umfassende musikalische Sätze, Gedanken, Bilder und Visionen. Unvorstellbar sind für die Hörenden Leiden und Kraft, die Ludwig van Beethoven als Komponist und als Mensch in seinem Leben aushalten musste und aufbringen konnte.

 

Copyright: Andrea D'Aquino

Die Gehörlosigkeit führte den Komponisten, der 1770 geboren worden war, ab seinem 48. Lebensjahr schließlich in die absolute Stille. Dennoch schenkte er der Menschheit sein wenn nicht größtes Werk: Die 9. Sinfonie. Bis heute gilt sie als vollkommener Ausdruck der Idee von der Erneuerung des Menschen und der Welt. Als monumentale, sinfonische Gesamtkomposition gleicht sie einem Wandgemälde der Welt im Übergang in ein neues Zeitalter. Es zeigt sie in brodelndem Urzustand und mit hereinbrechendem Licht; in einer dionysischen Feier der Menschen in neuer Gemeinschaft, die sodann versucht, zu einer heroischen Entschlossenheit zu gelangen. Auf den letzten Flecken der Leinwand wird das neue Weltalter angekündigt, in dem der Mensch in Rückbesinnung auf die Natur zu eigener edler Natur findet.

Ballettdirektor Guido Markowitz und Co-Choreograf Damian Gmür wählen Beethovens sinnstiftende Musik jetzt als Grundlage für ihre neue gemeinsame Arbeit im Großen Haus. Zusammen mit Generalmusikdirektor Robin Davis, den Tänzerinnen und Tänzern des Ballett Theater Pforzheim, Sounddesigner Fabian Schulz, Videobildner Philipp Contag-Lada und Kostümbildnerin Erika Landertinger dekonstruieren sie im Zuge ihrer Auseinandersetzung mit den Zuständen der Welt Beethovens 9. Sinfonie und  gelangen so zu einer expressiven zeitgenössischen Tanz-Erzählung über starke Kräfte, die gegensätzlich auf Mensch und Welt einwirken und sie herausfordern.

Themen, die Markowitz und Gmür in ihren jüngsten Werken „Die vier Jahreszeiten“, „Brahms – Glaube Liebe Hoffnung“, „Wolken die uns nicht tragen“ und „45“ bereits aufgegriffen haben, werden dabei fortgeführt. Markant: Tänzerinnen und Tänzer des Urban Theater Pforzheim Lab wirken erstmals an einer großen Produktion des Ballett Theater Pforzheim mit. Die Vielfalt von Tanz als Energie, Sprache und Stil ausschöpfend, überführen Guido Markowitz und sein Team so Beethovens „Evangelium der Weltharmonie“, in dem der Mensch, so Friedrich Nietzsche, „das Gehen und Sprechen verlernt habe und auf dem Wege sei, tanzend in die Lüfte emporzufliegen“, in neue Bilder und eine spannungsvolle, assoziationsreiche Erzählung über das Mauern und Verzagen, das Aufbrechen, Kämpfen und Verändern.

Nachdenklich machen wird der Schluss dieser neuen Premiere: Der berühmte vierte Satz mit Friedrich Schillers Zitat "Freude, schöner Götterfunken" als Ausdruck universeller Gemeinschaft wird nicht mit einem groß besetzten Chor realisiert werden können. Stattdessen verwandeln die Künstler ihn in ein überraschendes Finale.  

Tänzer – Charles Antoni, Mirko Ingrao, Dominic McAinsh, Willer Goncalves Rocha, Emanuele Senese, Tswe-Wei Wu

Tänzerinnen – Marta Allocco, Mei Chen, Fabienne Deesker, Elise de Heer, Stella Covi, Eunbin Kim, Mikaela Kos, Eleonora Pennacchini, Sara Scarella (a.G.)

Urban Theater Pforzheim Lab 2 – Philipp Raiss, Maren Wittig, Sergej Kalyukh, Donya Ahmadifar

Solisten –  Jina Choi, Stamatia Gerothanasi, Dirk Konnerth, Paul Jadach

Badische Philharmonie Pforzheim

Musikalische Leitung – Robin Davis
Choreografie und Inszenierung – Guido Markowitz, Damian Gmür
Bühne  – Philipp Contag-Lada
Sounddesign - Fabian Schulz'
Kostüme - Erika Landertinger
Dramaturgie – Alexandra Karabelas

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑