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Goethes „Urfaust“ im Deutschen Nationaltheater Weimar

Premiere Freitag, 4. Oktober 2019, 19.30 Uhr im Großen Haus.

Mit einer Neuinszenierung von Goethes „Urfaust“ schlägt das DNT Weimar ein weiteres Kapitel in der Beschäftigung mit dem für seinen Spielplan unverzichtbaren Stoff auf. Obwohl von der Nachwelt als eigenständiges Werk anerkannt, handelt es sich beim „Urfaust“ (bekannt auch als „Faust in ursprünglicher Gestalt“) um ein Fragment, einen ersten Entwurf der späteren Tragödie, der bereits bei Goethes Ankunft in Weimar 1775 vorlag.

Copyright: Candy Welz

Im Mittelpunkt der losen Szenenfolge steht weniger das Menschheitsdrama zwischen Himmel und Hölle, sondern die tragische Liebesgeschichte eines Intellektuellen und eines jungen Mädchens. Heinrich Faust ist auch hier der an sich selbst verzweifelnde Gelehrte, der trotz seines umfassenden irdischen Wissens nicht zu einem tieferen Verständnis über die Welt vorzudringen vermag. Rastlos wirft er sich in diese hinein, begleitet von Mephisto, der als vielseitiger Verwandlungskünstler zu seinem Mentor, zum Strippenzieher und Kuppler wird.

Auf seiner Suche nach einer Erfahrung, die das sich in ihm ausbreitende Gefühl der Leere verdrängen und die Schranken seines Verstandes durchbrechen könnte, begegnet Faust der deutlich jüngeren Margarete und verfällt ihr. Das (im philosophischen Sinne) unaufgeklärte katholische Mädchen, ihre Hingabe zu Gott und die Schlichtheit ihres Lebens üben eine große Faszination auf ihn aus. In ihr entdeckt er jene naturhafte Reinheit und Berührbarkeit, die ihn aus seiner Lebenskrise herausführen soll.

Margarete ist ebenfalls beeindruckt von dem Mann, der für sie das Tor zu einer ihr bislang verschlossen gebliebenen Welt darstellt: zur Oberschicht, zu Intellektualität und Sexualität. Doch es geht Faust bis zum Ende auch in der Liebe nur um die Überwindung seines Selbsts. Margarete zerbricht letztlich daran, sie tötet das gemeinsame Kind und wird dafür zum Tode verurteilt.

Regie führt Tobias Wellemeyer, der nach zwölf Jahren als Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden 2001 die Leitung der Freien Kammerspiele Magdeburg übernahm. Von 2004 bis 2009 war er Generalintendant des Theaters Magdeburg, von 2009 bis 2018 Intendant des Hans-Otto-Theaters in Potsdam. Seit 2018 als freischaffender Regisseur tätig, stellt er sich im Team mit Bühnenbildner Harald Thor, Kostümbildnerin Tanja Hofmann und dem Musiker Marc Eisenschink mit dieser Inszenierung nun erstmals auch dem Weimarer Publikum vor.

Es spielen Marcus Horn (Faust), Anna Windmüller (Mephisto / Erdgeist), Rosa Falkenhagen (Margarete), Johanna Geißler (Marthe), Tahera Hashemi (Lieschen), Max Landgrebe (Wagner), Thomas Kramer (Valentin) und Janus Torp (Student) sowie Mitglieder der Statisterie des DNT Weimar.

Weitere Vorstellungen: 13., 26.10., 2., 14., 24.11., 7., 27.12. sowie ab Januar 2020

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